Ich habe auch keine Wertung in das Verhalten gelegt. Ich schaue nur wehmütig und mit zerrissenem Herzen auf meine Situation, in der immer mehr Dinge, die ich lieb gewonnen habe, verschwinden. Es gibt viele tolle neue Dinge, wie z.B. die ganze PC-Welt. Als ich zu studieren begann, dachte ich in meiner naiven Einfalt wirklich, ein Arbeitsleben ohne Rechner herum zu bekommen. Was für eine Fehleinschätzung.
Tiny Room, autonome Flugdrohne und möglichst keinen Kontakt zu anderen. Als Bildschirm gibt es Brillen, die ein Bild auf die Netzhaut werfen, und dazu komplett offene Daten, die uns vor jedem Kontakt mit Menschen informieren.
"5m vor Dir steht Claus, Redakteuer bei PCGH, bisher drei Beziehungen im Streit beendet, vorbestraft wegen x.y.! Kontakt ist zu meiden!!!". Oder so:
"Vor Dir steht Claus, 68 Jahre, liebeswerter und hilfsbereiter Mensch mit Level 5. Kontakt sinnvoll. " Software wird uns Kontakte und Beziehungen vorschlagen oder gar verhindern.
Ich versuche optimistisch zu bleiben. Ich denke, dass viele Entwickler und Ingenieure einfach so erstmal etwas Neues entwickeln und sich allenfalls sporadisch Gedanken machen, wie man das real in der Praxis einsetzen könnte. Darauf aufbauend gibt es dann die Marketing-Abteilung, die versucht die entwickelte Technik an den Kunden zu bringen.
Gerade in der IT-Branche gibt es immer wieder Hardware und Software, die sich auf dem Markt nicht durchsetzen kann.
Jüngste Beispiele sind etwa "Smartwatches". Was wurde Werbung gemacht, dass die Apple Watch und Co. die klassischen Armbanduhren komplett verdrängen werden. Und was ist in der Praxis passiert? Ein paar Early Adopters haben sich die Smartwatches gekauft, die Mehrheit hat sich jedoch dagegen entschieden. Warum? Weil für einige Leute der Mehrwert nicht klar genug ist. Zudem ist die Akkulaufzeit im Vergleich zu einer klassischen Armbanduhr sehr kurz. Das hat sich auch mit jahrelanger Entwicklung nicht wesentlich verbessert.
-> Folge: Smartwatches haben sich eine Nische gesucht, aber nie den Durchbruch auf dem Markt geschafft. Jetzt gibt es die smarten Armbanduhren fast nur noch mit Fokus auf (Hobby-) Sportler.
Anderes Beispiel: VR. Auch hier gab es sehr viel Euphorie. Letztendlich hat es sich am Markt auch nicht so durchgesetzt, wie man das anfangs gedacht hat. Inzwischen ist es so, dass sich VR zwei spezifische "Marktsegmente" ausgesucht hat. Einmal die Gaming-Branche und einmal bei Unternehmen. Es ist aber so, dass nicht nur der Preis abschrecken kann, sondern auch es einen anderen Faktor gibt, der abschrecken kann. Motion sikness betrifft manche Nutzer von VR-Brillen und das lässt sich nicht ändern. Ich muss gestehen, dass ich auch unter Motion sikness leide.
-> Folge: Auch wenn ich die VR-Technik spannend finde, kommt mir keine VR-Brille ins Haus, weil mir bei der Benutzung schlecht wird.
Das sind nur zwei Beispiele für ein Phänomen, was sich immer wieder beobachten lässt. Neue Technik wird großartig entwickelt, aber kommt nicht immer so auf dem Markt an, wie man es sich bei den Herstellern gedacht hat. Und so ist es auch bei der Datenbrille.
-> Insofern lass uns positiv denken! Der Konsument hat doch eine gewisse Macht, was sich am Markt durchsetzt und was nicht. Und soziale Kontakte zu anderen Menschen sind wichtig und werden es immer bleiben, da bin ich mir ziemlich sicher.
Natürlich sind Kinos vakant, als nächstes sterben dann Theater, weil denen die Subventionen gekürzt werden. Wir bereiten die Menschen jetzt darauf vor, ohne Kultur klar zu kommen, bzw. andere Weg zu suchen, die man isoliert zu hause macht. Wenn ich mir Zukunfstvisionen anschaue, dann kann z.B. der Film "Das fünfte Element" mit der Wohnung von Bruce Willis genau aufzeigen, wie man in 50 Jahren leben wird.
Und zum Thema "Sterben der Kultur" sei gesagt:
Das Kino ist - wie das Theater auch - eine Bühne für "Unterhaltungsshows". Es ändert sich "nur" die Zielgruppe, es wird in beiden Formen das gleiche "Kundenbedürfnis" nach Unterhaltung befriedigt. Es gab immer schon eine gewisse Konkurrenz bei den "Unterhaltungsshows" und immer, wenn eine neue Form aufkommt, muss sich die etablierte Form anpassen oder einen einzigartigen Mehrwert schaffen, um weiterhin Kunden zu bekommen.
-> Wenn die Anpassung nicht gut genug ist für die Nutzer, dann stirbt eine Form wie das Kino oder Theater tatsächlich aus.
-> ABER: Bislang haben es beide Formen geschafft zu überleben, trotz deutlich mehr Möglichkeiten für die Kunden, ihr Bedürfnis nach Unterhaltung zu befriedigen. Schließlich gibt es ja mittlerweile DVDs, Blu-rays und natürlich Sendungen, die im Internet ausgestrahlt und zum Nutzer gestreamt werden.
Ein Vergleich zum Medium "Buch":
-> Auch dem gedruckten Buch wurde in den letzten Jahrzehnten regelmäßig der Untergang prophezeit. Dazu ist es bis heute nicht gekommen! Den Verkaufszahlen zufolge wird das gedruckte Buch immer noch mehr verkauft, als E-Books.
-> Klar ist aber auch, dass sich der Stellenwert des gedruckten Buches in den letzten Jahrhunderten massiv gewandelt hat. Heutzutage ist das gedruckte Buch einerseits Unterhaltungslektüre und andererseits eine Art Statussymbol (ich bin gebildet, intellektuell). Es gibt aber - auch in Deutschland - immer weniger sogenannte "Vielleser", die mehrere Buchtitel in einer Woche oder einem Monat komplett durchlesen. Von diesen Personen gibt es hier nur sehr wenige und viele frühere "Vielleser" sterben langsam weg. Vielmehr kauft man sich ab und zu mal ein Buch. Die Buchverlage hierzulande haben darauf reagiert und die Preise für die Bücher deutlich angehoben. Da es eine gesetzliche Buchpreisbindung in Deutschland gibt, dürfen neu auf dem Markt erscheinende Titel eine gewisse Zeitlang nur zum vom Verlag festgelegten Preis im Handel verkauft werden. Nur bei sogenannten "Mängelexemplaren" (eine Seite ist mit einem Stift verschmiert worden o. Ä.) darf der Handel einen Rabatt gewähren. Oder man ist Großkunde, dann kann man auch einen festgelegten Rabatt auf die Bücher bekommen. So haben es die Buchverlage in Deutschland - bis zur Coronakrise - geschafft, zu überleben. Klar, es gab auch etliche Fusionen, sodass riesige Verlagsgruppen mit Buchverlagen wie etwa dem größten Publikumsbuchverlag der Welt namens "Penguin Random House" mit u.a. dem deutschen C. Bertelsmann Verlag (gehört übrigens zum TV-Sender RTL/Vox/N-TV) entstanden sind.
-> Auch wenn der Jahresumsatz der gesamten Buchbranche in Deutschland - also von allen Buchverlagen (keine Zeitschriftenverlage, wie es etwa Computec auch ist. Wobei Computec noch viel mehr ist und auch Events veranstaltet uvm. macht), allen Einzelhändlern die vorrangig Bücher verkaufen und Zwischenhändlern (diese beliefern die Buchhändler aus Zentrallagern mit Büchern) - nur ungefähr so hoch ist, wie der Jahresumsatz des Automobilkonzerns BMW aus dem Jahr 2016.
-> Übrigens: Von der Coronakrise konnte die Buchbranche in Deutschland bisher nicht profitieren! Im März 2020 gab es gar einen deutlichen Rückgang bei der Zahl der verkauften Bücher in Deutschland. Ich vermute, weil viele Buchhändler in der Vergangenheit nie großartig für den Verkauf im Internet geworben haben, sondern immer die persönliche Beratung vor Ort im Geschäft als einzigartigen Vorteil verkauft haben. Der "Lockdown" jedoch hat bis Ende April dazu geführt, dass auch alle Buchhändler ihre Geschäfte in Deutschland geschlossen hatten und gezwungen waren, über das Internet zu verkaufen.