ruyven_macaran
Trockeneisprofi (m/w)
Das die Überschwemmungen nur mitvdwm Klima zusammenhängen ist nur die halbe Wahrheit. Die Urbanisierung hat da auch ihren Anteil, was in Zukunft noch größere Überschwemmungen zur folge hat. Flüsse haben keine Kurven, weil die vor 1000en Jahren tanzen wollten. Wiesen werden Asphaltiert und Wohngebiete und Kaufhäuser gebaut.
Du warst schon mal in der Eifel? Oder hast die letzten 2 Tage mehr als 30 Sekunden Nachrichten geschaut? Das waren keine Flusshochwasser, die in Niederungen erwachsene Städte geflutet haben, weil jemand eine Wasserstraße begradigt hat, sondern am Arsch der Welt durch relativ leere Täler rauschende Sturzbäche und die weggespülten Häuser waren, der Optik der Reste/Nachbarbauten nach zu urteilen mehrheitlich ein halbes bis ein ganzes Jahrhundert alt oder noch älter. Gerade Neubaugebiete sind eher wenig betroffen, denn die entstehen mangels Platz in der seit langem besiedelten Talsohle heute weiter oben am Hang und wer in 20 m Höhe baut, ist nicht betoffen, wenn ein Bach von 0,5 auf 5,0 m anschwillt. Zwar würden Ausweichflächen auch gegen solche Ereignisse helfen, aber wir reden hier von gegenden, in denen das bei bisherigen Witterungsverhältnisse nie nötig war. Jetzt wurde auf einmal allen vor Augen geführt, dass Gebiete die vor 100 Jahren als sicherer Baugrund galten und entsprechend genutzt wurden, seit 20-30 Jahren eine Gefahrenzone sind.
Wobei man solche Regenereignisse jetzt auch nicht extrem überbewerten darf. Wir haben eben auch ein Problem, dass das Thema Hochwasser und Starkregen bei der Ausweisung von Bauland erst seit einigen Jahren überhaupt betrachtet wurde, während "Wohnen am Wasser" schon immer populär war und Gemeinden gerne entsprechende Baugebiete ausweisen. Und da wird dann halt auch mal der Fluss eingedeicht und begradigt. Manchmal hat man auch Strassen mit typischen Namen "In der Aue" oder "Am Bach" und bei den Häusern aus dem 19. Jahrhundert sieht man dann sehr oft die Kellerfenster bei 1m über Gelände und das Erdeschoss wird über eine Treppe von 1,50m erreicht. Neuere Häuser haben das nicht.
Sicher, dass du nicht was mit alten Bauernhäusern verwechselst? Die hatten im Erdgeschoss, dass damals eher unter 1,80 m denn über 2,00 m hoch war und je nach Fundament und Bautätigkeiten in der Umgebung heute eben auch mal 20-30 cm unter dem Umgebungsniveau liegen kann, den Stall. Nicht wegen Hochwasserpolster (auch wenn man dieses Geschoss in einigen Gegenden sicherlich ungern für Feuchtigkeitsempfindlicheres genommen hat), sondern weil Vieh eben gerne ebenerdig bleibt und wenn man oben drüber die restliche Hütte erichtet, braucht man kein getrenntes Dach und Platz dafür mehr. Jedenfalls so lange nicht, bis der Hof gewachsen ist - später wurde sowas dann meist zum Geräte. oder Lagerschuppen, heute sind zum Teil Garagen drin. Stall-typisch haben solche Gebäude im (Sub-)Parterre aber auf alle Fälle neben den durchaus höher liegenden Fenstern, auch 1-2 große Tore, die etwaige Hochwasser direkt reinströmen lassen.
Das jemand in Deutschland ein altes Haus mit wasserdichtem Erdgeschoss erichtet hat, wirst du dagegen kaum finden. Einige mögen nach leidvoller Erfahrung nachgerüstet worden sein, aber so blöd, dass sie in als solchen bekannte Hochwassergefahrengebiete einen Neubau klotzen, sind die Bauherren erst seit der zweiten Hälfte des 20. Jhd.. Da ist es dann wichtiger, was der Kredit für das Grundstück die nächsten 10 Jahre kostet oder was man für eine Immobilie in erster-Reihe-Lage in 20 Jahren kassieren kann, während man Häuser früher an Stellen und in Stilen gebaut hat, die ein Überdauern über Jahrhunderte wahrscheinlich erscheinen ließen.
Von daher habe ich mit den Hochwassergeschädigten diesmal ungewöhnlich viel Mitleid. Im Gegensatz zu den Neubau-1-Familienhaus-Vierteln in ex-Auen, die bei den letzten großen Hochwässern abgesoffen sind, trifft es diesmal nämlich ziemlich alten Baubestand bei dem man niemandem vorwerfen kann, dass er wieder besseren Wissens das Risiko eingegangen ist. An einigen Stellen war das Risiko zwar auch früher keineswegs null, aber schlichtweg noch nicht bekannt und in dieser Intensität ist es schlichtweg ein Novum.