AW: Anhänger der Demokratie werden weniger!
Geburtenrückgang hat aber noch viel mehr Gründe als nur "sind zu teuer". Wer ein Kind will, für den sind doch ökonomische Gründe seltenst wirklich ausschlaggebend.
Denke viel wichtiger ist auch der Faktor, dass es heute in westlichen Gesellschaften durchaus normal ist keine feste Partnerschaft mit Kindern zu führen. Man wird nicht mehr komisch angeschaut, wenn man (aktuell) keine Kinder will oder diese hinter anderen Lebenszielen anstehen. Das war früher eben ganz anders und ist es auch bei Leuten mit Migrationshintergrund noch. Dort wird erwartet mit 30 verheiratet zu sein und Kinder zu haben.
Gibt natürlich noch viel mehr Gründe: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Betreuungssituation, Bildungshintergrund korreliert sehr stark etc.
Und fast alles läuft irgendwie auf Geld hinaus.
Familie und Beruf? --> Bedeutung meist weniger Geld/schlechtere Karrierechancen
Betreuungsituation? --> Plätze sind rar und teuer.
Bildung? --> Man will dem Kind das beste ermöglichen, und das kostet auch sehr viel Geld, ergo überlegt man es sich mehrmals ob noch ein zweites Kind in Frage kommt.
Wohnsituation? --> zu kleine Wohnung --> größere kostet mehr Geld (in der Regel).
Wie stark wird ein Kind vom Staat finanziell gefördert? --> Am Beispiel Skandinavien kann man sehr wohl erkennen dass eine finanzielle Förderung höhere Geburtenraten bewirken kann.
Klar gibt es noch weitere Gründe für den Geburtenrückgang:
-Verringerter Einfluss der Kirche auf das Familienbild.
-Soziokultureller Veränderungen, Lebensgemeinschaft statt Heirat, andere Formen der Partnerschaft als Konkurrenz zur kirchlichen Ehe, Verhütungsmaßnahmen (unter anderem legitimiert weil der Einfluss der Kirche schwindet), alleinerziehende Elternteile etc
-Verschiebung des Kinderkriegens: Man verschiebt es auf "später", unter anderem weil sich die Normen und Werte verändert haben, aber auch weil man sich dann quasi eine stabile Finanzsituation aufgebaut hat wenn man das erste Kind mit 30 anstatt mit 24 bekommt.
Aber es ist vollkommen falsch dass ökonomische Gründe seltenst ausschlaggebend sind. Ökonomische Gründe sind heute vielleicht nicht mehr derart streng wie früher (19 Jh., Anfang 20. Jh), aber dennoch ausschlaggebend und von großer Bedeutung. Ein Kind bedeutet heute finanziell gesehen nämlich Einbußen. Diejenigen, die es sich im Prinzip leisten könnten bekommen aber auch nicht mehr Kinder als Leute aus ärmeren Bevölkerungsschichten.
Diese Menschen haben meist einen langen Bildungsweg hinter sich, dann will man sich noch eine Karriere aufbauen und dann ist man gleich mal 28-30 Jahre alt. Dann weiß man aber auch was dieser Bildungsweg kostet (man will es ja auch für die Kinder, vielleicht sogar etwas besseres) und die Bildung wird absolut nicht billiger, ergo bleibt es oftmals bei einem Kind.
Die finanziellen Gründe spielen eine gewichtige Rolle in der Frage der Fortpflanzung. Nicht die einzige, aber im Zusammenspiel mit soziokulturellen Veränderungen und anderen Faktoren.
Ich beziehe mich hier unter anderem auf Texte von Timothy Guinnane, Ron Lesthaeghe, Ferencs Kamaras und Harvey Liebenstein.