ruyven_macaran
Trockeneisprofi (m/w)
Aber genau das wirft die Frage der Glaubhaftigkeit auf - wenn man konsequent mit seiner Kritik ist, dann darf man, m.M.n. auf der anderen Seite nicht mehr die Mittel dazu liefern. Oder zu mindestens diese einschränken oder an Bedingungen knüpfen.
Ein großteil der Waffenlieferungen ist älteren Datums und Einschränkungen gibt es ja. Die USA sagen nicht "Israel darf nicht Palästinenser töten". Sondern die USA sagen, mit nur geringfügig mehr Schärfe als (leider) Deutschland "Israel möge doch bitte etwas mehr darauf achten nicht ganz so viele unschuldige Palästinenser zu töten, wenn es keine Umstände macht, während es einem absolut einhundereinsprozentigem Recht nachgeht sämtliche Hamasangehörigen auszulöschen".
Um also deine Eingangsfrage zu benatworten: Nein, man kann nicht US-Kritik nicht übermäßig ernst nehmen. Aber nicht wegen der Waffenlieferungen, sondern weil es einfach keine sonderlich harte Kritik ist. Damit passt sie hervoragend zu der anhaltenden militärischen Unterstützung und der nur schwachen Andeutung, dass diese in Zukunft vielleicht enventuell mal etwas schwächer ausfallen könnte als in der Gegenwart. Beide Teile der US-Außenpolitik bestätigen einander.
Was imho nicht so ganz mit im Boot ist, wären Menschen- und Völkerrecht. Aber das sind sie in der Gegend verdammt selten.
Zu deinen anderen (Suggestiv-)Fragen:
- Die aktuelle abgeworfenen Hilfsgüter stammen von den USA selbst oder von Hilfsorganisationen. (Afaik private, nicht UN, aber das habe ich mangels Interesse nicht weiter recherchiert.) Bei dem Hafenprojekt geht es ganz offiziell um Hilfsgüter, die überwiegend aus dem arabischen Raum bereit gestellt werden. Was auch in jeder leidlich ausführlicheren Meldung dazu kommuniziert wurde und somit jedem bekannt sein sollte, der sich aus Interesse am Thema und nicht zwecks Stimmungsmache hier blicken lässt.
- Vor dem Krieg wurde Gaza laut diversen Angaben mit 300 bis 400 LKW pro Tag versorgt, jetzt braucht man zusätzlich zum täglichen Bedarf noch Infrastrukturmaterialien. Je nach LKW-Größe sprechen wir also von 5000 bis 10000 t täglich für eine gute Versorgung, 2000 bis 3000 t wenn man auf das zum Überleben notwendige beschränkt. Sowas per Luftbrücke zu machen wäre nicht gänzlich unmöglich, aber eine Anstrengung vergleichbaren Ausmaßes hat es seit der Berliner Luftbrücke nicht mehr gegeben und es würde entweder eine Zusammenarbeit der Luftwaffen sehr viele Länder erfordern oder einen Großteil wenn nicht alle Ressourcen der US Air Force binden (weiß nicht genau, wie groß die Verfügbarkeit der großen strategischen Transporter ist. Würden die 24/7 durchhalten, schaffen sie natürlich mehr, aber wenn ständig die Hälfte auf dem Rückflug zu größeren Wartungen in die USA ist nicht). Hinzu kommt, dass es am Boden keine organisierten Verteilungsstrukturen für abgeworfene Fracht gibt und bereits jetzt Menschen dadurch getötet wurden.
=> Ein Hafen ist die nächst bessere Alternative, solange LKW durch Israel verhindert werden.
- Es wäre zu hoffen, dass ein Teil der Hafenstruktur auch danach den Palästinensern zur Verfügung steht. Aber ich glaube nicht daran und ohne Genehmigung der Israelis für Schiffsbewegungen wäre er auch wertlos. Für alle anderen ist er das sowieso - wer außer Gazianer will nach (oder gar aus) Gaza verschiffen? Für alle anderen Ziele gibt es weitaus bessere Möglichkeiten in iraelischen respektive ägyptischen Häfen.
Fazit:
Nein, deine durchscheinenden Anti-US-Propagandaversuche und -Sugestivfragen stehen auch diesmal wieder auf tönernen Füßen.
(Wer Anti-US oder allgemein geopolitisch interessiert und schlau ist, hätte aber eine andere Frage stellen können: Welche Message sendet die größte amphibische Anladung von Infrastruktur seit dem D-Day jenseits der vielleicht 20 km Umkreis, für die sie physisch relevant ist?)