Altes Thema, alte Antwort: Bei uns ist vollkommen klar, was ihr kriegt. Enormen Aufwand, den man leider von außen nicht sieht oder bestenfalls anhand nächtlicher Diskussionen wie hier erahnen kann, mit einem klaren Ziel: keine Schönwetter-Benchmarks, sondern stets eine der anspruchsvollsten Szenen im Spiel. Das alles geschieht in der Regel* mit maximalen Details. Und so, dass getestet wird, was getestet werden soll: CPUs im CPU-Limit, GPUs im GPU-Limit. Das erreichen wir mit unseren Szenen anstatt generischer Ingame-Benchmarks. Meist sind dafür Kompromisse nötig, etwa bei der Auflösung.Hardwareunboxed haben gerade ihr Bench-Video zum Spiel veröffentlich und einfach mal komplett andere Ergebnisse parat.
Und genau das sehe ich als Grund, warum viele lieber bei Community-Benchmarks mitmachen, wenn die Spiele einen integrierten Benchmark haben. Du kannst dir immer eine Szene rauspicken, wo bestimmte Hardware besonders gut abschneidet und am Ende des Tages haben alle komplett andere Werte raus und es gibt einfach keine Konsistenz.
Welche Werte spiegeln denn nun wieder, welche Spielerfahrung ich mit meinem System erwarten kann?
Auch klar ist, dass ihr bei uns keine 08/15-Szene kriegt, auch keinen absoluten Worstcase, sondern immer etwas dazwischen, aber mit Tendenz zum Ernstfall. Denn was gibt es Schlimmeres als die Sicherheit falscher Benchmarks, dass alles geil läuft, doch dann, vielleicht im Endkampf oder einfach nur auf jedem Weg zwischen den Missionen, wird das Ding unspielbar? Bei uns kriegt ihr nicht Benchmarks aus dem erstbesten Level, weil das grad so schön gepasst hat. Da wurde Zeit investiert, das Spiel kennenzulernen. Hinter den Kulissen. Und glaubt mir, das ist viel Zeit. Als Gegenwert wollen wir nur eines: dass ihr dem Ergebnis vertraut, weil es von Spielern für Spieler ist.
Das Ziel ist klar: Erreicht Hardware in unseren Szenen eine ordentliche Leistung, ist der Rest des Spiels kein Problem. Dabei ecken wir an, weil "bei XYZ läuft alles viel besser, ihr seid doof" ein probates Mittel ist, um sich besser zu fühlen. Zum Beispiel, weil Grafikkarten gerade so teuer sind. Nur ist es eben nicht zielführend. "ABC hat ganz andere Werte" in Kombination mit nicht zu sehender Szene, nicht genannten Taktraten und auch sonst keiner Begründung, warum wie getestet wird, macht es nicht besser. Diese Daten sind nicht wertvoller, weil sie flüssiger laufen, im Gegenteil. Ein bereits vorgekommenes Beispiel: Die meisten Sites testen das Ingame-Flyby und kommen zum selben Ergebnis, dass alles dufte ist. Wir fahren hingegen durch ein besonders gemeines Gebiet und zeigen konträre Ergebnisse. Liegen wir, die von der Masse abweichen, damit falsch - oder ist das vielleicht genau richtig? Wir begründen, wir publizieren, wir laden ausdrücklich zum Mitmachen ein. Ist es zu stolz, zu sagen, dass wir damit die Referenz sind, keinerlei Bringschuld haben? Man kann mit unserer Methodik nicht einverstanden sein, weil "75 Prozent des Spiels läuft flüssiger", aber trotzdem sind das wasserdichte Ergebnisse, an denen sich andere, die mit verwaschenen Limits oder anspruchslosen Szenen testen, messen müssen.
Das bedeutet übrigens nicht, dass wir "die Wahrheit" abbilden. Das können wir leider trotz des großen Aufwands nicht behaupten, denn dafür ist der PC zu vielseitig. Was wir aber sagen können, ist, dass wir im Rahmen des Anspruchs, möglichst anspruchsvolle Szenen herauszusuchen, die Leistungsverhältnisse in genau solchen Situationen wasserdicht zeigen. In anderen Szenen - etwa in einem spiegelnden Gang anstelle eines Panoramas - kann es zu völlig anderen, ebenfalls korrekten Ergebnissen kommen. Aber was bringen die, wenn man hier 50 Prozent mehr Fps hat? Nehme ich die als Leser automatisch für "voller", weil sie besser laufen? Oder weil die Platzierung der Hersteller zufällig ungekehrt ist? Ich denke bzw. hoffe nicht.

Was mir gerade noch einfiel: Ich habe meine erste Timedemo irgendwann 1997 laufen lassen, vor ziemlich genau 23 Jahren dann am ersten eigenen Rechner. Einfach spielen wollte ich schon damals nicht - die Technik dahinter wollte ergründet werden! Mit den Jahren und der Erfahrung kommen viele Erkenntnisse, die beim aktuellen Tagesgeschäft automatisch einfließen. In Zeiten, wo man an jeder Ecke Benchmarks bekommt, gilt meiner Meinung nach auf keinen Fall "Im Zweifel für den Angeklagten". Im Gegenteil - get your sources right. Ganz ehrlich, ich finde es schade, dass ich immer wieder zu solchen Mammuttexten ausholen muss. Andere Tester stellen sich jeden Tag mit scheinbar unumstößlicher Selbstsicherheit vor die Kamera und man glaubt ihnen aufgrund des Charismas automatisch - die Akkuratesse und Erfahrung lässt sich aber nicht anhand der Show ablesen.
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Mehr zur PCGH-Philosophie gibt's hier - und aufgrund des offenbar vorhandenen Erklärungsbedarfs auch in der folgenden 2022er-Ausgabe dieser Abhandlung: https://www.pcgameshardware.de/Graf.../Specials/Grafikkarten-Leistung-2021-1366846/. Getreu dem Motto "Tu Gutes und rede darüber". Bei Fragen: gerne fragen. Wir sind Kritik aufgeschlossen, wenn sie über das übliche "Da drüben gibt's mehr Fps und und meine Geforce schneidet besser ab, also lese ich dort" hinausgehen.
MfG
Raff
*Wenn ein Spiel sogar auf High-End-Hardware läuft wie ein Sack Kokosnüsse, dann kommt es zur Ausnahme.