Wir wollen nicht übertreiben:
"Dessau, August 2006"
[Quellen z.B.]"1996. Permafrost-climate monitoring of Russia"
"Die Erwärmung über Land kann dabei Werte zwischen 3 bis 5 °C und über den Meeren bis zu 7°C erreichen."
Das verlinkte Paper ist auf dem wissenschaftlichen Stand der Jahrtausendwende, was das "wird passieren" angeht. Und damals standen die Grundannahmen noch auf sehr tönernen Füßen, wenige Monate später hieß es bereits
[url?
https://www.nature.com/articles/nature05040]"methane flux from thaw lakes in our study region may be
five times higher than previously estimated"[/url]
Dazu sind die alten Temperaturprognosen komplett überholt um nicht zu sagen: Die waren schon damals verdächtig optimistisch respektive Merkel-konform. Stand 20021 ist:
"Zwischen 1971 und 2019 stieg die durchschnittliche Jahrestemperatur in der Arktis um 3,1 Grad Celsius" - 1971 lag zumindest das globale Mittel schon 0,4 K über vorindustrieller Zeit, die Arktis ist also bereits heute bereit um die 4 K wärmer geworden, die der alte UBA-Bericht im Schnitt erst für 2100 berücksichtigt hat. Bis 2100 wird die Erwärmung dort mindestens bei 6-7 K liegen, also bereits außerhalb der Reichweite des vom UBA berücksichtigten Spektrums, und das nur aufgrund der bereits in der Athmosphäre befindlichen Gase. Mit dem, was die Menschheit bis dahin realistischerweise absondern wird, sind 10-11 K durchaus plausibel und die im Gegensatz zur landläufigen Darstellung wird die Erderwärmung in 80 Jahren nicht einfach abgeschaltet - 2100 ist ein Hochrechnungsziel aus den 90ern. Unsere bisherigen Untaten wirken noch bis 2400 nach und für 2150-2200 sind +15 K in Teilen der heutigen Arktis absolut plausibel. Fünfmal mehr als die vom UBA angesetzten 3 K.
Ich hätte gerne deine Quellen zu deiner apokalyptischen Prognose. Die Polen waren schon sehr lange Zeit eisfrei in der Vergangenheit. Ein Ereignis, wie von dir beschrieben, hat nie stattgefunden.
Gleich die Jahreszahlen mal mit den letzten Eiszeitzyklen ab - Methanfreisetzung ist einer der entscheidensten Erwärmungsprozesse auf diesem Planeten. Zumindest in dem Zeitraum sogar noch wichtiger als CO2, dessen Freisetzung eher Folge denn Ursache war. (
"CH4 concentrations during interglacials in Antarctica is that they follow temperature trends in the Antarctic record much more closely than CO2 concentrations, which tend to have a significant lag in their correlation with paleotemperatures") Leider hält sich Methan nicht so gut, weswegen wir keine Jahrmillionen zurückreichenden Bohrkern-Daten haben, aber es gibt Grund zur Annahme, dass auch bei den großen Klimawechseln der Geschichte Methan der treibende Faktor war. (" One such example is the global climate warming event of
5–8°C at the onset of the Paleocene-Eocene boundary, also known as the Paleocene-Eocene Thermal Maximum (PETM), which has been linked to the destabilization of CH4 hydrates", gleiche Quelle wie eben)
Und aktuell sorgen wir schon ohne natürliche Rückkoppelung für derart steigende Konzentrationen, dass die UN allein durch Vermeidung überflüssiger anthopogener Emissionen eine Chance zur Abkühlung um 0,3 K sieht
- in nur 25 Jahren. Das ist mehr (eingesparte) Treibhauswirkung als unsere gesamten CO2-Emissionen der letzten 25 Jahren.
Was die Kombination dieser Fakten zu meinem ""Horrorszenario"" angeht: Das ist tatsächlich von mir. Streng wissenschaftliche Vorhersagen zu Rückkoppelungseffekten findet man weder für Methan noch für Albedo, weil aufeinander aufbauende Hochrechnungen sich verstärkende Folgefehler enthalten, sodass kein wissenschaftlich-sicheres Ergebnis mehr bei rauskommt. Insbesondere die biologischen Prozesse im auftauenden Permafrost werden zudem erst seit ein paar Jahren gründlicher untersucht und haben einen großen Einfluss - es gibt Schätzungen, dass bis zu 95% des mobilisierten Methans direkt von Bakterien verarbeitet wird (wobei der Kohlenstoff dann immer noch als CO2 freigesetzt wird). Aber das sind (Klimaforscher-)Schätzungen, die davon ausgehen, dass Bakterien, die bislang bei 0 bis maximal 5 °C leben, ihre Aktivität linear steigern, wenn der Boden im Sommer auf 15-25 °C erwärmt wird. Aus Biologensicht Wesentlich naheliegender ist, dass die bei so drastisch anderen Bedingungen absterben, weswegen andere Schätzungen davon ausgehen, dass 50 bis 75% des aufgetauten Methans auch in die Athmosphäre gelangen werden.
Bei einer Unsicherheit von 5:75 schweigen Wissenschaftler seriöser Weise. Die weitreichendste Aussage, die ich finden kann, sind
+0,5 K bis 2100. Aber OHNE Berücksichtigung einer Selbstverstärkung. Und selbst 0,5 K sind schon verdammt viel. Die höchsten Schätzungen, die mir für die (entfallende) polare Albedo bekannt sind, belaufen sich auf 1/3 der bislang beobachten Erwärmung durch CO2, also 15-20% der insgesamt bislang beobachteten 1,3 K oder 0,25 K insgesamt. Und das sind, wie gesagt, die höchsten Schätzungen. Die Mehrheit liegt eher so bei der Hälfte, womit die Änderungen der Albedo gerade bei einem Fünftel des Methanrisikos ohne Rückkoppelung liegen und die sind ja das eigentlich bedrohliche.
Wie schlimm es wirklich ist, kann man dann nur überschlagsmäßig abschätzen, was ich gemacht habe - Wissenschaftler können sich ein "weiß ich nicht, abwarten" erlauben, aber die Menschheit muss sich jetzt für "entweder oder" entscheiden, auch wenn sie nur einen Best-Guess als Entscheidungsgrundlage hat. Ob man in 50 Jahren dann auf soliderer Datengrundlage Faktor 10 oder Faktor 50 ermittelt, ändert aber nichts daran, dass der große Treiber Albedoverlust im Vergleich zur Methanfreisetzung klein erscheinen wird.
Menschen fahren ja nicht nur zur Arbeit, sie fahren in den Urlaub, zu Verwandten usw. Für viele würde eine E-Reichweite von 50-100km locker reichen um die täglichen Fahrten zu bewältigen, aber eben nicht um die seltenen langen Fahrten. Solche Autos würde billig und schnell eine erhöhte Elektrifizierung liefern und die Leute hätten noch die Sicherheit des Verbrenners.
Nö, solche Autos sind eben überhaupt nicht billig und teilweise ziemlich ineffizient. Ein PHEV hat, bis auf die Batterie, den kompletten Aufwand eines Batterieautos und zusätzlich noch den kompletten Aufwand eines Verbrenners. Und beides muss die ganze Zeit mit herumgeschleppt werden (sowohl vom Gewicht als auch vom Volumen her), sodass der Verbrauch sowohl auf der Kurz- als auch auf der Langstrecke über den jeweiligen Gegenstücken liegt. Wenn man den typischen Langstreckenkombi als Mobilitätsbedarf zugrunde legt und ihn wegen der PHEV-Technik für 50 km E-Reichweite zum SUV transformiert, hat man über die Lebenszeit gerechnet einen Mehraufwand, für den man locker ein, wenn nicht zwei E-Leichtfahrzeuge umsetzen könnte. Die fahren dann auf der Kurzstrecke nicht nur elektrisch, sondern sparen auch noch reichlich Verkehrsfläche. Umgekehrt kann das Langstreckenauto noch wesentlich aerodynamischer gestaltet werden, wenn es sich nicht mehr nach Innenstadt-Parkplatzlängen oder extra leichtes Ein- und Aussteigen/Beladen im Alltag richten muss, weil das einen viel kleineren Teil des Einsatzes ausmacht. Für viele Leute wäre es sogar okay, den Langstreckenwagen in diesem Szenario nur gelegentlich zu mieten. Vor allem aber kann man ihn auch zusätzlich zu KEINEM Kurzstrecken-PKW nehmen, weil man den durch Rad und ÖPNV ersetzt, was eigentlich das Ziel sein sollte. Mit PHEVs in die Stadt zu fahren ist nahezu genauso wenig erstrebenswert, wie mit Verbrennern. Das muss aufhören.
zu2) Ja klar, uns reicht mit der heutigen Techno die Aufheizung des Speichers auf 65° (theoretisch reichen 58°, aber man will ja kein verkeimtes Wasser in diesen Volumina haben). Damit wird über ein Plattentauscher das Dampfmedium auf über 480° erhitzt und eine geschlossene Turbine betrieben - satte 33.000 U/min. = Strom
Telle me (even) more
Ein simpler Plattenwärmetauscher erhitzt mit einem 65-°C-Medium garantiert nichts auf 480 °C. Da muss einiges mehr an Technik im Spiel sein, die mich wirklich interessieren würde.
zu3) Ich habe es so formuliert: Es könnte ein Weg sein.
Effiziente Techno ist schon da, ist keine Frage des Platzes, sondern nur des Geldes.
Mit unbegrenztem Geld ist immer alles möglich, aber für Klimaschutz gibt es nun einmal nur begrenztes (und das wird auch noch vom Naturschutz abgezogen...), also muss man gucken, wo man am meisten damit erreicht. Und deine Vorschläge klingen in meinen Ohren für Bestandsbebauung extrem teuer.
Think bigger!!!
Die Stadt in 25 oder 50 Jahren braucht kein einziges Auto mehr, wenn wir jetzt den Hebel herum reissen.
...und alle Städter in der Stadt einsperren? Sorry, aber den Scheiß kriegt ich in letzter Zeit etwas zu oft zu hören, da greift der Beißreflex. Und es gibt genug andere Verkehrsformen, die sich alle 20 Finger nach dem Straßenplatz lecken. Den kann man selbst bei der Vernichtung des Individualverkehrs für die 75% der Bevölkerung nicht für Wärmespeicher reservieren.
Achso.
Also China z.B. investiert mehr in erneuerbare Energien als wir aber erzeugt gleichzeitig auch noch mehr Kohlestrom. Hatte ich die Tage gelesen. Und die wirklich armen Länder da kann ich mir nicht vorstellen das die da rein investieren. Die haben andere Probleme.
Die haben z.B. das Problem, dass sie sich keinen Import fossiler Energie leisten können. Deswegen sind die Staaten ohne eigene Ressourcen, und das sind nicht wenige, tatsächlich ziemlich interessiert an erneuerbaren. Aus diesem Grund ist es für Deutschland auch wirtschaftlich extrem interessant, das wir auf einen klimafreundlichen Lebenswandel umschwenken, denn 1-3 Milliarden Menschen weltweit werden in den nächsten Jahrzehnten einen höheren Lebensstandard auf Basis von EE anstreben. Und wer die dafür nötige Folgetechnik liefern kann, weil er sie schon entwickelt, wird gut daran verdienen. So wie schon heute chinesische Solarhersteller gut an der Technik verdienen, die Merkel und Westerwelle nicht als "made in Germany" ertragen konnten. Aber leider zahlen wir das Geld, dass noch nicht für die Rettung der Lufthansa, die Dividende von VW-Aktionären und die Bilanzaufhellung von Daimler draufgegangen ist oder noch in der Banken- & Börsianerrettung steckt, jetzt ja an Vattenfall, EnBW und Co dafür, dass die Kohlekraftwerke bis 2038 weiterlaufen. Da bleibt wohl leider nichts mehr für Zukunftstechnologie übrig.