Da werfe ich mal kurz was ein:
Aktuell ist diese Diskussion hier, gefühlt die allererste seit Beginn der Pandemie, die tatsächlich ziemlich sachlich und in vernünftigem Tonfall geführt wird. Gänzlich ohne das Abdriften in Polemik, Geschwurbel oder sonstiges Unerwünschtes.
Solange es bei Fakten bleibt, ist auch eine sachliche Diskussion möglich.
Kritisch wird, wenn zunehmend mehr Leute auf ihrer "Meinung" beharren, obwohl die Fakten klar eine andere Sprache sprechen - wir hatten ja hier schon wieder den ersten Fall, indem derjenige sogar diese Fakten selbst verlinkt hat
.
Von Diskussionen über persönliche Qualifikationen (in dem Fall Lauterbach - was immerhin de jure ontopic ist) statt über die von der wie auch immer qualifizierten Person geäußerten Fakten (oder eben nicht-Fakten) ganz zu schweigen.
Wir haben anfangs es besser gemacht als die genannten Länder.
Nein. Nicht anfangs. Gerade zu Anfang haben wir jede Menge Fehler gemacht. Aber wir haben VORHER unser Gesundheitssystem nicht ganz (sondern nur halb) kaputt gespart und das hat vielen in der ersten Welle das Leben gerettet und da Deutschland im Bereich Medizintechnik stark ist, konnten wir die guten Kapazitäten im ersten Corona-Jahr auch noch besser ausbauen, als andere. (Mittlerweile haben wir wegen der misen Bezahlung eher schlechtere Kandidaten, die Kapazitäten zu erhalten und der Europas schließt wieder auf)
Letztendlich muss man sich fragen, wieso die Impfquote bei uns so niedrig ist?
Liegt es an der Aufklärung? Ich denke, dass man die Hausärzte ausgesperrt hatte, war schon mal ein Fehler.
Die Impfzentren waren schon eine gute Idee. Aber auch bei denen ging es lange ja nur darum, wer alles noch nicht geimpft werden darf - und am Ende hat selbst dieses System nicht funktioniert...
Ich persönlich (u.a. vorerkrankt) war immerhin in Prio-Gruppe 3, aber ehe ich einen Termin bekommen hab, war ein 3/4tel Jahr rum und die Priorisierung ganz aufgehoben...
Mich interessieren die Aussagen von Querdenken und anderen Spinnern jetzt nicht. Die Fehler sind in der Politik zu suchen, dort muss mehr getan werden.
Guck dir das mit dem Boostern an. Geboosterte kommen überall rein und brauchen keinen Negativtest.
Das ist politische Willkür, denn geboosterte sind genauso Überträger wie alle anderen auch.
Man muss mehr für die Impfung werben und erklären, dass sie sicher und gut ist.
Glaube nicht, dass da mit werben noch viel zu holen ist. Wie taub muss man die letzten 15 Monate gewesen sein, um aus Unkenntniss ungeimpft zu sein? Entweder braucht man bessere, niederschwelligere, aber kompetente Beratungsangebote für diejenigen, die wirklich noch Fragen oder Wissenslücken haben (findet man auch hier im Forum ja immer wieder, obwohl es schon drölftausend mal erklärt wurde) oder man braucht einfacheren Zugang zur Impfung. Da waren die Booster schon wieder ein wunderbares Negativbeispiel - angeblich hatten wir soviel Impfstoff, dass man ihn schon fast wegschmeißen musste. Aber mir wurde trotzdem einen Monat lang verboten, mich überhautp für einen Termin zu melden und als man dann endlich mit weniger als 6 Monaten Abstand zur letzten Impfung durfte, musste ich noch einmal vier Wochen warten, bis ich auch dran kam.
Was soll das? Warum können unsere Politiker immer nur Schranken aufstellen? Warum ist die größte Sorge bei etwas, dass allen zusteht, dass es jemand zu Unrecht bekommen könnte? Sich impfen zu lassen sollte genauso einfach sein, wie ein Schnelltest. Wortwörtlich: Neben jeder Schnelltestsstation eine Impfmöglichkeit. "Wollen sie sich wirklich jetzt und morgen wieder anstellen und jedes Mal 20 € latzen oder wollen sie direkt durchmarschieren und es hinter sich haben?"
Es gibt halt Leute, denen ist alles was mehr als 24h Vorausplanung erfordert, schon zu viel (sieht man ja an Wahlergebnissen
) und die muss man wortwörtlich auf der Straße abholen. Diverse Aktionen mit Impfbussen haben genau das schon gezeigt, aber sowas wird fast immer von privaten Organisationen oder Kommunen lokal organisiert, aus dem Bund kommt da gar nichts.
Daten aus England zeigen immer noch 65% Schutz bei zweifach geimpften Personen.
Coole Zahlen:
- halbierte Wahrscheinlichkeit einer Krankenhauseinweisung mit Omikron im Vergleich zu Delta !wenn man für Alter, Vorgeschichte, Impfstatus, etc. korrigiert!. (Nicht vollständig korrigiert für Vorerkrankungen, die gerad ein England häufig sein sollten, aber gerade da wegen der vollkommen Überlastung während Alpha und Delta oft schlicht nicht bekannt sind) Also lag ich nicht ganz falsch mit meiner Vermutung, dass "fast nur milde Fälle" massiv durch die andere Zusammensetzung der Betroffenen geschönt ist, aber etwas schwächer ist Krankheit im Schnitt tatsächlich.
- 77-85% geringeres Risiko eine Krankenhausbehandlung für Geboosterte (Vergleich: Delta 85-87%) gegenüber 57-61% für Doppeltgeimpfte (Delta: 81-83%) und minus44% bis 28%. Soviel zur statistischen Streuung oder zur Qualität britischer Impfzentren
- im Schnitt 2% mehr Infektionen bei einfach Geimpften denn bei Ungeimpften. (Die Zahlen sind nicht für Alter/... korrigiert, allerdings dürfte auch in England der Impfstatus stark davon abhängen.)
- 61% Wirksamkeit gegen Erkrankung (ohne Krankenhausbedarf) für frische Biontec/65% für frische Moderna Zweitimpfungen, aber 18% respektive 22% nach 15-19 Wochen und im Schnitt <10% nach 25+ Wochen, 78% für frische Biontec-Booster, nachlassend auf 71% nach 9 Wochen. Das ist immer noch ein ansehnlicher Schutz, der bei 100% Boosterquote und konsquentem Social Distancing sogar für Herdenimmunität/Auslöschung der Infektion langen würde. (Zugegebenermaßen ist es irreal, die nötigen Abstände über die nötigen 2-3 Monate konsquent durchzuhalten, wenn man allein in dem Zeitraum 2-3 mal impfen muss.)
Wobei man HIV nicht mit Corona direkt vergleichen kann. Die Übertragungswege sind andere.
Aber stimmt schon... durch Medikamente muß quasi niemand mehr dran sterben.
Ich hoffe das es bei Corona in die selbe Richtung geht.
Wobei man den Satz auch verstehen muss: Wer Zugang zu den Medikamenten hat, MUSS nicht mehr daran sterben, wie früher. So wie jemand, der mit einem Airbag und Knautschzone gegen den Baum fährt, daran nicht mehr sterben MUSS, wie früher.
Aber in beiden Fällen KANN man noch sehr leicht trotzdem daran sterben. Wir sind noch immer weit davon entfernt, AIDS heilen oder auch nur soweit kontrollieren zu können, dass ein Überleben garantiert wäre. Und um dahin zu kommen, haben wir viele Jahrzehnte gebraucht. Es gibt genug andere Krankheiten, die weiterhin tödlich sind.
Man sollte es also nicht als garantiert ansehen, dass überhaupt jemals ein wirkungsvolles Medikament gegen Covid gefunden wird. Das Maximum, was wir bislang haben, sind verlaufslindernde Medikamente. Das heißt aus einem tödlichen wird ein schwerer Verlauf, aus einem schweren mit etwas Glück ein leichter. Bei leichten Verläufen hilft das Medikament meines Wissens nach gar nicht, weil es nur die selbstschädigende Extremreaktion des Körpers (Cytokinsturm), aber nicht die Krankheit selbst bekämpft. Und gegen Long-Covid, dass selbst bei asymptomatischen Verläufen aufgetreten ist, dürfte es demnach erst recht nichts nutzen.
Alles in allem ist Corona also bis auf weiteres eine der gefährlicheren Krankheiten und sollte nicht mit Grippe, sondern mit Röteln, Masern, Tollwut gleichgesetzt werden. Nur dass es mittlerweile eine Verbreitungsgeschwindigkeit und eine Infektionsbasis hat, auf die selbst Rhinoviren neidisch wären. Die einzige Gemeinsamkeit zwischen Grippe und Corona ist die mäßige Wirksamkeit unserer Impfstoffe gegen beide. (Im Gegensatz zu den sehr gut wirkenden gegen Röteln oder Masern)
Das alleine ist schon ein Spagat und der Fakt, dass ich meine Nicht-Geimpften MAs weiterhin "normal" behandle, allen MAs die Tests bezahle (5xAntigen und 2xPCR in der Woche), für Homeoffice sorge, soweit es möglich ist,
Komplett offtopic, aber: Das muss mal gelobt werden.
Genau sowas (oder auch nur die Hälfte) wünsche ich mir als Vorschrift von der Bundespolitik seit 1,5 Jahren.
Im Moment würde ich am liebsten einschlafen und nie wieder aufwachen.
Corona ist dein Freund und Helfer!
Was dir aber halt auch zeigt, dass dein Immunsystem nach 2,5 Monaten nicht mehr genug Antikörper hatte um dich vor der Infektion zu schützen.
Aber von Oktober wären die 6 Monate dann erst im März rum, da ist dann vielleicht schon der angepasste Impfstoff da.
Die 6-Monatsregelung stammt noch aus der Zeit vor Omikron. Ich habe noch rein gar nichts dazu gelesen, ob Delta-Infektionen zu einer besser auf Omikron passenden Immunantwort führen als Wildtyp/Impfungen, aber zumindet für letztgenannte hat sich die Wirksamkeit dramatisch verkürzt. Wenn man zudem eine schnell abnehmende Immunantwort hat und schon von den Impfungen nur 3 Monate lange gegen Delta geschützt wurde, dann würde ich gegen Omikron keinen 6-Monatsschutz erwarten. Für Doppelimpfungen wurden zu Deltazeiten noch 12 Monate Wirkung prohezeit (auch wenn ich nicht mehr sagen kann, ob das Politiker-Wunschdenken oder wissenschaftliche Analysen waren), für Infektionen (ganz ohne zusätzliche Impfung) 6 Monate, mit Impfung ebenfalls 12 Monate. Für Omikron gilt jetzt maximal die Hälfte, eher 1/3, also im Worst Case 1 Monat für eine reine Infektion. Für Infektion auf Doppelimpfung würde ich mal vorsichtshalber mit 3 Monaten rechnen und mich boostern lassen - selbst wenn es im Best Case nur so ist, dass der Impfschutz nach 3 Monaten nachzulassen beginnt und erst nach 6 Monaten bei faktisch null anlangt, profitiert man noch davon.
Und da es keine Hinweise gibt, dass ein Wildtyp-Booster mehr als 3 Monate gegen Omikron hilft, versperrt man sich damit auch nicht den Zugang zum Sprintime-Update.
(Langsam erinnert mich das Impfgeschehen auch an Gatessches Machwerk...)