Statt Gaskraftwerke also mehr Biogas-Kapazität inkl. lokaler Wärmenutzung?
Hochwertige Speicherstoffe in simple Wärme umzusetzen sollte die absolute Ausnahme bleiben (Zuheizer in sehr seltenen, extrem kalten Phasen). Ansonsten ist KwK in möglichst effizienten, das heißt größeren, Gaskraftwerken die beste Verwendung.
Wäre das ein Problem abseits vom initialien Aufwand?
Nö. Abseits dessen nicht. Aber abseits dessen sind erneuerbare Energien allgemein eine gute Idee und dann kommt jemand und sagt "10 Millionen jetzt zuviel, lasst lieber 10 Milliarden an Schäden in 50 Jahren in Kauf nehmen". Und alle klatschen. (Zumindest alle über 40, also die Wählermehrheit)
Ich habe jetzt nicht das ganze Video gesehen, aber im Thumbnail steht ja was von Wärmenetz. Ich stelle mir das eher wie Fernwärme vor, also nicht das Gas einspeisen, sondern nur die Wärme.
Fernwärme lohnt nur ab einer gewissen Größe, sowohl seitens des Kraftwerks als auch der Abnehmer, aber die Biogaserzeugung ist feinverteilt bevorzugt in großer Entfernung zur Mehrheitsbevölkerung. Das Gas zu bewegen ist am einfachsten und bringt eine ganze Menge weiterer Vorteile mit sich, denn wir haben ja schon ein riesiges Methannetz und vor allem enorme Methan-Speicherkapazitäten.
Bestehende Biogasanlagen für Fernwärme zu nutzen wäre in etwa so als hätte man Windparks ohne Netzanschluss aufgestellt, um AA-Akkus zu laden und dann zu verkaufen.
Naja, um ein wenig saisonal zu arbeiten, wäre dann ein Speicher für 6 Monate notwendig und eine doppelt so hohe Motorleistung.
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man müsste das Gas reinigen und den reinen Methananteil im Biogas ins vorhandene Leitungsnetz liefern.
Genau das. Es wäre absolut bescheuert, bestehende, effiziente Gaskraftwerke zu verschrotten, Gasspeicher stillzulegen und vergleichsweise simple Äquivalente bei den Bauern neu aufzustellen, nur damit dann bei jedem kleinen Defekt ein ganzer Landkreis ohne Energie dasteht, weil es kein Netz mehr gibt.
Damit sind aber die Gewinne der Bauern weg, dann demoinstrieren die sofort wieder, das traut sich keiner.
Gier, Angst, Wut (und Subventionen für Unionswähler): Die Standbeine deutscher Zukunftspolitik!
Biogas enthält 50-75% Methan, der Rest ist vor allem CO2. Gerade die Schwankungen machen es für Turbinen schwer. Gasturbinen müssen möglichst bei derselben Temperatur gefahren werden, um das Spaltmaß der Schaufeln zum Gehäuse konstant niedrig zu halten. Da kann man nicht einfach wechseln und mal mehr oder weniger CO2 zulassen.
Wenn endlich mal die Wasserstoffproduktion angelaufen ist, sollte man sowieso auf Hydrisierung umstellen, dann hat man 100% Methan. Die aktuelle Vergärung ist eine Energieverschwendung sondergleichen und in etwa so Effizient wie Fleischproduktion: Überwiegend füttern Biogasanlagen Mikroben und nur im äußerst Notfall lassen die sich mal dazu herab, was mit hohem Energiegehalt abzugeben.
Die "50% Methan" sind Volumenprozent, aber Methan hat eine viel geringere Dichte. Biogasanlagen produzieren in aller erster Linie CO2, denn als erstes setzen die Organismen die Kohlenhydrate mit sämtlichem im Substrat enthaltenen oder bei der Beschickung eindringenden, gasförmigen/gelösten Sauerstoff um: x C6H12O6 + y 02 => y CO2 + y H2O. Erst erst der danach verbleibende Rest wird überhaupt vergärt und dabei wird dann erneut 50% des enthalten Kohlenstoffs zu CO2: C6H12O6 => 3 CO2 + 3 CH4.
Würde man dagegen allen Sauerstoff, auch den chemisch im Substrat gebundenen, mit zugefügtem Wasserstoff zu Wasser umsetzen und aus dem System entfernen, die Biomasse also nicht überwiegend als Energielieferant für den Betrieb der Biogasanlage selbst verbrauchen, dann könnte man den gesamten enthaltenen Kohlenstoff in doppelt bis dreimal soviel Methan umwandeln: C6H12O6 + 6 H2 => 6 H2O + 6 CH4.
Dadurch spart man sich die Umstellung des gesamten Endkundennetzes, der Speicher (sofern überhaupt möglich) und der Verbraucher selbst auf direkten H2-Betrieb und kann trotzdem Überschuss-EE-Energie sinnvoll und unabhängig vom Jahresverlauf nutzen. Das zudem auch in einigen Anwendungsbereichen, für die Methan wesentlich schlechter geeignet ist als CH4 (z.B. PKW; pro Liter Tankvolumen kann ein CNG-Verbrenner doppelt bis dreimal soweit wie ein H2-Brennstoffzellenauto fahren, weil die höhere Energiedichte die niedrigere Effizienz locker wettmacht).