Natürlich ist es das:
Allgemeine Handlungsfreiheit
Das Grundrecht lautet: Jede Handlung ist erlaubt ist, wenn nicht verboten ist oder die Rechte anderer verletzt. Das macht allerdings nicht die Handlungen selbst zum Grundrecht.
Es bestätigt allerdings indirekt, was ich bereits schrieb: Man gibt nicht Geimpften ein Grundrecht wieder, wie allerorten behauptet wird, sondern man enthält es Ungeimpften weiter vor. Und das ist zwar tatsächlich zuerst eine Frage der Solidarität, aber natürlich auch eine der identischen Rechtsanwendung.
Herr Spahn möchte jetzt Lockerungen. Dezember letzten Jahres klang das noch anders, da meinte er: "Viele warten solidarisch, damit Einige als Erste geimpft werden können. Und die noch nicht Geimpften erwarten umgekehrt, dass sich die Geimpften solidarisch gedulden. [...] Keiner sollte Sonderrechte einfordern, bis alle die Chance zur Impfung hatten. [...] Gegen die Pandemie kämpfen wir gemeinsam - und wir werden sie auch nur gemeinsam überwinden."
Nun kann man zwar durchaus legitim die Meinung ändern - wenn sich an den Parametern der ursprünglichen Äußerung etwas geändert hat. Ich denke nicht, dass das der Fall ist. Es warten nach wie vor Viele, damit Andere zuerst geimpft werden können. Sollten also die zuerst Geimpften nicht ebenso nach wie vor geduldig bleiben?
Das muss doch
mindestens als einseitige Aufkündigung der Solidarität verstanden werden, die anderseitig zuvor noch eingefordert wurde und im Grunde weiterhin eingefordert wird.
Und wenn man weiter geht, ist es ein massiver Vertrauensbruch, denn die Argumente von vier Monaten dienten im Lichte der jetzigen Entscheidung wohl nur dazu, diejenigen einzulullen, die bei Impfungen zurückgestellt wurden. Jetzt, wo die Prioritätsimpfungen weitestgehend in Sack und Tüten sind, ist auf einmal alles nicht mehr wahr.
Man könnte meinen, die Große Koalition und insbesondere die CDU schreit danach, weitere Stimmen bei den U60ern zu verlieren und es sich mit den jüngsten und den Erstwählern sogar komplett zu verscherzen.
Und das sage ich, der nicht nur vom Alter her deutlich dichter an der Gruppe dran ist, die nun begünstigt wird, sondern sich auch praktisch jederzeit eine Überschuss-Dosis sichern könnte, aber
aus Prinzip nicht Vitamin B spielen lässt. Einen Hauch dieser Prinzipientreue würde ich gerne auch bei den (noch) Regierenden sehen.