Hab' jetzt nach rund 90 Stunden die Hauptstory und den Großteil der Open World Tätigkeiten in
Rise of the Ronin fertig und bin froh, das Spiel in der Digital Deluxe Edition vorbestellt zu haben. Das Spiel hat sich zwar aufgrund der (selbst auferlegten) Open World Phasen zeitweise recht zäh angefühlt, hat im Großen und Ganzen aber insbesondere aufgrund des Settings und des Gameplay viel Spaß gemacht.
Für mich persönlich ist die größte Stärke des Spiels das phänomenale Setting: Das Spiel spielt in Japan zur
Bakumatsu-Ära, also zur Zeit, in der sich Japan zum Westen öffnet, das Shogunat abgelöst, die Zeit der sogenannten
Meiji Restauration eingeläutet und dadurch der moderne japanische Staat geschaffen wird. Man trifft diverse historische Charaktere (sowohl auf japanische als auch westliche) und kann mit diesen interagieren. Im Laufe der Story scheint immer wieder der wundervolle (Samurai-) Pathos durch, den man bspw. auch aus
The Last Samurai kennt. Die japanische Sprachausgabe ist fantastisch und die Charaktere gut gestaltet. Mit AAA Produktionen wie Horizon Forbidden West kann das Spiel in der Hinsicht zwar nicht mithalten, ist allerdings um Dimensionen besser als Bethesda oder "Quadruple A" Ubisoft. Gerade Charaktere wie
Sakamoto Ryoma, der ein wenig der Hidden Protagonist des Spiels ist, oder
Katsu Kaishu sind sehr gut gestaltet und sehr sympathisch.
Der andere große Pluspunkt des Spiels ist das Gameplay: Wer Team Ninja kennt, weiß, dass er guten Combat erwarten kann. Der Schwertkampf ist fanatastisch und fühlt sich auch phänomenal an - gerade auch, weil die Dismemberment-Mechaniken sehr viszeral. Das "Hauptgimmick" des Kampfsystems ist der Perfect Parry, der hier Counterspark genannt wird. Es fühlt sich einfach gut an, eine Skillkette perfekt zu kontern und den Gegner dadurch zu schwächen. Durch die vielen verschiedenen Kampfstile ist das auch gar nicht so einfach. Der Stealth-Anteil macht ebenfalls Spaß, ist aber dadurch, dass die Gegner-KI nicht sonderlich intelligent ist, mitunter fragwürdig - eine weitreichende Sehstärke haben die NPCs jedenfalls nicht. Dafür fühlen sich allerdings die Story Missionen sehr gut an und erinnern - weit entfernt und je nach Spielstil - an Assassin's Creed's Black Box Missions.
Die Open World ist eine bessere Ubisoft Open World und erschlägt einen dadurch, dass das Spiel in Zonen aufgeteilt ist (das Spiel spielt in Yokohama, Edo (dem heutigen Tokyo) und Kyoto - jedes Kapitel spielt in einer anderen Zone) nicht vollständig. Allerdings kann es zäh wirken, wenn man alle Open World Tätigkeiten am Stück macht, was ich nicht empfehlen würde. In grafischer Hinsicht befindet sich das Spiel eher auf (spätem) PS4-Niveau; das Setting macht hier allerdings vieles wett. Jemand, der zu stark an seiner RTX 4000 GPU im vierstelligen Preisbereich geschnüffelt hat, wird hier vermutlich aber nicht glücklich. Beachten muss man allerdings, dass Team Ninja "nur" ein AA (also kein AAA) Entwickler ist und das Produkt, das hier herausgekommen ist, dafür auf vergleichsweise sehr hohem Niveau spielt.
Von mir bekommt das Spiel
8,5 von 10 Punkten. Team Ninja hat hier ein sehr gutes erstes Open World Erlebnis geliefert, das leider durch Dragon's Dogma 2 und dem PC-Port von Horizon Forbidden West überschattet wurde, an dem sich aber gerade Ubisoft künftig mit Assassin's Creed Red messen lassen muss. Ehrlicherweise glaube ich nicht daran, dass Ubisoft ein besseres Produkt abliefern kann als Ghost of Tsushima oder Rise of the Ronin. Rise of the Ronin ist ein gutes Open World Erlebnis und zumindest für jeden, der sich für Japan und japanische Geschichte interessiert, ein Must Play. Im Spoiler füge ich noch einige Screenshots bei.
Bin jetzt unsicher, was ich als nächstes spielen soll. Ab dem 26.04. werde ich auf jeden Fall Stellar Blade spielen. Bis dahin kann ich FF VII Rebirth abschließen (wobei ich dem Spiel wegen der schlechten Story auf Fanfiction-Niveau eine 6,5/10 geben würde) oder Dragon's Dogma 2 spielen. Die Qual der Wahl...