Vorab muss ich einmal sagen, dass ich schon seit langer Zeit Besucher dieser Website bin und regelmäßig die Artikel hier lese. Nach diesem Kommentar jedoch, musste ich mich allerdings doch mal zur Wort melden, denn es juckt schon sehr in den Fingern
Beim Lesen des Kommentars musste ich mich doch mehrmals vergewissern, ob da oben in der Adresszeile tatsächlich pcgameshardware.de steht oder ob ich Phishing-Opfer geworden bin. Wie kann es bitte sein, dass jemand, der alleine schon beruflich derart viele Berührungspunkte mit der Materie hat, solch einen weltfremden Kommentar zu einem Thema verfasst, in dem er sich eigentlich auskennen sollte? Tut mir leid, wenn ich das so drastisch formuliere, aber genau so sieht es nun mal aus.
Wer braucht jeden Monat über 75 GByte? Ich nicht und viele Spieler auch nicht. Selbst wenn man sich den digitalgewordenen Terror angetan hat und Max Payne 3 bei Steam herunterlädt, sind erst rund 30 GByte weg. Gesetzt den Fall sie laden dann auch noch GTA 4 komplett herunter
Das ist eine Aussage, die ich von einem Rentner erwarten würde, der das Internet erst im betagten Alter wahrgenommen hat - ganz sicher jedoch nicht von jemandem, der bei der PC Games Hardware arbeitet. Prinzipiell möchte ich die ganze Thematik in zwei unterschiedliche Aspekte aufteilen, nämlich erstens das unterste Limit von 75 GB und zweitens die Drosselung auf 384 Kbit/s. Zu beiden Punkten sei an dieser Stelle schon einmal erwähnt, dass wir im Jahre 2013 leben und nicht mehr Ende der 1990er-Jahre.
Zu Punkt 1: Es ist an dieser Stelle enorm wichtig, dass man einmal den Blick über den Tellerrand hinaus wagt. Dazu hätte es, wie ich vermute, alleine schon genügt, einmal die anderen Kollegen in der Redaktion zu befragen. Würde man den vom Nutzer generierten Traffic wirklich auf soetwas wie Spiele bei Steam herunterbrechen, genügte es bereits, anzunehmen, dass in dem entsprechenden Haushalt mehr als eine Person leben. Bei zwei Personen hat man mit Max Payne 3 und ein bisschen Surfen die 75 GB Grenze mit einem DSL 16000 Anschluss innerhalb von 2 Tagen erschöpft. Und den Rest der Zeit? Fährt man am besten in den Urlaub.
Ja, es stimmt, dass die Zahl der Singlehaushalte mehr und mehr zunimmt. Jedoch ist es gleichzeitig trotz der alarmierenden demographischen Entwicklung in diesem Land, meistens so, dass sich mehrere "Poweruser" in den Haushalten befinden, deren Größe über 2 hinaus geht. Kinder und Jugendliche heutzutage nutzen das Internet vermutlich noch deutlich intensiver als ich es tu und ich kann für meinen Teil an dieser Stelle schon einmal sagen, dass ich selbst mit 400 GB im Monat oftmals nicht hinkommen würde (habe einen 100 Mbit/s Anschluss bei Unitymedia und rege mich nur aufgrund der latenten Gefahr, dass andere Anbieter dem Telekombeispiel folgen werden, auf).
Aber nun gut, gehen wir Spaßes halber vom Singlehaushalt aus (schließlich möchte ich hier niemanden damit überfordern, dass er all zu sehr über den eigenen Tellerrand hinausblicken muss). An dieser Stelle kann ich praktischer Weise von meinem eigenen Verhalten und meinen eigenen Erfahrungen im Umgang mit den heutigen Möglichkeiten, die das Internet einem so bietet, berichten. Wer sich fragt, wie man denn jeden Monat auf 75 GB kommen soll, der wird sicherlich noch mehr verwundert gewesen sein, als ich gerade etwas von 400 und mehr erzählt habe. Wie "verprasse" ich derart viel Traffic? Dies könnte ich auszugsweise an Hand einiger Rechenbeispiele erläutern:
- Ich bin NBA Fan und besitze einen League Pass. Das ist ein Jahresbao, mit dem man sämtliche NBA Spiele via Internet live oder on Demand in HD - max. 3000 Kbit/s - genießen kann. Eine Alternative wäre hierbei lediglich ein Sport 1+ Abo, was mir jedoch zu teuer ist, zumal ich ja auch wirklich nur Basketball sehen will. Momentan laufen die Playoffs und wir befinden uns in der spannendsten Phase der Saison. Gehen wir von ca. 20 Spielen aus, die ich mir monatlich ansehe und setzen pro Spiel eine Dauer von ca. 3 Stunden an (ja, ein NBA Spiel hat zwar nur vier Viertel a 12 Minuten, aber die Zeit wird bekannter Maßen bei jedem Foul etc. angehalten
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). Hierbei fallen praktischerweise alleine schon knapp 80 GB Traffic an.
- Ich habe ein Last.FM Abonnement und streame einen Großteil meiner Musik auf Desktop PC, Laptop und Smartphone. Darüber hinaus kaufe ich seit Jahren sämtliche Musik auch noch digital und greife oft und gerne bei Seiten wie Bandcamp und Co. zu und beziehe diese Musik im FLAC-Format. Alleine für Musik könnte ich pro Monat sicherlich 10-20 GB veranschlagen.
- Ich speichere so gut wie alle Daten, die ich auf mehreren Endgeräten nutze, in der Cloud ab. Da ich Student bin, wickel ich die meisten Uni-Sachen natürlich mit meinem Laptop über die Uni-Leitung ab. Trotzdem fallen aufgrund der schieren Masse an Daten sicherlich 50 GB im Monat an.
- Spiele, Filme und Serien beziehe ich ebenfalls, sofern möglich, fast ausschließlich digital. Man könnte mich gleich vermutlich als dekadent bezeichnen, aber ich habe die Spiele, die ich aktuell Spiele beispielweise gerne auf meiner SSD. Da ich mir jedoch keine 512 GB SSD leisten kann, genieße ich den mittlerweile fast schon selbstverständlichen Luxus einer 100 Mbit/s Leitung und lade Spiele via Steam und Origin einfach bei Bedarf kurz herunter. Das geht so schnell, dass ich selbst alte Spiele, die zu damaligen Zeiten noch auf CD/DVD erworben habe, mittlerweile in Steam/Origin nachgekauft habe und auch diese nur noch via Internet auf meine SSD banne. So fallen alleine durch Spiele jeden Monat sicherlich 50-100 GB an. Bei Filmen und Serien kann ich leider nicht direkt präzise Angaben machen, da das Nutzungsverhalten hier deutlich stärker variiert. Ich kann nur soviel sagen - den Fernseher schalte ich seit Jahren nur noch ein, wenn ich Fußball schauen will
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Alles andere sehe ich lieber wann ich will und vor allem ohne Werbung. Gerade in den letzten Semesterferien, als ich zeitgleich auch noch 2 Wochen Urlaub bei der Arbeit hatte, habe ich beispielweise Breaking Bad für mich entdeckt und 4 Staffeln in dieser kurzen Zeit gesehen. Alleine mit letzterem wären die 75 GB jedenfalls sofort aufgebraucht gewesen.
Es gibt sicherlich noch viele weitere Beispiele, die man nennen könnte, aber ganz grob beschrieben, entsteht hier der Hauptteil des Traffics. Ja, ich weiß, dass ich nicht zu den Durchschnittsusern gehöre, aber ich schätze mal, dass ich gleichzeitig auch nicht zu der absoluten Speerspitze gehöre. Man stelle sich einfach vor, jemand würde noch Videobearbeitung etc. im großen Stile betreiben und fertige Ergebnisse in der Cloud lagern (was schließlich mit heutigen Leitungen nicht mehr das große Problem ist). Auch könnte man ganze Backups des PCs über Nacht in der Cloud lagern. Letzten Endes muss man einfach sagen, dass 75 GB - zumal für 2016 geplant - ein absoluter Witz sind. Selbst jemand, der so wenig mit dem Internet anstellt wie der Redakteur, der diesen Kommentar geschrieben hat, wird vermutlich 2016 nicht mehr mit so wenig hinkommen (ein Ultra HD Film aus der Cloud und die 75 GB sind verbraten, sofern man nicht gerade Entertain nutzt
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)
Zu Punkt 2: Warum um alles in der Welt wird gleich so drastisch gedrosselt? 384 Kbit/s? Ich kenne noch ISDN Zeiten, aber hier rücken nach mir doch Generationen nach, die sich überhaupt gar nicht mehr an solch unfassbar lahme Geschwindigkeiten erinnern können
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Ist das vielleicht ein verzweifelter in Nostalgie entstandener Versuch, den jungen Leuten "die guten alten Zeiten" näher zu bringen?
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Wenn die Telekom sagen würde, jede Leitung wird um 90% gebremst (sprich 1,6 Mbit/s bei DSL 16000 usw.), dann wäre das in Ordnung. So ist es der blanke Hohn.
Letzten Endes kann ich nur sagen, dass die Telekom und die gesamte Branche sich selbst ins Abseits geschossen hat. Man kann nicht immer weiter schnellere Leitungen anbieten, 100 Mbit/s für 5 € mehr anbieten als eine 50 Mbit/s Leitung und sich dann wundern, dass der Nutzer sein Verhalten an die neuen Geschwindigkeiten anpasst und - oh Schreck! - doch tatsächlich auch mehr Traffic generiert.
Es ist absolut scheinheilig und leicht durchschaubar, wenn die Telekom den Grund vorschiebt, dass sie ja nicht möchte, dass Tante Frieda für den Poweruser von nebenan mit zahlt bzw. diesen subventioniert. Warum nicht einfach eine 6000er Leitung für 5 € im Monat anbieten und die 200 Mbit/s Glasfaseranbindung für 80 € im Monat? Weil sich, sofern der von der Telekom berechnete Durchschnittsuser existiert, der ja nur 15-20 GB im Monat braucht, dann für den billigen und fairen Tarif entscheidet?
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