Die Erwartungen und Ansprüche haben sich in den vergangenen Jahr(zehnt)en drastisch verändert und passen nicht mehr zueinander.
Sehe ich exakt gegenteilig. Die Erwartungen sind eher so, dass man alte Spiele (20 Jahre+) noch kennt und damals mit der Erfahrung aufgewachsen ist und 10-15 Jahre lang gekauft hat, dass die Spiele
a) fertig sind, wenn sie erscheinen
b) vollständig sind, d.h. keine weiteren Kosten entstehen
c) vernünftig laufen
und jetzt der mit Abstand wichtigste Punkt:
d) aufgrund von Leidenschaft, Faszination etc. entstanden sind und nicht aus reiner Geldgeilheit
Genau das sind die Erwartungen, von mir zumindest, an die Spieleindustrie, da das schließlich das ist, was die 90er durch bis ca. Anfang der 2000er-Jahre bestens funktioniert hat. Mit anderen Worten: Falls es aktuell zu Diskrepanzen kommen sollte, dann rühren die daher, dass sich die Industrie verändert hat und nicht Ich. Die Industrie hat sich also von den Erwartungen ENTFERNT, nicht die Erwartungen sich verändert.
Spieleschmieden wurden mit Ende der 90er im großen Stil aufgekauft und "industrialisiert", d.h. Leidenschaft und Idealismus (Kunden Qualität bieten!) durch Marketingteams ersetzt. Bestes Beispiel dieser Zombie Bobby Kotick, der wortwörtlich von Hyperkapitalismus-Idealfirma Coca Cola (!!!) in die Spieleindustrie kam (das liest sich wie ein SNL skit!) und das hervorragende Image der Vorzeigefirma Blizzard zu Geld machte. Jetzt spielt sich mit Ausnahme von Indie-Titeln generell alles gleich (dumm und eintönig).
Herausforderungen darf man sich selber suchen, da ja kein potentieller Kunde durch ernsthafte Schwierigkeiten vergrault werden soll.
Nicht nur das, die meisten haben Verträge mit den GPU-Schmieden und rühren daher keinen Finger für Optimierung, sondern zählen Geld(koffer).
Das kann man als Autor derart überspitzt formulieren, wenn man möchte, und es damit in Richtung Sarkasmus drücken - 100% wahr bleibt es trotzdem. Eine spirituell/idealistisch tote Zombiefirma wie CD Projekt z.B. packt Features wie Raytracing nicht rein, weil sie eine Faszination für das Erzählen von Geschichten oder das Aufbauen dichter Atmosphäre hätten. Die kalkulieren alles roboterartig durch und da steht dann vollkommen zu Recht der Verdacht im Raum, dass mehr als der Spaß am Entwickeln selbst hier Antreiber für solche Features war.
Ich persönlich bin beruflich an Hardware interessiert, da Spiele (Ausnahme: manche Indies) für mich mittlerweile nach großer Leidenschaft gestorben sind. Letzter Titel, der mir so halbwegs gefiel, war Hitman 3 (Grafikengine von 2016!), und selbst der war mäßig.
Nee, Herr Vötter: Die Kritik ist schon zu 100% gerechtfertigt. Alles Kulturelle (Film, Musik, Spiele) ist in meinen Augen ziemlich genau seit Jahrtausendwechsel MASSIV abgekracht, und wenn die Leute darüber motzen, liegt es nicht an den Leuten. Überhaupt sind Firmen für Menschen da und nicht Menschen für Firmen, sodass ich ganz elementar den Ansatz nicht verstehe, Erwartungen der Kunden zu kritisieren! Ich bin nicht verantwortlich für Firmenprofite oder gar -überleben, sondern die Firmen für die Befriedigung meiner Bedürfnisse. Basta.
Und über die Hardwarekosten beschweren sich die Leute übrigens auch nicht PRINZIPIELL, sondern in Relation zum Gebotenen: Ich habe mir damals z.B. extra für Morrowind anno 2003 eine GeForce 4 Ti 4600 gekauft, für (meine ich) damals absurd teure ~500€. Das war so mit der erste große Titel, der überhaupt Shader hatte - man staunte über die Regentropfen, die im Wasser für heutige Verhältnisse lächerliche Effekte auf der Wasseroberfläche verursachten. Dafür ging dann gerne das gesamte Ersparte drauf. Würde ich heute wieder genauso machen, WENN es denn Spiele gäbe, die aufgrund von mehr entstanden wären als nur reiner Geldgeilheit. Spiele waren damals auch absurd teuer, so zahlte ich z.B. als Kind 140DM (ja, hundertvierzig) für Zelda: Majoras Mask (N64) und würde das heute ebenfalls genauso wieder tun, weil das Spiel Seele ohne Ende hat.
Aber was will ich mit einer verbuggten lustlosen Technikdemo, bei der es die Spielefirmen immer mehr und mehr dazu bringen, mich auch noch moralisch zu belehren und vom Schwierigkeitsgrad her wie ein Kind zu behandeln? Ich weiß ganz ehrlich nicht, wer Hardware noch zum Zocken braucht anstatt zum Arbeiten, denn brauchbare Spiele (Indies) laufen auch auf Rechnern anno 2013 noch ok.
Keine Seele = kein Geld von mir.
"Ich habe fertig." (Giovanni Trappatoni)