Man kann sich nicht auf der einen Seite beschweren, dass DE in der Digitalisierung hinterherhinkt, und auf der anderen Seite jegliche Neuerung in dem Bereich verurteilen. Das ist zwar ebenfalls ziemlich deutsch, hilft aber am Ende auch nicht weiter.
Die Leute, die sich über mangelnde Digitalisierung beschweren, sind nicht unbedingt die, die eine weitere Aufrüstung beim Perso kritisieren.
Aber den bislang via Smartphone ausgelesenen Perso mit viel Geld ins Smartphone zu bringen wird ohnehin nichts daran ändern, dass viele Amtsgänge nur offline möglich sind. Steuererklärung, Pass-Beantratung und ähnliches werden die meisten ohnehin am heimischen Schreibtisch machen und da kann man seit über einem Jahrzehnt einen E-Perso abfragen – wenn das denn für das jeweilige Amtsgeschäft überhaupt vorgesehen wäre. (Wobei die meist genannten Beispiele Autozulassung und Passbeantragung wegen der Plaketenkleberei und der Personensichtkontrolle auch gar nicht für Digitalisierung geeignet wären.)
Ich hab mir noch schnell den "neuen" Ausweis austellen lassen, bevor die Fingerabdrücke Pflicht werden/wurden... der ist jetzt noch 9,5 Jahre gültig glaub ich...
...und generell sag ich mal.... "Auf die schnelle...in die Mikrowelle..."
Der Chip ist leider ein Sicherheitsmerkmal und bei Beschädigung somit der Ausweis ungültig. Merkt vielleicht niemand, kann aber zu Problemen führen.
Auch wenn ich nicht angesprochen wurde, kann ich es ja mal versuchen...
Ein Ablaufdatum ist aus mehreren Gründen sinnvoll, zumal es in der EU Pflicht ist, dass Ausweise grundsätzlich eine befristete Gültigkeit besitzen:
- Die Merkmale einer Person verändern sich auch als Erwachsener noch, insb. hinsichtlich Staatsbürgerschaft, Adressen und auch dem äußeren Erscheinungsbild. Selten auch mal der Wechsel des Geschlechts. Ein Ausweis, der 40 Jahre alt ist, kann im Zweifel den Sinn des Ausweises (die Identitsfeststellung) nicht mehr erfüllen
- Gerade digitale Ausweise benötigen ein Ablaufdatum aufgrund der technischen Entwicklung. Das betrifft sowohl Lesegeräte, Protokolle etc., aber insbesondere auch die IT-Sicherheit. Auch dedizierte Sicherheits-Software/Hardware hat nur eine begrenzte Lebenszeit bezüglich der notwendigen Sicherheitsaussage. Da Hardware auch nur begrenzt updatebar ist, muss einfach regelmäßig etwas "neues her". 10 Jahre sind btw. ganz schön lang für ein Sicherheitsprodukt, weshalb das BSI auch lieber 5 Jahre sehen würde.
Über die Kostenfrage kann man sicher streiten. Fakt ist aber, dass ein Ausweis nunmal Kosten verursacht, zumal die Bundesdruckerei ein marktwirtschaftlich orientiertes Unternehmen ist. Da die Kosten ansonsten aus Steuermitteln finanziert werden müsste wäre ein "kostenloser" Ausweis immer Augenwischerei.
$1 des Personalausweisgesetzes regelt, dass jeder Bürger (ab 16. Jahren) einen gültigen PA _besitzen_ muss. Weiter hat jeder Deutsche die Pflicht, einen Ausweis auf Verlangen einer Behörde oder beauftragten Amtsträgers vorzulegen. Daraus ergibt sich keine Mitführungspflicht, aber durchaus der unangenehme Umstand, dass die Polizei dich zwecks Identitsfeststellung mit aufs Revier nehmen kann/muss, falls du dich nicht ausweisen kannst.
Die zusätzliche Nutzung ist immer frei wählbar. Auch der mobilePA setzt, wie auch der "normale" PA auf 2-Faktor-Authentisierung bei der Freischaltung der sensiblen Datenfelder. Grundsätzlich wird auch niemand gezwungen sein Smartphone mit der mPA-Funktion aufzuwerten.
Und unterschätze mal die Rentner nicht Ich habe in meiner Familie auch allen älteren Semestern gezeigt, wie sie mit Hilfe ihres Personalausweises einfach, schnell und sicher ihre Steuererklärung vollständig digital machen können. Die Zeiten dicker Briefe an das Finanzamt sind zumindest in meinem Umfeld vorbei.
Also mein 10 Jahre altes Perso-Foto ist näher am heutigen Aussehen des Inhabers dran und demnach nicht aktualisierungsbedrüftig, als die von einigen Aktivisten erfolgreich für die Passbeantragung verwendeten Bilder. In der Praxis werden nämlich Fotos akzeptiert, die von Tag 1 nicht den Beantragenden zeigen. Auch IT-Sicherheit würde ich nicht gelten lassen. Bei einem so wichtigen Thema wäre schon eine 5 Wochen offene Sicherheitslücke inakzeptabel. Das ganze System muss also fehlerfrei sein, wenn man nicht monatlich neue Persos ausstellen möchte, und "fehlerfrei" klappt in der Praxis nur, wenn man ein spezialisiertes, auf extrem wenig Code minimalisiertes Verfahren verwendet. Das ist beim Perso auch möglich, weil Ausweisdokumente seit 170 Jahren den gleichen Funktionsumfang haben, den man halt einmalig digital nachbauen muss. Danachgibt es auch keinen Anlass und keine Möglichkeit mehr, Updates oder Funktionserweiterungen einzuführen – und meiner Meinung nach auch keinen Bedarf. Mit dem E-Perso authentifiziert man sich nur gegenüber einer App der Bundesdruckerei, die gesamte weitere Funktionalität baut dann auf eine Freigabe durch die Bundesdruckerei auf und da kann man serverseitig beliebig Neuerungen einführen, ohne dass sich der Authentifizierungsvorgang ändert.
Das besagte Druckerei gewinnorientiert arbeitet ist übrigens keine Entschuldigung, sondern Teil des kritisierten Zustandes. Auf der einen Seite schreibt der Staat vor, dass man Perso (oder Pass, beides muss nicht) hat, auf der anderen Seite stellt er finanzielle Zugangshürden auf. Das ist eine versteckte Kopfabgabe (einschließlich der typischen Folgen für die soziale Gerechtigkeit) und so eigentlich nicht zulässig – im Gegensatz zu einer Steuerfinanzierung.
Der RFID-Chip kann nur über kurze Distanz ausgelesen werden.
Du kannst den in einen farady'schen Käfig packen (z.B. Alufolie umwickeln) und dann ist da nix mehr mit Auslesen.
Solche Angaben gelten immer nur für handelsübliche, für den praktischen Einsatz konzipierte Lesergeräte. Mit unpraktischen Formaten, vor allem aber mit extralegalen Sendern und Antennen lässt sich die Reichweite praktisch jeden Funkstandards beliebig steigern. Ich weiß nicht genau, wo die Rekorde für den RFID des E-Perso stehen, aber für das NFC von Girokarten werden mit handtellergroßen Antennen (die samt Mini-Computer zwecks automatischer Kontoleerung in eine kleine Handtasche oder die Ecke eines Aktenkoffers passen) Reichweiten von über 2 m erzielt. "10 m"-Bluetooth-Verbindungen wurden mit einer kleinen Hand-Richtfunktantenne schon auf über 2 km Entfernung aufgebaut und das sind bidirektionale Beispiele. Für Tracking-Zwecke reicht es aber zum Teil schon, wenn man einen Datenaustausch als Dritter mithört, das geht über noch größere Entfernungen.