Ich kenn's.
Ich kann nicht mehr richtig 'zocken', synonym für das entspannte Zurücklehnen vor dem Rechner nach einem stressbepackten Tag, ein gutes MMO ausführen und schier stundenlang mit Freunden auf Skype, welche sich ebenso in der Gamelobby befinden, kommunizieren. Unabhängig vom Spaßfaktor und anderen Qualitätsaspekten leg' ich in den meisten Spielen meine Aufmerksamkeit ausschließlich auf technische Potenz sowie Story und Atmosphäre. Somit gerät die Wiederspielbarkeit in den Hintergrund und Online-Komponenten à "Skill" oder das Hochleveln bieten mir nichts mehr. Auf LAN-Partys (jawoll, sowas existiert noch!
) wendet sich hingegen bei allerlei Warcraft-, CoD2, CSS-Runden das Blatt. Hier erkenn' ich die Relevanz des Gameplays in Videospielen zurück und auch nach stundenlangem Daddeln kehrt keine Langeweile ein.
Mein erstes PC-Spiel war GTA San Andreas anno 2011, welches ich vergnügt von Anfang bis Ende durchspielte und mich von der frei begehbaren Spielwelt wie auch der Vielfältigkeit beeindrucken ließ. Hier sammelte ich erste Erfahrungen mit Mods in Form von kleinen Skriptmodifikationen (ein Ingame-Feuerwerk oder Mythen beispielsweise). Später geriet ich durch Zufall auf YouTube auf ein Vorstellungsvideo der ENB-Series für den nun zehn Jahre alten Titel, jedoch funktionierte nach einem ungeduldigen Installationsversuch die Mod nicht korrekt und somit spielte ich weiter und suchte nach weitere Mods, stieß dabei auf
'MTA San Andreas', eine kontinuierlich weiterentwickelte Multiplayer-Modifikation mit großer, aktiver und freundlicher Community. In den simplen Freeroam-Modi auf großen Servern, einschließlich Godmode-Commands und deaktivierten Waffen fühlte ich mich wohl, telefonierte mit einem guten RL-Kumpel, während wir ingame waghalsige Stunts vollzogen. Immer weiter wurden neue Server gesucht und erkundet, mit innovativen Spielmodi und schlussendlich band ich mich an eine große, deutsche Community mit einem damals für mich perfekten Gameplay-Konzept: Reallife.
Reallife ist, der Name deutet es bereits an, ein MMORPG-Konzept im Stil des realen Lebens: Man gerät als "Obdachloser" in den Staat San Andreas, muss sich zunächst einen simplen Beruf aussuchen und mittels dessen ein kleines Budget zum Kauf der zahlreichen Scheine und Berechtigungen, neben einem Personalausweis, aufbauen. Mit Ebendiesen setzt sich somit der Müllsammler in ein großes, effizienteres Gefährt zum Säubern der Stadt, der Kofferfahrer setzt sich ans Cockpit eines großen Passagierflugzeuges und auf der Farm darf sich ein Mähdrescher zu Nutze gemacht werden.
All diese Tätigkeiten ertragen zunächst ein Budget, welches auf diesem Server von großer Bedeutung war: Sämtliche Vehikel, sowohl auf Asphalt, als auch auf dem Wasser oder in der Luft, Objekte, Häuser und etlich Weiteres fügte sich nach dem Kauf dem virtuellen Eigentum zu. Dabei war das 'Sparen' mittels der angebotenen Berufe alles andere als schnell erledigt und über eine Villa, ein teures Objekt oder ein "Einzelstück" - selten bis lediglich 1 mal in der Datenbank vorhandene Fahrzeuge - durfte man sich nach langer Spielzeit und entsprechender Erfahrung umso mehr freuen. Eine zentrale Rolle spielten die 'Fraktionen': Neben der organisierten Kriminalität bot sich auch eine Polizei-, FBI- oder Army-Karriere an, zusätzlich ließ sich der Weg als Reporter einschreiten (Serverevents [Organisation von Rennen, Marathons, Boxkämpfen uvm.], Wettervorhersagen, Versteigerungen und Weiterem). Während sich böse Fraktionen gegenseitig um Ganggebiete bekriegten und dabei in einem ausgetüftelten System strategisch und kooperativ vorgingen (Teamspeak) wie auch die Stadt per Überfälle & Geiselnahmen in Angst und Schrecken versetzten, gingen die Staatsfraktionen gegen jene Verbrechen vor. Ein Gefängnis mit bis zu 90 Minuten Knastzeit erwartete die Banden hierbei.
Aufgrund der Teamspeak-Pflicht wuchs man sehr in die Community hinein und jede Fraktion besaß ernste Regeln, einen individuellen Channel mit Passwortschutz, wöchentliche Besprechungen und eine 5-rängige Hierarchie. Insgesamt wurde das umfangreiche Regelwerk auch seitens der Teammitglieder und Moderatoren sehr ernst genommen und Störenfriede fix mit (Time-)Banns bestraft. Zudem war ein reales Verhalten geboten, sodass ein fixes Roleplay nach einem Autounfall, sofern es funktionierte, sich gern zu virtuellen "Freundschaften" entwickelte und dem Spiel etwas gab, was man aus keinem anderen Titel kennt. Die vielfältigen Gameplay-Konzepte und Komponenten machten keine Spielstunde auf dem Server monoton und im Forum postete ich ebenfalls etliche Tausend Beiträge, während ich so einige Modding-Erfahrung in entsprechenden GTA-SA-Communitys sammelte.
Nach annähernd 1000 Spielstunden auf dem näher ausgeführten Server und insgesamt geschätzt 4000 Stunden GTA San Andreas, wurde mir das Spiel allmählich zu eintönig und lange habe ich nichts mehr großartig am Ohr damit.
Einiges zu verdanken habe ich dem Spiel und der Community jedoch - Erfahrung im GFX-Bereich wäre hier nur eines von Unzähligem. Denke gern an die Zeit zurück, als ich quasi ohne Reallife die gesamten Ferien mit Kollegen in diesem Spiel verbracht habe, denn Spaß hat es allemals gemacht.
Eventuell vergleiche ich bloß jedes Spiel mit dem Obigen und werde regelmäßig enttäuscht. Zusätzlich kann ich mir die Zeit für eine Ingame-Community schlicht nicht mehr genehmigen finde mich folglich immer wieder in zugänglichen AAA-Titeln, teils im Singleplayer, auf welche ich keine Schwierigkeites-, hierfür jedoch umso höhere Ansprüche in puncto Technik stelle. Bin im Übrigen nur noch am Rumbasteln an der Grafik und beschäftige mich mit meiner Hardware, mache Grafikdesign und lasse mich in summa an ca. jedem zweiten Wochenende mal auf ein paar Runden BF3/BF4/Koop div. Titel mit RL-Kumpels ein. Open-World fortan als favorisiertes Genre, somit schau' ich positiv auf das kommende Watch Dogs und hoffe, dass es für mich ein packendes Spiel seit Langem wird. Doch was ich aktuell tu', kann ich i.d.R. nicht mehr als das klassische Gaming bezeichnen - eher ein Rumtüfteln an Technik, Mods und co.