Ich hab kurz vorm Abi, nur weil mir ein Lehrer erzählen wollte das wir es geschafft hätten und die anderen später nur noch für uns oder unter uns arbeiten werden, nur deshalb den Raum verlassen und bin kurz vorm Abschluss der 10ten auf die Hauptschule gewechselt. Einfach um genau diesem Lehrer zu zeigen, dass ein Wort auf dem Zeugnis eben gar nichts bedeutet. Dann hab ich mich folglich für eine Berufsausbildung als Konstruktionsmechaniker entschieden und angefangen zu arbeiten. Da hätte ich einen Ausbilder der mich als arrogant eingestuft hat und noch verstanden hat warum ich das gemacht habe. Dem hab ich erzählt dass es mir ums Prinzip geht und er ja sicher auch nicht Meister im Stahlbau geworden ist, weil gerade keine Stelle als Becker verfügbar war. Das war dann falsch, denn der wollte tatsächlich nicht Meister sein und mich das im Anschluss in einer Tour spüren lassen. Meine Mitauszubildenden haben eine drei und eine fünf geschrieben, als gab's eine Strafaufgabe für den mit der drei und fünf für den mit der fünf. Ich hatte eine zwei plus, also gab es 10 Aufgaben... aber in dreifacher Ausführung, bis morgen. Denn mir fällt das ja sicher nicht schwer, meinte er. Mein bester Kumpel hat sich aber super schwer getan in der Theorie (der mit der 5), also einigten wir uns darauf, dass wenn er eine fünf hätte und ich eine eins, wir beide eine drei bekommen. Dann stand unter der Klausur dann befriedigend [97%]. Mir war's wurscht, denn man kam ja selbst mit einer vier durchs Schuljahr. Berichtsmappe vorzeigen, mitten im dritten Lehrjahr. Oh, da hast du über Linie geschrieben... ab durch den Schredder und zu morgen nochmal. 152 Wochen Berichte. Nur son Zeug, fast wöchentlich. Zur Strafe von meiner Seite aus, hab ich dann irgendwann kurz vor Ende der Lehre was mit seiner ältesten Tochter angefangen. Super klischeehaft, aber sehr befriedigend.
Im dritten Lehrjahr gab's gerade mal 450€ brutto. War normal damals. Dennoch bin ich in dieser Zeit zu meiner neuen Freundin gezogen, die in Münster studiert hat. Einzimmerwohnung mit 30m2 für 360€ kalt. Genommen. Muss man sich halt was dazu verdienen. Die Firma lag vorher direkt in der Straße in der meine Familie gewohnt hat. Meine neue Wohnung 1,5h Fahrt, 54km, 32 Ampeln und ca. 300€ Spritkosten entfernt. Also nicht nur jeden Tag Überstunden in der Firma, sondern auch abends noch in einer Lackiererei ausgeholfen. Dann hatte ich dank erstem Auto (200€ vom Hinterhof) mit abgefahrenen Reifen einen Auffahrunfall. Da ich auf eigenen Beinen stehen wollte und demnach keine Prozente von meinem Vater übernommen habe, ging die Versicherung auf 255%. Also hat mich die Haftpflicht dafür schon 160€ im Monat gekostet. Konsequenz: Nachts an der Tanke gearbeitet und dort dann die Paketboten besser kennengelernt und knapp acht Monate auch als einer gearbeitet, immer freitags und samstags, 14h Schicht.
Kaum war ich mit der Ausbildung fertig, wollte dieser Ausbilder mich unbedingt behalten, weil ihn beeindruckt hätte dass ich das ohne weiteres alles geschultert habe und immer besser und besser wurde. Kohle gab's damals 10,50€/h. Das war kurz nach der Euroumstellung. Einer der anderen meinte es sei zu wenig und die Chefs, dass man uns die nächsten drei Monate im Auge behalten und bewerten würde. Nach den drei Monaten hatte ich 12,80€ und die anderen waren ihren Job los. Der Meister machte mich dann in kürzester Zeit zum Vorarbeiter, die Geschäftsführung mich zum Produktionsleiter und später Werksleiter. Dann hab ich mir die Schulter mehrfach zertrümmert und konnte nicht mehr mit anpacken wie gewohnt. Sechs Monate Krankschreibung, aber nach zwei Wochen mit geschientem Arm auf der Arbeit und Überstunden geschoben, da ja nicht mehr so effektiv wie sonst. Nach kurzer Zeit kam die Geschäftsführung und meinte die BG würde denen im Nacken sitzen, man müsste sich schnell von mir trennen. Also gezwungen zur Umschulung, Techniker Fachrichtung Maschinentechnik. In Vollzeit gemacht und über die Agentur finanziert, also arbeitslos. Demnach wieder keine Kohle, also wieder Tankstelle und diesmal Taxifahrer. Nebenher umgezogen und einen alten Kotten umgebaut. Alles selbst gemacht. Keine Zeit zum lernen und kronisch pleite. Wirklich pleite. Manchmal so schlimm, dass ich überlegt habe wie ich von 7€ für eine Woche Lebensmittel kaufen soll. Auto musste ich verkaufen, Hochzeit verschieben. Das war schlimm damals. Zeit zum lernen gab's nicht, wegen Schwarzarbeit, dennoch bestanden. Im Anschluss statt ins Büro, erstmal auf Montage, schnell Geld verdienen. Aus Deutschland, Niederlande, Dänemark wurden dann schnell Brasilien Irak China. Wohlgemerkt kurz nach der Euroumstellung, zu Zeiten von Saddam. Mit Waffe am Schädel zum Flughafen geschubst werden, regelmäßig. Dabei stellte sich heraus, dass mir das weniger ausgemacht hat als anderen. In schwierigen Situationen ruhig bleiben, was aushalten, lag mir und die Spannung hat mich motiviert. Also auch Somalia, Kongo usw. Dann wollte mich eine Bude als leitenden Konstrukteur haben, aber dafür brauchte ich Ahnung von Schweißtechnik. Also statt ein Jahr in irgendwelchen Unis zu Vorlesungen zu gehen, gerade selbst Schweißscheine gemacht. In der Zeit einem Mitschüler, der von der vom Jobcenter dorthin geschickt wurde, aber irgendwie keine Zahlen lesen konnte, rechnen und schreiben beigebracht, in meinen Pausen und meiner Freizeit. Das ist da aufgefallen und ich hab Sonderaufgaben bekommen, die ich immer erfolgreich gemeistert habe. Plötzlich bot man mir einen Job dort an und ich hab angenommen. Auf einmal wurde ich Ausbilder und Schweißfachmann. Letzteres in Teilzeit immer freitags und samstags. Also die ganze Woche gearbeitet von 7-16 Uhr Regelarbeitszeit. Weil ich neu war und schnell aufholen wollte, aber immer von 6-18 Uhr, freiwillig. Leider hab ich aber auch hier wieder weit weg gewohnt und weil ich eh gern Auto fahre, morgens und abends eine Stunde pendeln. Also lange Tage. Nur Sonntag frei. Dann stellte sich raus, dass dieser Job genau mein Ding war und wenig später dann, stand ich selbst im Hörsaal vorne. Dort unterrichteten auch Professoren, Doktoren, und selbstverständlich viele Dipl.Ings. Anfangs dachte ich, Board, was die alles wissen. Also immer weiter mit den Themen beschäftigt und inzwischen kommen die zu mir um Fragen zu stellen und lassen mich lieber unterrichten, Arbeit an Projekten mit mir auf Augenhöhe. Wo geschweißt wird, muss auch geprüft und zertifiziert werden. Weil ich eh schon Montageerfahrung hatte, war ich wieder oft unterwegs und bei Tunnel- und Brückenbauprojekten, Ölbohrungen auf See wie in der Wüste, im Bereich Luftfahrt und auch als Berater in Kriesengebieten (Wiederaufbau).
Jeder der mich mal gelehrt hat, schaut inzwischen zuir hoch, oder begegnet mir auf Augenhöhe. Alles als Hauptschüler. Das ist entscheidend um zu zeigen, dass die Titel der anderen mir nichts bedeuten und soll allen ohne Titel zeigen was auch sie können.
Genau um das nicht aus den Augen zu verlieren, stehe ich noch immer regelmäßig im Hörsaal und in den Werkstätten, bilde praktisch aus und zwar Flüchtlinge, Straftäter, arbeitslose ohne Ausbildung, genau wie Arbeiter und geehrte. Halte Vorträge auf Kongressen und an Schulen und Universitäten, begleite Vertragsabwicklungen als neutraler usw.
Vor allem aber gehe ich regelmäßig an die Schulen die mich zu dem gemacht haben was ich bin. Angefangen mit einem einzigen arroganten Lehrer, der meinte Titel wären wichtig.
Außer in dem ersten Job, habe ich immer einfach irgendwo angefangen und das niedrigste Gehalt gefordert, dass dort jemand bekam. Allerdings unter der Prämisse, dass man sich anschaut was ich tue und wie ich es tue und immer wenn ich mindestens das gleiche schaffe wie jemand anderes dort, will ich ohne nachfragen zu müssen auch das gleiche Geld. Dann kommt nach vier Wochen das ersteal der personaler, oder der Chef und nach spätestens einem halben Jahr hatte ich mindestens fünf Gehaltsanpassungen. Gerade gestern Abend war ich auf einer Veranstaltung mit knapp 150 Eliten aus Wirtschaft und Entwicklung zusammen mit den Caterern der einzige ohne viele Titel. Am Ende schütteln die mir aber immer die Hände und wollen meinen Kontakt.
Also ich denke, dass ich durchaus in der Lage bin sowohl die oberen, wie vor allem auch die unteren Schichten zu beurteilen[ und da wundern sich manche User, dass ich mir Karten aus beiden lagern kaufe, um mir ein eigenes Bild zu machen].
Also, ich hege echten Kontakt zu Arbeitssuchenden, Auszubildenden, jungen wie alten Studenten, Arbeitern, Lehrenden und Chefs. Mir braucht ganz sicher keiner erzählen, dass ich nicht wüsste was in der Arbeitswelt vor sich geht.