Es bringt nix einfach "nur" die Parkplätze (von denen es zu wenig gibt) zu verkabeln.
Deine Parkplatzkabel müssen irgendwo hinführen, zusammengeführt und über entsprechend groß angelegte Trassen in den Straßen versorgt werden. Und wenn, blöd gesagt, der Querschnitt dieser Trassen zu gering ist, schachtest du sämtliche Straßen auf.
Die Straßen musst du sowieso aufhacken, weil am Bordstein nunmal kein Kabel liegt. Das in dem Zuge auch die Leitungen zu den Hauptverteilern ausgetauscht werden müssen, dürfte eher die Regel denn die Ausnahme werden. Mehrfamilienhausanschlüsse sind teils nur mit 10-20 kW pro Einheit geplant und gebaut worden. Das heißt eine normale Ladesäule pro zugehörigem Auto könnte bereits die gesamte Kabelkapazität binden. Bislang fällt das nur selten ins Gewicht, weil nur einzelne Lademöglichkeiten installiert werden, aber sind die low hanging fruits. Die komplette Umstellung auf Batterieautos, von der einige träumen, bedeutet im wesentlichen einen Neubau des halben Mittel- und Niederspannungsnetzes.
2018 haben Privathaushalte beispielsweise 127 TWh verbraucht; PKW 26083 Millionen Liter Benzin und 20633 Millionen Liter Diesel. Auf Spritmonitor.de verbrauchen die Batterieautos im Schnitt 2,6 kWh / 100 km gegenüber 1 l / 100 km Diesel bzw. 2,2 kWh / 100 km gegenüber 1 l / 100 km Benzin. Das heißt wenn wir die durchschnittlichen Verbrenner durch durchschnittliche Batterieautos ersetzen würden, bräuchten die 110 TWh Ladestrom. Nur stammen die Spritmonitor-Batterieauto-Einträge bislang nicht von "durchschnittlichen" Autofahrern, sondern überwiegend von Leuten mit hohem Umweltbewusstsein und geringem Anteil an hohen Geschwindigkeiten. Real wird das Eintauschverhältnis bei vergleichbaren Autos also noch etwas schlechter sein und vor allem wird es keinen Tausch gegen "vergleichbar" geben, denn heute angebotene Autos sind größer und oft energieintensiver als die, die sie ersetzen. Die Baujahre 2000-2002 kommen beispielsweise im Spritmonitorschnitt auf 6,37 l Diesel / 100 km, die Baujahre 2020 bis 2022 auf 6,81 l / 100 km. Man kann also getrost aufrunden und sagen: Würde man den heutigen Verkehr auf Batterieautos umstellen, müssten die ungefähr genauso viel laden, wie die Privathaushalte verbrauchen. Und wenn der Großteil davon "zu Hause" geladen werden soll, bedeutet das einen entsprechenden Anstieg; bei etwas Reserven für eine ungleichmäßige Verteilung kann man locker von einer Verdoppelung ausgehen.
Darauf sind die Netze logischerweise nicht ausgelegt, es muss also ein neues Netz her. Aus genau dem Grund erzähle ich ja seit locker 10 Jahren, dass die Investitionsbilanz von Batterieautos miserabel ist und das dort versenkte Geld einfach nur die Umstellung anderer Verbraucher auf erneuerbare um Jahrzehnte verschiebt, ohne selbst wirklich CO2 einzusparen.
Die Überschlagsrechnung ist übrigens bereits unter Berücksichtigung intelligenter Ladesäulen mit Load Balancing, wie sie bislang gar nicht gebaut werden. Wenn Batterieautos beim Laden auch noch einen größeren Gleichzeitigkeitsfaktor haben, weil alle direkt nach Feierabend laden, während bei weitem nicht alle zum gleichen Zeitpunkt die Waschmaschiene auf 60 °C stellen, wenn man also pro im Durchschnitt verbrauchter kWh Ladestrom auch noch mehr Leitungsquerschnitt als pro durchschnittliche kWh Haushaltsstrom braucht, kann sich das Problem schnell nochmal multiplizieren.
Aber das ist, wie schon mehrfach gesagt, noch das kleinere Problem. Kostet ja nur Geld. Einige Billionen zwar, mit denen wahrscheinlich den deutschen CO2-Ausstoß hätte halbieren können, wenn man sie in erneuerbare Kraftwerke investiert hätte, anstatt zusätzliche Verbraucher für Kohlestrom zu schaffen. Aber Geld kann man ja eintreiben, zum Beispiel von den "Niemanden", die künftig 1-2 Tausender übrig haben, weil sie dafür sowieso kein Auto mehr kaufen können und zu Fuß gehen.
Aber freien Platz gibt es nur so viel, wie da ist. Und an den meisten Straßenrändern gibt es keinen Platz für Ladesäulen. Da fehlt schon jetzt der Platz für Fahrradwege. Wenn man nicht für Trilliarden ganz Städte neu bauen will, wird es da nie möglich sein, zu laden, wo man heute parkt. Und damit bricht das ganze, ohne fragwürdige, Konzept der Kurzstreckenbatterieautos in der breiten Masse zusammen.