Lustig ist ja, dass man seit Jahren versucht, die Temperaturerhöhung auf 1,5 Grad festzusetzen.
Das bedeutet also, dass man so gesehen schon aufgegeben hat, die Klimaerwärmung zu stoppen, sondern jetzt daran interessiert ist, dass es nicht noch wärmer wird, was aber offenbar auch nicht klappt, da man niemanden zwingt, den CO2 Ausstoß zu reduzieren. Man macht einfach weiter wie bisher, da man hofft, dass die schweren Auswirkungen in eine Zeit fallen, in der man eh nicht mehr lebt.
Es ist genau das gleiche Verhalten, das man schon beim Atommüll beobachten konnte. Irgendwann wird man schon was erfunden haben, mit dem man den Strahlungskram bekämpfen kann und heute wird genauso argumentiert. Man wird schon was erfinden, mit dem man einfach das CO2 wieder neutralisieren kann.
Von den 1,5 K sind knapp 1 K schon eingetreten und ein Großteil dessen, was für 1,5 K emitiert werden darf, ist auch schon in der Luft. Das 1,5-K-Ziel entspricht bereits einer Vollbremsung. Aber nein, praktisch versucht niemand die Erderwärmung darauf festzusetzen. Das Maximum, was bislang erreicht wurde, ist ein Zielformulierung von Politikern, dass erstrebenswert wäre, wenn es ei +1,5 K bleibt. Aber es gilt nicht einmal zu erreichendes, sondern eben nur als erstrebenswertes Ziel. Maßnahmen unternimmt man nur für offiziell +2,0 K. Aber auch nicht "maximal 2,0 K sicher", sondern für "die Chancen stehen 50:50, dass es über oder unter +2,0 K wird". Und selbst dass nicht dauerhaft, sondern nur für 2100, was bedeutet, dass die Temperatur danach auch laut offiziellem Ziel auf >>2,0 K steigt. Und dieses nichts von Ziel wird nicht jetzt direkt mit maximaler Kraft angestrebt, sondern es wird jetzt nur das auf die Tagesordnung gesetzt, was unbedingt nötig ist, damit die eine 50%-Chance auf 2,0-K-in-2100 bestehen bleibt in der Annahme, dass künftige Generationen alles nur irgendwie mögliche machen, um das Ziel noch irgendwie erreichen. Und dieses Nichts-Tun für ein Nicht-Ziel steht auch wirklich nur auf der Tagesordnung zu Beginn der Verhandlungen. Am Ende selbiger wird dann die Hälfte davon in offizielle Politik gegossen und dass dann auch nicht für "sofort", sondern meist für "die nächsten 10 bis 15 Jahre", wovon erneut das meiste in die nächste Legislaturperiode verschoben wird und am Ende gar nicht stattfindet. Deutschland hat dank Corona mit Mühe und Not letztes Jahr ein Niveau geschafft, dass für +3 K reichen könnte. Insgesamt befindet sich die Welt eher auf einem Kurs für +3,5 K in 2100, wenn man von einer weiteren Steigerung der Maßnahmen mit heutiger Geschwindigkeit ausgeht, und auf 5,5 K, wenn das heutige Niveau gehalten wird. Bei Fortzeichnung bis 2200 wären dass dann vermutlich 7-8-9 K.
Wobei man ganz klar sagen muss: Vorhersagen in der Dimension sind überhaupt nicht möglich. Temperaturänderungen bis +2 K können wir noch aus den Temperaturschwankungen um die letzten Eiszeiten herum ableiten, aber als es das letzte Mal +5 K bis +6 K gab, existierten die Alpen noch nicht und große Teile Europas lagen unter der Paratethys. Der Himalaya fing gerade erst an sich zu bilden und die Antarktis war auch noch nicht lange ein isolierter Südkontinent, entsprechend sahen die großen Meeresströmungen und Windfelder und mit ihnen die Wärmeverteilung ganz anders aus als heute. Auch wurde das Niveau damals ausgehend von einem noch wärmeren Klima erreicht (die Wanderung des antarktischen Kontinents hatte da vermutlich sehr großen Einfluss), sodass viele der heute beobachten Beschleunigungsmechanismen (Eisschmelze, Methanfreisetzung, Wüstenbildung) gar nicht auftreten konnten, es ging schließlich in Gegenrichtung. Das letzte Mal, dass sich die Erde ausgehend von dem heutigen Niveau um mehr als 5 K über das heutige Niveau erwärmte, war vor dem auftreten der Dinosaurier (vermutlich ohne Freisetzung von Methan, weil es schlicht noch keine Lagerstätten fossiler Brennstoffe gab) auf einem Planeten mit komplett anderen Wärmetransporten und komplett anderer Fauna. Das laufende Experiment ist also ein absoltes Erstlingswerk und somit auch für Wissenschaftler schwer vorherzusagen. (Ganz abgesehen davon, dass klimatologische Vorhersagen jenseits von +2-+3 K sowieso niemanden interessieren dürften. Jenseits davon wird es wichtig, wie sich Überschwemmungen ganzer Nationen, Nahrungsknappheit, sowohl wortwörtliche als auch infrastrukturbezogene Verwüstung und verlagernde Süßwasserressourcen in Völkerwanderungen und Kriegen niederschlagen.)