Mir eher nicht, denn letzten Endes kannst du von ganz links bis ganz rechts das ganze Parlament nicht wählen. Es gibt außerdem schon immer vermeintliche und reale Flachpfeiffen aller Couleur!
Jo mittlerweile ist die aktive Politik durchgängig auch unter meine Kotzgrenze gerutscht. Aber zum einen gibt es immer noch interessante Parteien außerhalb des Parlaments und zum anderen muss ich ganz klar sagen, dass die Unterschiede innerhalb riesig sind. Solange die anderen Wähler ausdrücklich "unerträglich" gegenüber "könnte besser sein" bevorzugen, liegt die Hauptschuld imho beim Wähler. Die Politik hat sich, solange ich sie beobachte, durchaus in die Richtung weiterentwickelt, die durch Wahlergebnisse aufgezeigt wurde. Und das war in Sachen Ehrlichkeit, Vernunft, Nutzen, Zukunftstauglichkeit eine Kackrichtung. Die Mehrheit der Wähler hat nach Schmierentheater statt Staatsmännern verlangt und sie hat ihre Lieferung Selbstdarsteller bekommen. Mal mit mehr, mal mit weniger Anstand und Idealismus; die mit weniger erhalten oft den größten Applaus.
Naja ich erinnere mich da noch an die 2000er Jahre und Schröder, und schon damals war seine Nähe zu Putin medial kritisiert.
Soweit ich es registriert habe, wurde er damals nicht wegen seiner Nähe zu "Putin" kritisiert, der zwar kein gänzlich unbeschriebens Blatt war, den meisten Deutschen aber schlicht unbekannt. Sondern wegen seiner Nähe zu "den Russen" = Sowjets, über die man ja jahrzentelang gelernt hat, dass sie abgrundtief böse und DER FEIND sind. Kurz:
Schröder wurde kritisiert, weil er die Propaganda des kalten Krieges überwunden hatte (bzw. in den neuen Ländern, wo es weitaus weniger Kritik dieser Art gab: Die Erfahrungen des Kalten Krieges), im Gegensatz zu manch Zeitgenossen. Aber objektiv hat er damals nur Geschäfte mit einem nicht-so-wirklich-Demokraten gemacht, der als Lieferant fossiler Rohstoffe in Sachen Menschenrechte immer noch meilenweit über den Alternativen von der arabischen Halbinsel rangierte. (Und natürlich hat Schröder noch die Grundlage für den Abbau der Sozialsysteme geschaffen, die Weichen bei der Bahn auf Chaos gestellt, die Autoindustrie hoffiert, Kohle gepusht, Geschenke noch und nöcher an die Finanz- und Versicherungswirtschaft verteilt, etc.. Aber das sind andere Themen
)
Leute dagegen, die damals schon konkret das vorausgesagt haben, was Putin in den 0er Jahren vorbereitet und in den 10ern gemacht hat, sind zumindest mir nicht zu Ohren gekommen. In sofern würde ich Schröder und Fischer nicht vorwerfen, dass sie das damals nicht berücksichtigt haben. Das große Sicherheitsproblem der Jahrtausendwende waren islamistische Terroristen im mittleren Osten, während sich das Hauptgefährdungspotential der russsischen Armee von "Diesel und Kerosin kann nicht mehr in großen Mengen auslaufen, weil das ist alle, aber die Reaktoren rosten langsam durch" verschob.
Aber wie gesagt: Im weiteren Verlauf der 0er Jahre ändert sich das und spätestens Anfang der 10er wurde es offensichtlich. Trotzdem haben Steinmeier, Gabriel, Scholz, Schulz, Altmeier und halt vor allem Merkel als Anführerin die Schröderlinie gegenüber Russland konsequent fortgeführt. Nicht in der Hoffnung, es könnte was draus werden, sondern mit dem offensichtlichen Wissen, was daraus werden könnte.
Nochmal! Wenn Deutschland führen würde, wie du das verlangst, dann würde man uns nicht folgen. Diese Form der Argumentation, dass wir nicht wollen, ist folglich falsch. Wir können es schlicht wegen mangelnder Gefolgschaft gar nicht.
Das sagt sich so einfach. Ich bin in den letzten 20 Jahren sehr weit in der Welt herum gekommen. Ich durfte dort miterleben wie sich deutsche Interessenspolitik auswirkt. Mir musst du nicht mit "hast keine Ahnung, weil lebst in Bubble" kommen.
Auf der einen Seite forderst du mehr Vorangehen, also Führung, und blendest dabei komplett aus, dass diese Führung gleichzeitig mächtig kritisiert werden würde. Was haben wir uns in den letzten 10-15 Jahren nicht alles von den Kaczyński-Brüdern und deren Lakaien anhören dürfen!?
Deutschland gibt alle naslang die Richtung vor. Die Kritik daran war nicht unberechtigt, auch wenn sie aus einer Ecke kam, die damit nur von eigenen Fehlern ablenken wollte. Egal ob Finanzen, Mobilität, Landwirtschaft, Umwelt, Außenhandel, Kommunikation: Sehr vieles in der EU läuft regelmäßig so, wie Deutschland das sagt. In der Regel mit dem Ergebnis, das sehr wenig läuft oder in eine Richtung, die schon vor 20 Jahren als der falsche Weg bzw. schlichtweg der zurück galt.
So ziemlich die einzigen Punkte, wo Deutschland seinen Willen nicht gegenüber anderen erzwingt sind Klimaschutz, Flüchtlinge und Beziehungen nach Außen. Also alles, womit sich kein Geld verdienen lässt. Da werden in Deutschland nur moralschwere Reden geschwungen und im Nachgang das durchaus ansehnliche diplomatische Potential des größten und reichsten EU-Mitglieds an anderer Stelle verpulvert - zu Profiten und Folgeschäden fragen sie ihren Vorstandschef oder die Konzernleitung.
(Bereich Energie ist ambivalent. Auch da zieht Deutschland oft in die genannte Richtung, aber Polen und Frankreich würden sich sowieso nichts sagen lassen)
Ich nehme an, es wird bei allen eingemotteten Beständen so aussehen, dass Komponenten aus den Fahrzeug A und Fahrzeug B benötigt werden, um Fahrzeug C betriebs- bzw. kampfbereit zu machen, während Fahrzeug D sogar eine bereits vor Jahrzehnten ausgeschlachtete Hülle ist.
Daher ist es gut möglich, dass aus einem Gesamtbestand von rund 300 Leo-I nur 88 tatsächlich in einem Zustand sind bzw. in einen gebracht werden könne, der eine Lieferung sinnvoll macht.
/sign.
Jedes Mal, wenn überlegt wird, ob XY Panzer geliefert werden sollten, muss man direkt gegenfragen, wieviele davon überhaupt geliefert werden können?
Unsere allzeit hilfsbereite Rüstungsindustrie hält die teils vor Jahrzehnten ausgemusterten Vehikel weder in Stand noch bereitet sie sie in Anbetracht des offensichtlichen Bedarfs schon mal vor. Das Zeug ist im wesentlichen Schrott, der auf Halde steht beziehungsweise so wird er auch behandelt (also gar nicht), was nach hinreichend langer Zeit aufs Gleiche hinausläuft. Sicherlich ließe sich ansehnlicher Teil davon wieder flott machen, aber wenn es schnell gehen soll, werden die verantwortlichen Stellen dafür viel Geld sehen wollen (man könnte gar davon ausgehen, das wäre so geplant...) und selbst dann wird nur sehr wenig ASAP zur Verfügung stehen. Für einen Großteil der Leo 1 würde ich auf 2024 bis 2028 tippen. Um mehr als ein paar Dutzend 2023 im Einsatz zu haben, hätte man 2022 mit den Arbeiten anfangen müssen (aber da wusste ja noch kein Panzerhersteller, dass Krieg ist; unmöglich vorherzusagen, dass die Ukraine mal Panzer brauchen könnte) oder einen Teil einer gewissen 100 Mrd. Spardose ausschütten müssen.
Ich bin kein Panzermensch, aber was den Kampfwert angeht, sollten diese mit großen Teilen dessen, was Russland aufbietet bzw. auch die Ukraine an Sowjetbeständen erfolgreich einsetzt, durchaus vergleichbar sein.
Bin auch nur technisch interessierter Laie, aber für die Bedingungen in der Ukraine erscheint der Leo 1 eher schlecht geeignet. Er war zwar für Einsätze genau gegen die Panzer geplant, die die Russen jetzt einsetzen, aber mit sehr dynamischen Taktiken. Die große Beweglichkeit machte ihn äußerst potent gegen etwaige schnell in NATO-Raum vorstoßende, sowjetische Panzerkolonnen. Aber in einem Stellungskrieg mit komplexen Grabensystemen, landesweiten Fahrzeugsperren und großflächigen Minenfeldern wird das spürbarste Feature des Leo 1 seine schwache Panzerung sein.
Auch müssten selbst die alten russischen Panzer mit Zielsystemen nachgerüstet sein, die kein Problem damit haben, schnell durchs Geländer räubernde Panzer zu treffen und die überall eingegrabene Infanterie hat heute flächendeckend Zugriff auf gelenkte Panzerabwehrwaffen. Für so ein Szenario ist der Leo 1 nicht konzipiert. Dessen Verteidigungskonzept geht davon aus, dass alles mit großer Durchschlagskraft zu träge ist, um ihn überhaupt zu treffen oder so selten, dass man es umgehen kann. Die taktische Zusammenarbeit mit Hubschraubern und die Verteidigung gegen gegnerische Lufteinheiten durch eine angemessene Zahl mitfahrender Gepard ist in der Ukraine auch nicht gegeben.
Kurz: An stelle der Ukraine würde ich lieber einen Challenger 2 statt drei Leo 1 haben wollen. Aber wenn nur die Wahl zwischen Leo 1 und kein Leo 1 besteht...
Als RÜckversicherung gegen etwaige russische Durchbrüche ist er auf alle Fälle etwas wert.