Wenn ich also so hohe Standards und wohlklingende Worte anlege, dann sollte man sich selbst an bestimmte journalistische Selbstverständlichkeiten halten.
Wie oft denn noch: Nur weil du es für eine Selbstverständlichkeit hältst muss es das nicht sein.
GN hat genug Erfahrung mit Investigativjournalismus und Firmen, die sich anhand der gegebenen Informationen rauswieseln wollen. In manchen Fällen treten sie mit den Firmen in Verbindung (gerade bei Prototypen und bei Tests aufgetretenen Fehlern), und manchmal sind die Firmen sogar pro-aktiv (Fractal). In diesem Fall wurde davon eben abgesehen.
Gehen wir mal die 3 Punkte ab:
Bei der Billet-Systems Geschichte sieht man gut, was passiert wäre: Man hätte das Problem bis zur Veröffentlichung so schnell wie möglich aus der Welt geschafft um sagen zu können "Bullshit, das ist schon gelöst" und würde so dem restlichen Bericht Glaubwürdigkeit entziehen.
Die Probleme zu inkonsistenten und fehlerhaften Tests waren öffentlich einsehbar (die eigenen Videos) und sowohl bekannt als auch vom Unternehmen in Form des CEOs auf Anfrage der Zuseher (=Kunden) ausreichend kommentiert ("Why spend X$ of peoples time to test correctly?"). Beispiel: Wenn die Antwort auf eine Frage bereits im Spiegel steht, muss dann die FAZ auch nochmal fragen oder darf sie auf die Antwort im Spiegel verweisen, oder eigentlich auf das Statement auf der Firmenhomepage?
Der einzige Punkt, wo eine Bitte um Kommentar ev. angebracht gewesen wäre, ist die Frage nach Integrität bei Tests von Produkten von Firmen, mit denen man Kooperationen hat. Wird dann aber eben auch wohl primär auf PR-Legalese rauslaufen und war eigentlich der "unwichtigste" Kritikpunkt.
Erfolgreich ein Narrativ geschaffen, schaut mal ich bin euer weißer Ritter.
Dieses "Narrativ" wie du es nennst hat er schon seit Langem durch Berichte und Ursachensuche zu explodierenden Netzteilen (Gigabyte), brennenden Gehäusen (NXZT), als neu verkauften und teils defekten Retourartikeln (Newegg), Aufarbeitung eines bankrotten Komplett-PC Herstellers (Artesian Builds), schmelzenden Power-Adaptern (12VHPWR), gefährliche Defaultspannungen bei Mainboards (Asus), brennende CPUs (AMD)...
Für mich ist das vor allem Marketing. Wenn ich so Aufmerksamkeit und Reichweite generieren und gleichzeitig einen Konkurrenten bloßstellen kann, dann kann man auch "großzügig" auf eine Monetarisierung verzichten.
Dafür müsste man davon ausgehen, dass die 2 direkte Konkurrenten sind.
Ich kenne und schaue beide Kanäle (bzw. bei LTT mehrere) schon seit Jahren in unterschiedlichem Ausmaß. LTT für mich sind Unterhaltung wenn ich geistig abschalten will oder coole neue/teure Technik sehen will, mit der ich eh nie was zu tun habe. Da lassen sie dann auch primär Anthony ran der Ahnung hat.
GN seh ich mir an, wenn mich ein Produkt ernsthaft interessiert oder wenn sie einen entsprechenden Sonderbericht haben (das EVGA behind the scenes mit Kingpin war bspw. echt interessant)
LTT und alle umgebenden Channels waren seit jeher auf Unterhaltung, Youtube-Algorithmus und leicht verdauliche/oberflächliche Reviews gerichtet.
PCGH wiederum zielt auf in-depth Reviews, technische Fehler und Behind the Scenes ab.
Nehmen wir Print: Glaubst du die Leute, die PCGH kaufen, kaufen sich großteils auch die Computer Bild?
Oder Fernsehen: Glaubst du jemand, der vor allem arte schaut wird oft von RTL gelockt?
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