Schon mal daran gedacht, das der Leo 1 gar nicht im Donbass eingesetzt wird?
Sondern an den restlichen Fronten, gerade bei Kiew und Charkiw als mobile Reserve stehen kann.
Offensichtlich habe ich daran gedacht, denn sonst hätte ich nichts zu Reaktionen auf russische Durchbrüche geschrieben
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Aber diese sind bislang ein kleines bis gar kein Problem im Ukraine-Krieg und wer sich erhofft, dass die Leo 1 durch Lösung eines aktuell gar nicht existierenden Problems eine Wende im Krieg bringen, sollte vielleicht mal den Huthalter anheizen.
Er wird sicher eher als schnelle " Artillerie " genutzt werden. Zu anderem wird er kaum geeignet sein.
Der Leo 1 hat weder die Reichweite noch die Munition, um in dieser Rolle einen großen Nutzen zu entfalten. Ich glaube er hat nicht einmal Visiereinrichtungen für indirekten Beschuss. Man kann natürlich mit ein Bisschen Erfahrung jede Kanone, die über einen ausreichenden Richtbereich verfügt (geeeeht so) ein paar Granaten ins Umfeld eine gegnerischen Stellung wumpen lassen, aber einen Leo schnell auf die nötigen 2-3 km heranzubringen, ohne dass der Feind eine Sichtverbindung zu ihm hat und ihn zerstören könnte, ist auch nicht einfach und wenn man sich dann ausgehend von vermutlich >>100 m Zielabweichung beim Erstschuss langsam rantasten muss, weil man mehr oder minder willkürlich gen Himmel ballert, erzielt man eher eine psychologische denn militärische Wirkung. Zumal HEAT senkrecht in den Schlamm mit etwas Pech gar nicht erst zündet und im Best Case 90% seiner Energie in eben diesen Schlamm drückt, also einen äußert begrenzten Wirkradius hat.
Großes Problem ist nur die Sättigung der Front mit Drohnen, auch Kamikazedrohnen, welche mit seiner geringen Panzerung wenig Probleme haben werden.
Das eher weniger. Der Leo 1 ist für einen Kampfpanzer dünnhäutig, aber min. 7, meist 10 cm Panzerstahl an der Oberseite brauchen trotzdem eine mittelschwere, exakt ausgerichtete Hohlladung oder einen verdammt großen, ungerichteten Batzen Sprengstoff. An die dünne Unterseite der Wanne kommt eine Drohne dagegen nicht ran und an die Flanken sowie Rückseite auch allenfalls extrem kleine, wendige Modelle und die haben dann praktisch gar keine Tragfähigkeit mehr. Mir wäre nichts bekannt, das als Drohne im Einsatz ist und die nötige Kombination aus Traglast und Manövrierfähigkeit mit sich bringt, um einen erfolgreichen Angriff auf Kampfpanzer durchzuführen. Und da reden wir noch gar nicht davon, dass Leos mobiler als die meisten Drohnen sind.
Du verstehst nicht was ich damit sagen wollte. Der 62 soll in gewisser Weise als Bmp fungieren
Das wird dann aber sehr kuschelig und so gar nicht zu Putins Homophobie passen, wenn du eine Kampfgruppe in einen T-62 quetschtst
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und Infantrie im Stadtkampf unterstützen und Deckung bieten.
Panzer haben in Städten allgemein keine guten Überlebenschancen und alte Panzer in Stadtkämpfen gegen eine mit modernen Panzerabwehrwaffen ausgestattete gegnerische Infanterie erst recht nicht. Wenn du mit "Deckung bieten" nicht meinst "da stehen zwei rauchende Panzerplatten mit einem ebenfalls ziemlich soliden Motorblock auf der Straße", dann wird sich ein Panzer in der Stadt
hinter der Infanterie halten und nur sporadisch aus der Deckung hervorfahren, um entlang längerer Straßen Feuerunterstützung gegen befestigte Ziele zu bieten, die dann so schnell nicht reagieren können.
Der Leo ist aufgrund mangelnder Panzerung, was seiner früheren Philosophie entspricht, gegen schwere Artillerie und ihrer Splitterwirkung äußerst gefährdet.
Russische Artillerie mag schwer sein. Aber nicht so schwer, dass die Splitter durch einen Leo durchgehen. Da braucht es schon einen direkten Treffer. Selbst bei einem Einschlag wenige Meter hinter dem dünngepanzerten Heck würde ich keinen Kill erwarten, einfach weil das Geschoss dann nicht einen Meter neben der Panzerung explodiert, sondern einen Meter und einen Meter tiefer mit einem halben Meter Boden dazwischen.
Freuen kann man sich über solche Einschätzungen wohl leider nicht. Weil Prigoschin ein Ultra-Nationalist ist.
Wenn der Präsident würde... ich glaube das wäre noch viel schlimmer.
Nö. Er würde es natürlich versuchen, noch schlimmer zu machen. Aber:
Prigoschin hat sich bereits mit einem erheblichen Teil des Militärs angelegt und die Geheimdienste hat er definitiv auch nicht auf seiner Seite. Die Medien scheinen ihn gerade, vermutlich qua Putins Gnaden, zu hofieren, weil er als einziger Erfolge abliefert, würden ihn aber auch genau so schnell wieder fallen lassen, wenn das endet: Im Gegensatz zu Putin hat Prigoschin keine Kontrolle über die öffentliche Meinung. Ebensowenig dürften die anderen Oligarchen Best Friends mit ihm sein, denn er ist Konkurrent und sein Nationalismus-Militarismus schlecht fürs Geschäft. Einzig Rückhalt beim organisierten Verbrechen würde ich ihm noch zutrauen, aber ansonsten fehlen ihm 60-80% der Basis, auf die Putin seine Macht baut.
Das heißt Prigoschin könnte genau der Schlüsselfaktor sein, den es braucht, um Russland kollabieren zu lassen: Er schickt sich an stark genug zu sein, um Putin in einem günstigen Moment zu ersetzen oder, solange er noch auf lieb Kind mit Putin macht, sogar von diesem installiert zu werden. Aber Prigoschin ist zu schwach und zu isoliert, um ohne Putins Unterstützung länger als ein paar Monate an der Macht zu bleiben. Mittelfristig kann er also nicht schlimmer machen, sonder er könnte gar nichts machen und das wäre im Endergebnis eigentlich ziemlich gut für die Welt:
Prigoschin beseitigt Putin, Oligarchen und Medienoberhäupter stürzen Prigoschin, Militär und Geheimdienst lassen den kopflosen Haufen aus Oligarchen und Medienoberhäuptern verunfallen - und spätestens dann steht doch endlich mal das Volk auf der Straße (und die Kriminellen wittern ihre erneute Chance).
Tada - die über 25 Jahre aufgebaute Machtstruktur des Systems Putins ist endgültig implodiert. Was danach kommt, muss nicht schöner sein. Aber es wäre auf mindestens 1-2 Jahrzehnte hinaus zu schwach, um die Ukraine zu kümmern.
Das ist für mich eh ein Buch mit 7 Siegeln. Warum haben die Kremlinge genau zum gewählten Zeitpunkt den Konflikt eskalieren lassen? Wollte Putler mal so nebenbei erst den Donbass und dann die ganze Ukraine einstreichen und als neuer Zar Peter gefeiert werden? Er im Kreml als der große Lenker, um dann Belarus und die Ukraine in einem Großrussischen Reich zu einem goldenen Zeitalter zu führen?
An Hand der geopolitischen als auch innenpolitischen Folgen in Russlands Führungszirkel wirkt das auf mich anber eher wie mieses Improtheater. Ich kann mir z.B. kaum vorstellen, dass man den Wagner-Chef jemals in einer so wichtigen Position sehen wollte. Und das alles nur, weil das eigene, reguläre Militär so furchtbar underperformte.
Die Indizen weisen daraufhin, dass man einfach von falschen Annahmen hinsichtlich der eigenen militärischen Stärke, der ukrainischen militärischen Stärke, der Stimmung in der Ukraine und der internationalen Einstellung ausgegangen ist. Letzteres ist durchaus nachvollziehbar, die anderen Punkte eine direkte Folge der fortwährenden Umbesetzung von Schlüsselpositionen (gerade im winzigen direkten Umfeld Putins) mit loyalen Ja-Sagern statt Leuten mit qualifiziertem Personal. Am Ende waren die Oligarchen (inkl. Prigoschin) so ziemlich die einzigen, die ihre Positionen durch eigenes Hirn (und Skrupellosigkeit,...) erlangt hatten und nicht einfach austauschbar waren, aber die hat Putin tatsächlich hintergangen.
Am Ende stand dann ein Invastionsplan, wie er wohl jedem PC-Strategen unterlaufen ist: "Oh, der Gegner ist so schwach, denn kann ich breiter Front überrennen". Blitzkrieg ist aber eben eine Hochrisikotaktik. Wenn man 150% der gegnerischen Kampfkraft auffährt und das Überraschungsmoment auf seiner Seite hat, ist man der große Triumphator. Wenn man mit einem Zerrbild der Wirklichkeit plant und dann mit 80% auf einen vorbereiteten Gegner trifft, lädt man besser direkt neu. Geht im R(ussian)L aber nicht.