Erklär das doch mal bitte der Industrie hier in Deutschland.
Die "sparen" sich Milliarden an Stromkosten durch die Subventionen ein.
Geht es um Strompreise, dann sieht die Industrie sofort (beiß)reflexartig die eigene Wettbewerbsfähigkeit in Frage gestellt und ist an der "Belastungsgrenze" angekommen.
Die Bürger dürfen die Stromkosten der Industrie tragen, und der Staat kassiert trotzdem noch mit ab. 39,3 % sind schon eine Ansage...
Anhang anzeigen 1397150
Mit dem Wegfall der EEG-Umlage ab 1.Juli wird es angeblich günstiger. Mal sehen was beim Kunden davon wirklich ankommen wird.
Ich mein, VW beispielsweise fällt bei einem Quartalsgewinn von 4-5 Mrd. Euro sicher ein Zacken aus der Krone, wenn sie zusätzlich ein paar hundert Millionen für die Netze abdrücken müssten.
Dieser Mythos hält sich genauso hartnäckig wie das man PV-Anlagen nicht recyceln kann. Beide Mythen sind falsch.
Zum Akku:
Bei einem Defekt wird niemals der komplette Akku getauscht. Das wäre Verschwendung². Die Akkus sind meist modular aufgebaut. D.h. die Fachwerkstatt kann relativ schnell die defekten Module ersetzen. So muss man nicht den kompletten Akku austauschen.
Die Recycelbarkeit des Akkus ist auch stark von der Zellchemie abhängig. Tesla setzt in Zukunft vollständig auf LFP, sofern ich mich richtig erinnere. Also Lithium-Eisen-Phosphat. Vorteil von diesen: Sie kommen ohne Kobalt und Nickel aus. Das macht sie im Einkauf günstiger und einfacher zu recyceln.
So stellt sich Tesla das zum Beispiel vor:
Anhang anzeigen 1397151
Quelle:
*Klick*
Aber auch VW, Mercedes und Spezialunternehmen wie Redwood Materials, Duesenfeld und Umicore sind auf dem Gebiet unterwegs.
Zur PV-Anlage:
Mono- und polykristalline Solarmodule können genau so recycelt werden, wie andere Dinge. Glas, Aluminium und Halbleitermaterialien bleiben somit enthalten. Einige PV-Anlagen enthalten auch Kupfer. Auch das bleibt erhalten. Das Recycling einer kompletten Anlage kann bis zu 95% der eingesetzten Materialien erbringen. Es ist also ähnlich effizient wie das recyceln von Akkus.
Das Recycling von Solarmodulen ist im Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) geregelt – das ist die deutsche Umsetzung der WEEE-Richtlinie der EU und gilt für alle elektrischen Altgeräte. Seit 2015 fallen darunter auch PV-Module.
Wie Energie im Jahr 2022 produziert wird, hat sich fundamental gegenüber der Vergangenheit geändert. Ich stimme dir absolut zu, das eine stabile Energieversorgung extrem wichtig ist.
Allerdings muss man bei dem Thema von vorne anfangen. Nämlich bei den Stromnetzen:
Früher hattest du als Land wenig große Kraftwerke welche National und überwiegend zentralisiert über große Stromtrassen den Strom an die Verbraucher geliefert haben. Das hat auch eine zeitlang hervorragend funktioniert. Nur haben sich die Zeiten geändert.
Heute haben wir viele kleine Stromerzeuger. Wind, Wasser, PV, Kohle, BHKW, Brennstoffzellen, Biogas etc. welche dezentral und grenzüberschreitend verteilt sind. Die Netze sind kleinräumiger und Speicheranlagen gibt es ebenfalls. Dazu kommt, das jeder Verbraucher (inkl. Industrie und Gewerbe) nun auch direkt Strom in das Netz einspeisen kann, sofern er erneuerbare Energien fördert. Je größer also die Anteile an erneuerbaren Energien sind, umso höher sind die Anforderungen an die Stromnetze.
Produzierst du die Energie vor Ort, also in kleineren Netzen, kannst du damit die großen und teuren Stromtrassen einsparen. Allerdings muss das Stromnetz dazu intelligent sein. Das bedeutet, du brauchst eine Echtzeitvernetzung um mit dieser Entwicklung Schritt halten zu können. Das funktioniert nur mit Smart Grids. Ohne diese kannst du Über- oder Unterproduktion von Strom nicht schnell genug erkennen und steuern.
Diese sind allerdings ziemlich umstritten. Je mehr automatisiert ein Netz ist, umso anfälliger ist es für Cyberangriffe. Schön zu sehen in der
Ukraine im Jahr 2015.
Meiner Meinung nach müssen viel mehr Mittel in die Stromnetze fließen. Hier müssen auch die Firmen ihren Teil dazu beitragen. Das ist nichts was der Bürger alleine stemmen kann. Damit die Firmen ihren Teil dazu beitragen musst du aber die Strom-Subventionen auf den Prüfstand stellen.
Viele Großabnehmer und die energieintensive Industrie sind zusätzlich von der EEG-Umlage oder den Netzentgelten ganz oder teilweise befreit.
Politiker warnen regelmäßig vor zu hohen Strompreisen in Deutschland. Die Verbraucherzentralen beklagen die zu hohe EEG-Umlage welche ab 1. Juli ja wegfällt. und die zu hohen Strompreise für die Verbraucher etc etc.
Nur an denen bleibt es paradoxerweise hängen. Zusammen mit dem Kleingewerbe finanzieren wir Verbraucher mit dem Ausbau des EEG-Ökostroms und der EEG-Umlage diese niedrigen Strompreise für die Großabnehmer und die deutsche Industrie. Und das ist in meinen Augen ein fundamentaler Fehler. Hier muss dringend nachgebessert werden.