Allgemeine Dienstplicht in Deutschland

Tekkla

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Vorwort

Ich bin Jahrgang 1975 und von 1997-1999 bei der Bundeswehr (BW) gewesen. Erst war ich dort als Wehrpflichtiger. Ich habe den Dienst freiwillig auf 23 Monate verlängert. Wäre meine heutige Frau in der Zeit nicht in mein Leben getreten, ich wäre beim Bund geblieben. Nicht unbedingt, weil ich das System so geil fand, eher deshalb, weil ich seinerzeit zu See gefahren bin und die Seefahrt liebte und noch immer liebe.

In Deutschland wurde die allgemeine Wehrpflicht bekanntlich ausgesetzt. Auf dem Papier existiert sie noch, und in der jüngeren Zeit, gerade auch unter dem Blickwinkel des Krieges Russlands gegen die Ukraine, kommt das Thema eine Wiederaufnahme der Wehrpflicht in Medien und Politik und auch hier im Forum immer wieder auf.

Da die Wehrpflicht zu meiner Dienstzeit bereits nur einen Bruchteil der eigentlich wehrfähigen Männer betraf, sprach man damals schon von Wehrungerechtigkeit, was auch - neben der Tatsache, dass man damals keinen Feind mehr ausmachte, vor dem man sich verteidigen musste, und deshalb die Bundeswehr in seiner alten Form nicht mehr zu brauchen schien - dazu beitrug, dass man die Wehrpflicht, und damit den Zivildienst, de facto abschaffte.

Worum soll es hier gehen?

Im Topic zum Ukrainekrieg kam jüngst auch das Thema Wehrdienst bzw. allgemeine Dienstpflicht auf. Ich erwarte hier im Topic eine nicht allzu riesige Diskussion, weil die Argumente für oder dagegen ziemlich schnell ausgetauscht sein dürften. Ich möchte dennoch eine eigene Diskussionsbasis für dieses Thema begründen, damit wir andere Topics von diesem Thema sauber halten können.

Meine Sicht der Dinge

Ich persönlich bin für eine allgemeine Dienstpflicht für jeden Bewohner dieses Landes. Das wären alle Menschen mit der dt. Staatsbürgerschaft inkl. aller anderen in den Grenzen der BRD lebenden Menschen! Diese Dienstpflicht bestünde vom 18. bis zum 65. Lebensjahr. Diese Dienstpflicht kann bei der Bundeswehr, beim technischen Hilfswerk, in medizinischen oder auch sozialen Einrichtungen abgeleistet werden. Bereits an der Gesellschaft geleistetes Engagement wie z.B. Dienst bei der BW, Zivildienst, aber auch ehrenamtliche Tätigkeiten oder bei Frauen Schwangerschaften und ggf. mehr müssen auf diese Zeit angerechnet werden.

Ich erwarte mir davon einen Effekt, wo die Gesellschaft, die gefühlt mit immer weniger Gemeinsinn durch den Tag geht, wieder lernt, dass der in den letzten Jahrzehnten geförderte und geforderte Individualismus nicht unbedingt zum Fortbestehen der Gesellschaft beiträgt. Ich erwarte mir davon, dass jeder hier lebende Mensch erfährt, was es bedeutet, wenn man wie ich mit 80/40 Leuten unterschiedlichster Herkunft klarkommen muss, um zu lernen, dass man trotz aller persönlichen Unterschiede gemeinsam deutlich mehr bewegt bekommt.

Und nun seit Ihr dran

Nehmt meine Idee auf, stellt Fragen, schreibt eure eigenen Ansichten, bringt mehr Tiefe in das Ganze, schreibt vom Für und Wider bei dem Thema. Ich bin gespannt.
 
Ich erwarte mir davon einen Effekt, wo die Gesellschaft, die gefühlt mit immer weniger Gemeinsinn durch den Tag geht, wieder lernt, dass der in den letzten Jahrzehnten geförderte und geforderte Individualismus nicht unbedingt zum Fortbestehen der Gesellschaft beiträgt. Ich erwarte mir davon, dass jeder hier lebende Mensch erfährt, was es bedeutet, wenn man wie ich mit 80/40 Leuten unterschiedlichster Herkunft klarkommen muss, um zu lernen, dass man trotz aller persönlichen Unterschiede gemeinsam deutlich mehr bewegt bekommt.
Ich habe das schon hier ganz in deinem Sinne ausgeführt und hoffe auf die gleichen Effekte.

Ich würde aber schon darauf plädieren, das bei einer eventuellen Einführung dieser Dienstplicht, das in möglichst jungen Jahren passiert, weil dort die Leute einfach offener und Lernbereiter sind.

Um es mal flapsig auszudrücken du kannst einem 40 Jährigen vermeintlichen "Verschwörungstheoretiker" nicht sinnvoll einsetzen, weil die BW die die Autorität bis einem gewissen Grad hat, den zu disziplnieren, den auf Grund seines Alters schon nicht mehr haben will und im zivilen Leben würde das nur zu Chaos führen.
Also die Leute sollten das schon bis 25-30 Jahre spätestens abgeleistet haben, damit es einen wirklichen Effekt gibt!
 
Als Liberaler sehe ich sowohl die Wehrpflicht, als auch eine allgemeine Dienstpflicht grundsätzlich kritisch an, weil es am Ende des Tages Zwang ist, egal wie man es nennt.

Ich befürworte eine Berufsarmee und da muss der Staat dann halt ggf. an der Attraktivität dieser arbeiten. Angesichts der geänderte weltpolitischen Lage kann ich allerdings die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht verstehen. Dies muss dann aber unbedingt hinsichtlich der Wehrgerechtigkeit geändert werden, sprich es müssen prinzipiell alle volljährigen deutschen Staatsbürger der Wehrpflicht unterliegen und der Grundwehrdienst muss auch durch deutlich mehr Leute pro Jahrgang absolviert werden, damit es nicht zu einer Lotterie verkommt, wo der eine halt Glück und der andere Pech hatte.

Eine wie auch immer geartete Dienstpflicht bei z.B. dem THW oder in medizinischen oder auch sozialen Einrichtungen lehne ich ab. Fast jeder volljährige deutsche Staatsbürger geht zur Zeit einem Beruf, einer Ausbildung oder einem Studium nach und leistest damit bereits seinen Anteil an der Gemeinschaft.

Ich sehe nicht, warum z.B. der Mitte 30jährige Facharbeiter, der eine 40 Stunden Woche hat und in Deutschland unter der zweithöchsten Abgaben und Steuerlast weltweit leidet (https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-04/oecd-deutschland-steuern-abgaben-paare), dann noch gratis seine Freizeit zur Verfügung stellen soll.
 
Ich bin damals mit 17 (bin während der AGA 18 geworden, daher ging das mit Muttizettel) als FWDL23 freiwillig in den Wehrdienst gegangen. Ich wäre definitiv auch dort geblieben, hätte ich nicht die Möglichkeit für eine (zum damaligen Zeitpunkt für mich ideale) Ausbildung bekommen. Lange Zeit war auch ich für die Wehrpflicht, das Problem ist aber imho, dass Leute unter Zwang relativ unbrauchbar sind bzw. ein Heer aus "SOLLdaten" und nicht "WOLLdaten" einfach nix bringt. Der Spruch ist derbe ausgelutscht, ich weiß, aber er passt in der Debatte einfach gut.

Daher wäre es in meinen Augen wichtiger und sinnvoller, die BW als Arbeitgeber attraktiver zu machen und nicht, per Zwang für Nachschub zu sorgen.
 
Ich mach mit 41 bestimmt keine Dienstpflicht mehr, außer, man bekommt das gleiche Geld...sonst kannste ja keine Kredite mehr bedienen und die Bank nimmts Dir weg. Haste auch nix gekonnt.

Und körperlich biste irgendwann auch nicht mehr so belastbar...neee, ich bin da eigentlich raus.
 
Ich bin damals mit 17 (bin während der AGA 18 geworden, daher ging das mit Muttizettel) als FWDL23 freiwillig in den Wehrdienst gegangen. Ich wäre definitiv auch dort geblieben, hätte ich nicht die Möglichkeit für eine (zum damaligen Zeitpunkt für mich ideale) Ausbildung bekommen. Lange Zeit war auch ich für die Wehrpflicht, das Problem ist aber imho, dass Leute unter Zwang relativ unbrauchbar sind bzw. ein Heer aus "SOLLdaten" und nicht "WOLLdaten" einfach nix bringt. Der Spruch ist derbe ausgelutscht, ich weiß, aber er passt in der Debatte einfach gut.

Daher wäre es in meinen Augen wichtiger und sinnvoller, die BW als Arbeitgeber attraktiver zu machen und nicht, per Zwang für Nachschub zu sorgen.
Ich frage jetzt mal sehr provokant und überspitzt zurück.
Wie stellst du dir das im Ernstfall oder Verteidigungsfall vor?
Die Berufsarmee samt kleiner Reserve kämpft, bis sie tot oder verletzt und "verbraucht" sind und die restlichen 82 Millionen schauen zu?
Und wie soll das im Ernst und Verteidigungsfall dann mit der Ausbildung funktionieren?
Als einer der dabei war, weisst du selber das da keine 3-4 Monate ad hoc wirklich reichen, sondern das wesentlich besser funktioniert, wenn man schon ausgebildet wurde, dann steht nämlich der Begriff "verheizen" im Raum was wohl auch keiner will.

Die weltpolitische Lage ist eben nicht mehr 2010, es hat sich sehr entscheidendes geändert und ein bewaffneter Konflikt für die BW ist absolut nicht ausgeschlossen.
 
Ich kam damals (Jahrgang 84) knapp um die Wehrpflicht rum. Zumindest musste ich schon nicht mehr zur Musterung. Andere in meinem Alter aber schon. Hatte wohl einfach "Glück".
Der Punkt ist, ich war auch jemand der nicht zum Bund wollte. Allerdings wurde zu meiner Zeit eh fast jeder ausgemustert. Die Bundeswehr wollte scheinbar nur noch top Musterknaben ohne jegliche Defizite (auch keine leichte Sehschwäche^^).

Heute mit 40 kann ich natürlich locker daher reden und sagen, Ja ich bin für die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Hab ja leicht reden, da ich vom Alter her wohl eh drüber bin. Es betrifft ja Generation Z.

Und das ist auch das Problem. Hilft es wenn man die Leute zwingt? Ich bin mir da sehr unsicher.
Auf der anderen Seite ist unsere Bundeswehr doch wirklich im "Arsch". Kein Mensch will mehr zu Bundeswehr.
Im Krieg würden wir völlig versagen ohne die Hilfe anderer Natostaaten , da wir A ... kaum Soldaten haben, und B .... die Gerätschaften oftmals nicht tauglich/nutzbar sind.^^

Man sollte sich schon überlegen wie man die Bundeswehr wieder fitter macht, sonst überrennt uns irgendwann noch Luxemburg.;-)
 
Ich persönlich bin für eine allgemeine Dienstpflicht für jeden Bewohner dieses Landes.
Bis auf die Wehrpflicht und den Ersatzdienst ist das aber doch durch das GG untersagt, entsprechende Ideen gab es doch seitens der Politik schon.
Dazu kommt, dass du bei einer Pflicht immer einen Kontrolletti brauchst, der sich um die Verwaltung kümmert, speziell dann, wenn Leute keine Lust haben, hinzugehen.

Dazu kommt, dass die Leute, die keine Lust, haben, aber trotzdem müssen, dann i.d.R. den laden aufhalten und man denen halt nur ganz einfache Aufgaben geben kann. Jeder kennt den Bummelstreik oder halt den Volltrottel, dem man jeden Schritt 3x erklären muss.
Wie soll Arbeit (z.B. THW, Altersheim) da effizient funktionieren?
Ich erwarte mir davon einen Effekt, wo die Gesellschaft, die gefühlt mit immer weniger Gemeinsinn durch den Tag geht, wieder lernt, dass der in den letzten Jahrzehnten geförderte und geforderte Individualismus nicht unbedingt zum Fortbestehen der Gesellschaft beiträgt.
Mit Zwang wird man das eher noch verstärken, weil die Leute dann sauer sind.
Ich erwarte mir davon, dass jeder hier lebende Mensch erfährt, was es bedeutet, wenn man wie ich mit 80/40 Leuten unterschiedlichster Herkunft klarkommen muss, um zu lernen, dass man trotz aller persönlichen Unterschiede gemeinsam deutlich mehr bewegt bekommt.
Letzteres stimmt halt nicht immer. Wenn man das mit Zwang versucht, meistens noch weniger.
 
Wie stellst du dir das im Ernstfall oder Verteidigungsfall vor?
´Dafür gibts Drafts.
Die Berufsarmee samt kleiner Reserve kämpft
Eine reine Berufsarmee mit (Fantasiezahlen!) 2 Mio wäre mir lieber als eine Wehrdienstarmee mit 4 Mio, von denen 2 Mio keinen Bock haben.
3-4 Monate ad hoc wirklich reichen
Nah, 3-4 Monate reichen im Ernstfall dicke aus. Ne Waffe ist nicht allzu komplex, irrelevant ob das nun eine Handfeuerwaffe, ein G36 oder n MG4 auf ner Lafette ist. Die Dinge, die man bei der BW in der SGA lernt brauchen n bisschen mehr Zeit aber dafür kann man ja die Berufsoldaten nehmen.

Auch das "Drumherum" kriegt man in 3-4 Monaten an sich schon gut vermittelt (Tarnen und täuschen, Nachtausbildung, BIWAKs oder "speziellere" Waffensysteme (in der AGA mit nem GraMaWa auf dem Fennek zu hantieren macht Laune)
 
Ich bin Jahrgang 1975 und von 1997-1999 bei der Bundeswehr (BW) gewesen. Erst war ich dort als Wehrpflichtiger.
Ich war Anfang der 90er da und wurde nach 1 Jahr ehrenhaft als Obergefreiter entlassen.
Daher bin ich jetzt Militärexperte und Wehrpflichtexperte. :D
Um es mal flapsig auszudrücken du kannst einem 40 Jährigen vermeintlichen "Verschwörungstheoretiker" nicht sinnvoll einsetzen, weil die BW die die Autorität bis einem gewissen Grad hat, den zu disziplnieren, den auf Grund seines Alters schon nicht mehr haben will und im zivilen Leben würde das nur zu Chaos führen.
Es gibt auch 18 jährige Schwurbler. Da muss man sich nur diverse Youtube Kanäle anschauen.
Wer Autorität oder Befehlsgehabe ablehnt, kriegst du nicht sinnvoll untergebracht. Die kannst du vielleicht verpflichten, wenn du daraus einen Zwang machst, aber die laufen kaum mit, blockieren, wo sie können und lehnen alles ab.

Als Liberaler sehe ich sowohl die Wehrpflicht, als auch eine allgemeine Dienstpflicht grundsätzlich kritisch an, weil es am Ende des Tages Zwang ist, egal wie man es nennt.
Sehe ich auch so. Zwang ist für den Eimer. Ich musste damals zum Bund und Wehrdienst leisten und es war ein weggeworfenes Jahr.
Viele Bekannte von damals, obwohl körperlich fitter als ich, mussten nicht mal hin. Das war eine absolute Ungerechtigkeit. Sowas müsste ausgemerzt werden, was aber meines Erachtens kaum möglich ist.
Oder man macht es wie in Korea oder Israel und zwingt alle, ohne Ausnahme.
Ich befürworte eine Berufsarmee und da muss der Staat dann halt ggf. an der Attraktivität dieser arbeiten.
Genau. Die Bundeswehr ist ein Arbeitgeber und muss sich um seine Angestellten bemühen. Man muss Anreize bieten.
Angesichts der geänderte weltpolitischen Lage kann ich allerdings die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht verstehen. Dies muss dann aber unbedingt hinsichtlich der Wehrgerechtigkeit geändert werden, sprich es müssen prinzipiell alle volljährigen deutschen Staatsbürger der Wehrpflicht unterliegen und der Grundwehrdienst muss auch durch deutlich mehr Leute pro Jahrgang absolviert werden, damit es nicht zu einer Lotterie verkommt, wo der eine halt Glück und der andere Pech hatte.
Wo man wieder beim Zwang ist. Also alle einziehen, ohne Ausnahme. Wer nicht kämpfen kann, oder so, kommt eben in die Versorgung oder Nachschub.
Bei mir damals war einer mit einer 0kg Bescheinigung. Dessen Hosentaschen waren sogar leer. Der saß nur herum. Der könnte aber in der Versorgung was machen und den Essenswagen schieben.
Eine wie auch immer geartete Dienstpflicht bei z.B. dem THW oder in medizinischen oder auch sozialen Einrichtungen lehne ich ab. Fast jeder volljährige deutsche Staatsbürger geht zur Zeit einem Beruf, einer Ausbildung oder einem Studium nach und leistest damit bereits seinen Anteil an der Gemeinschaft.
Kevin Kühnert oder Ricarda Lang, die ihre Studien abgebrochen haben, haben was für die Gesellschaft geleistet? :ugly:
dann noch gratis seine Freizeit zur Verfügung stellen soll.
Verdammter Vaterlandsverräter. :motz: :D
 
Würde ich gezwungen werden..... dürften die mir aber kein Waffe in die Hand zwingen. das geht nach hinten los
Ich will auch nicht in Hilfswerken hinter der Front die Leichen einsammeln die ich nicht zu verantworten habe

Die Wahl die Du stellst ist entweder verletze ich andere oder ich muss sie zusammenflicken oder versuchen den scheiß hinter ihnen wieder aufzuräumen!

Wenn ich sterbe dann während ich vor meiner Familie stehe und nicht irgendwo in irgendeinem Dreckigen Sumpf o.ä. .
Ich krepiere lieber Aufrichtig und Stolz als gebückt für irgendein Ideal von irgendjemand den ich nicht kenne und der mir sowiso am A vorbeigeht!

Zwangs-Wehrdienst bedeutet gleichzeitig Krieg und seine Folgen zu unterstützung.
Waffen vor allem Schusswaffen sind der letzte Dreck. Wer Waffen nicht ablehnt unterstützt Krieg und Tot.
Jeder Soldat Tötet für seine vorstellung von Freiheit.. Wer hatte am Ende recht? Der jenige der überlebt hat?

Edit:
Zumal ich eh nur im Loch sitzen würde...Befehle, Anschreien.... Ich würde erst nicht ragieren, und dann ziemlich wütend werden. Man kann mich "Bitten" und Ich entscheide. Komme ich in bedrängnis "Reagiere" Ich.
Und Naja von wegen hörig und gebrochen werden. Da gibt es andere beispiele die ich mit Stolz trage.
 
Zuletzt bearbeitet:
Letzteres stimmt halt nicht immer. Wenn man das mit Zwang versucht, meistens noch weniger.
Ich bin bei der BW nicht einem begegnet, der sich ob des Zwanges beschwert hat. Es war damals einfach Teil des Werdeganges eines jungen Menschen. Ich habe auch keinen meiner Freunde, ich war der einzige seinerzeit, der von unserer Clique nicht Zivi war, über die Zeit als Zivi jammern hören. Es war eher andersherum, dass man am Ende etwas gelernt hatte, was vor allem einen weiteren Blick für das Leben und die Gesellschaft eröffnete.

Wer Autorität oder Befehlsgehabe ablehnt, kriegst du nicht sinnvoll untergebracht. Die kannst du vielleicht verpflichten, wenn du daraus einen Zwang machst, aber die laufen kaum mit, blockieren, wo sie können und lehnen alles ab.
So einen hatten wir in der Inspektion bei der AGA in Eckernförde. Einer (und nur einer!) war voll auf Konfrontation aus. Kein Plan warum er überhaupt zum Bund ging!? Jedenfalls wurde regelmäßig sein Name durch den Flur geschrien, worauf dann erst seine Stube und dann später der ganze Zug "Sonderaufgaben" bekam. War jetzt nix Schlimmes, aber man lies ihn seitens der Vorgesetzten verstehen, dass eine ganze Gruppe unter seinen Eskapaden zu leiden hatte. So wie es im Ernstfall auch laufen würde.

Es brauchte fast zwei Monate, bis er das verstanden hatte. Aber er hat es verstanden! Am Ende der AGA sprach ich mit ihm darüber. Er meinte auch, dass er mit dem Gebrülle und den ganzen dummen Ausbildersprüchen nichts anfangen konnte, er aber begriffen hatte, dass es dabei nur darum gegangen wäre ein in der Gruppe funktionierendes Rad zu sein und es niemandem half, dass er ein Unikum darstellen wollte.

Als ich nachher auf meiner Einheit war, da war das alles anders. Das war für die meisten dort ein Job. Einige waren Tischler, Maurer, Maler, andere waren Mechaniker, Elektriker oder wie ich Elektroniker an Bord. Da gab es Geschrei und Befehlssprache nur, wenn man den Ernstfall mit Feuer im Schiff oder Leckabwehr und sowas übte. Aber das läuft im Zivilleben bei z.B. der Feuerwehr auch nicht anders ab. Im Ernstfall hat wer das Sagen und gibt mitunter harsche Kommandos. Da kannste dich auch nicht im Einsatz über den Tonfall beschweren, diskutieren und dich ob des Tones schmollend in die Ecke stellen.

Eine wie auch immer geartete Dienstpflicht bei z.B. dem THW oder in medizinischen oder auch sozialen Einrichtungen lehne ich ab. Fast jeder volljährige deutsche Staatsbürger geht zur Zeit einem Beruf, einer Ausbildung oder einem Studium nach und leistest damit bereits seinen Anteil an der Gemeinschaft.
Das war ja mal anders. Zum Ende hin wurde es nur immer ungerechter, weil eben nicht alle gezogen wurden.

Die Gemeinschaft braucht eine Struktur, mit der man sich im Zweifel gegen einen Aggressor stellen kann. Im Idealfall traut sich ein Aggressor gar nicht erst es zu versuchen, wenn sich die Gemeinschaft im Ernstfall auf Millionen von Reservisten stützen kann.

Beruf, Ausbildung, Studium sind in meine Augen sehr persönliche und weniger gesellschaftliche Leistungen. Wenn ich das auf die Formel, ich zahle Steuern, also soll sich wer anderes drum kümmern, reduziere, dann muss man auch bereit sein für das entsprechende Steueraufkommen zu sorgen.

Was ist besser? Ein oder zwei Jahre - vorzugsweise als junger Mensch - sich durch eine wie auch immer geartete Dienstpflicht einzubringen oder aber deutlich mehr Steuern zu zahlen, damit diejenigen, die von einem selbst nicht gewollte Verpflichtung übernehmen, adäquat bezahlt werden?
 
Zuletzt bearbeitet:
Beruf, Ausbildung, Studium sind in meine Augen sehr persönliche und weniger gesellschaftliche Leistungen. Wenn ich das auf die Formel, ich zahle Steuern, also soll sich wer anderes drum kümmern, reduziere, dann muss man auch bereit sein für das entsprechende Steueraufkommen zu sorgen.
Für was gibt es die Steuern dann?
Was ist besser? Ein oder zwei Jahre - vorzugsweise als junger Mensch - sich durch eine wie auch immer geartete Dienstpflicht einzubringen oder aber deutlich mehr Steuern zu zahlen, damit diejenigen, die von einem selbst nicht gewollte Verpflichtung übernehmen, adäquat bezahlt werden?
Letzteres wird wesentlich effektiver sein, wenn man auf qualitative Arbeit wert legt, weil die dann von Leuten gemacht wird, die da Lust dazu haben und nicht von Leuten, die keinen Bock haben.
Mit Zwang wird man ähnliche Ergebnisse wie im Sozialismus erreichen.
 
Ich bin bei der BW nicht einem begegnet, der sich ob des Zwanges beschwert hat.
Bei uns waren sehr viele Ossis. Davon hatten echt eine Menge kein bock und wussten vermutlich nicht mal, dass man verweigern konnte.
Die sind dann immer zu spät gekommen, waren nicht ausgerüstet, ignorierten Befehle. Dazu hatten wir einen Ausbilder, der sehr viel Wert auf Befehlsstruktur legte.
Nach der Grundausbildung hockte man dann 9 Monate herum und tat gar nichts. Komplett überflüssig.
Ich würde jeden Bürger, der mit der Schule fertig ist, 3 Monate (sagen wir mal N Monate) in einer Grundausbildung mit einer Waffe vertraut machen und ihnen militärisches Grundwissen vermitteln. Aber ohne das Offiziersgehabe oder militärischen Drill oder so. Einfach den Leuten zeigen, worauf es ankommt und gut.
Frag mich mal, ob ich noch weiß, wie man ein G3 zerlegt oder was man bei Ladehemmung macht.
Es war damals einfach Teil des Werdeganges eines jungen Menschen. Ich habe auch keinen meiner Freunde, ich war der einzige seinerzeit, der von unserer Clique nicht Zivi war, über die Zeit als Zivi jammern hören. Es war eher andersherum, dass man am Ende etwas gelernt hatte, was vor allem einen weiteren Blick für das Leben und die Gesellschaft eröffnete.
Von 10 Bekannten war ich der einzige, der beim Bund war, man hatte mir erklärt, dass ich zu blöd war. Man konnte sich damals problemlos mit T4 mustern lassen, ohne sich anzustrengen.
Sowas fand ich unfair.
So einen hatten wir in der Inspektion bei der AGA in Eckernförde. Einer (und nur einer!) war voll auf Konfrontation aus. Kein Plan warum er überhaupt zum Bund ging!? Jedenfalls wurde regelmäßig sein Name durch den Flur geschrien, worauf dann erst seine Stube und dann später der ganze Zug "Sonderaufgaben" bekam. War jetzt nix Schlimmes, aber man lies ihn seitens der Vorgesetzten verstehen, dass eine ganze Gruppe unter seinen Eskapaden zu leiden hatte. So wie es im Ernstfall auch laufen würde.
Bei uns war das die Hälfte der Kompanie. Null bock Typen. Einer hatte sogar mal einen Stabsgefreiten einen Kopfstoß gegeben, weil der Stabsgefreite ihn ins Achtung stellen wollte (was der natürlich ignorierte).
Als ich nachher auf meiner Einheit war, da war das alles anders. Das war für die meisten dort ein Job. Einige waren Tischler, Maurer, Maler, andere waren Mechaniker, Elektriker oder wie ich Elektroniker an Bord.
Ich war Cheffahrer und hab den Oberstleutnant kutschiert (und bei Gefechtsübungen war ich überflüssig, da er als Oberbefehlshaber der Kompanie im Panzer saß).
Meist habe ich den Offizier vom Dienst gefahren oder hab Post von einer Kaserne zur anderen gefahren und musste mich mehrmals mit den Feldjägern herumschlagen (auch völlig überflüssige Truppe und jeder war ein Arschloch, weil sie sich wie Bonzen aufgespielt haben).
Das war ja mal anders. Zum Ende hin wurde es nur immer ungerechter, weil eben nicht alle gezogen wurden.
Das war schon bei meinem älteren Bruder so. als der in den 80er Abitur machte, wurden 3/4 seiner Abschlussklasse ausgemustert und die anderen mussten hin (er war bei den Panzern und hat die Gummis der Ketten getauscht).
Die Gemeinschaft braucht eine Struktur, mit der man sich im Zweifel gegen einen Aggressor stellen kann. Im Idealfall traut sich ein Aggressor gar nicht erst es zu versuchen, wenn sich die Gemeinschaft im Ernstfall auf Millionen von Reservisten stützen kann.
Dann mach das wie Schweden oder Finnland.

Ich bin Berufswerkzeugmechaniker, ich kann auch nix anderes...außer Schrauben/Muttern oder nen Hammer(gab fast ne Abmahnung) werfen.
Hättest mal ein Studium abbrechen sollen. ;)
 
Aber ohne das Offiziersgehabe oder militärischen Drill oder so
Mein alter Ausbilder beim Bund hat es mal so erklärt:

"Als kleiner Hosenscheißer musste ich mich konzentrieren, wenn ich mir einen Doppelknoten in die Schuhe machen musste. Jetzt kann ich n Telefonat führen, ne Frau befriedigen, einen Döner essen und die Schuhe binden gleichzeitig. Damit das bei euch nicht auch 15 Jahre dauert, gibt es den Drill".

Drill ist für manche Dinge notwendig. Und gerade bei Angelegenheiten, die Waffen erfordern im Ernstfall sogar lebensrettend. Ich bin mir fast sicher, dass ich auch18 Jahre später noch das G36 mit verbunden Augen reinigen und auseinanderbauen kann (inklusive Zusammenbau), immer noch weiß, dass man das MG3 nicht wie in den Filmen mit der Fürhand unterm Lauf greife, wenn ich keine gebrochenen Finger will etc. Wie ich eine Ladehemmung beseitige etc. Das sind Dinge, da ist es ganz praktisch, dass man diese instinktiv noch beherrscht. Und um diese Instinkte anzutrainieren ist der "Drill" ja erst erfunden worden.
 
Ich würde jeden Bürger, der mit der Schule fertig ist, 3 Monate (sagen wir mal N Monate) in einer Grundausbildung mit einer Waffe vertraut machen und ihnen militärisches Grundwissen vermitteln.
Naja, ich war schon öfter aufn Schießstand...Schrot auf 25m klappt noch so einigermaßen...ab 50m ist der Gegner eigentlich sicher.
Karabiner und vorallem Pistole kannste gleich vergessen...die Richtung passt, aber die Zielscheiben sind danach wie davor.

Von 10 Bekannten war ich der einzige, der beim Bund war, man hatte mir erklärt, dass ich zu blöd war. Man konnte sich damals problemlos mit T4 mustern lassen, ohne sich anzustrengen.
Sowas fand ich unfair.
Ich war nur zum Koch oder Hufschmied geeignet, was ja eigentlich das gleiche ist.
Nach einem "Fi*k Dich" war der Typ dann irgendwie sauer, ich wollte eigentlich mitn Panzer rumdüsen und rumballern.
Danach war ich Jahr für Jahr "betrieblich unabkömmlich" bis die Wehrpflicht dann weg war...zum Glück.
Hättest mal ein Studium abbrechen sollen. ;)
Ich bin nicht zum Versager erzogen worden...ich kenne m2ine Grenzen bzw. meine Lust auf Mist.
 
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