Edit: Aber wenn man andere Planeten terraformen kann, dann auch bestimmt, erst Recht, die Erde.
Mein Reden.
Schwierigkeitsgrad in aufsteigender Reihenfolge, jeweils mit mindestens einer, teilweise auch mehreren Zehnerpotenzen dazwischen:
1 Heimatplanet erhalten
2 Heimatplanet teilweise wiederherstellen
3 Habitate im interplanetaren Raum schaffen
4 Nachbarplaneten nutzen
5 Heimatplaneten komplett wiederherstellen = terraformen
6 Nachbarplaneten terraformen
7 Anderes Sternsystem erreichen
8 Terraformierung- und Kolonisierungstechnik in anderes Sternsystem schaffen
9 Bevölkerung in anderes Sternsystem umsiedeln
Das ist simple Physik und dass eine Zivilisation sich entscheidet, 1 zu vernachlässigen um stattdessen auf 9 zu setzen...
"Ich will nicht an der roten Ampel warten, deswegen laufe und schwimme ich jetzt 48000 km in die entgegengesetzte Richtung, auf einer Kugel gibt es schließlich immer zwei Wege zum Ziel!" - klingt logisch.
[Compisucher]
Nun, dein Ausgangspost war:
Aber sofern unser Verständnis von Physik und unser Verständnis von Evolution nicht komplett falsch sind, muss jede höherentwickelte Spezies auf einem Planeten entstanden sein, dessen Ökosystemdienstleistungen für sie um Größenordnungen wertvoller sind als alles, was Technik auf diesem Planeten erschaffen kann.
Entstanden und dann die Ökosphäre ausnutzen sind zwei paar Stiefel.
Die exemplarischen Wanderameisen vernichten nachweislich ihren zugegebener Maßen kleinen Bereich der Ökologie nachhaltig.
Ja, machen sie. Und nachweislich würden sie das, würden sie nicht vorher von Fressfeinden, Krankheiten, ihren beschränkten geographischen Möglichkeiten, etc. gestoppt werden, soweit treiben, dass sie sich selbst ausrotten würden. Wanderameisen sind eben keine technologisierte Zivilisation, die ihren Heimatplaneten unter Kontrolle gebracht hat. Sie sind unter anderem deswegen auch nicht zu interstellaren Reisen fähig. [Citation needed]
Was wenn die Geburtenrate einer Alienspezies die der Unsrigen um Größenordungen übertrifft, wenn nicht über 8 Mrd. Individuen, sondern über 20 oder gar 80 Mrd. Individuen geredet werden muss.
Aus unsere derzeitigen Perspektive kann es dabei kaum noch funktionierende Ökosystem geben, der Raubbau am Ursprungsplaneten wird vernichtend sein.
Vollste Zustimmung (in der Annahme gleichen Ressourcenverbrauchs pro Individuum und vergleichen Planeten). Genauer: Der Ressourcenverbrauch wird bereits in einer frühen Phase der Entwicklung, ich tippe mal auf dem Niveau unserer Frühantike, zum Kollaps der Zivilsation führen, wenn er nicht gezügelt wird. Bei uns haben die Römer nur Teile des Mittelmeerraums verkarstet, eine gewisse Arzneipflanze und diverse größere Säugetiere ausgerottet. Mit einer 10 mal größeren Bevölkerung hätten sie
sich lange vor erreichen imperialer Größe in extentieller Not gegenseitig niedergemetzelt Europa so nachhaltig geschadet, dass die biologische Tragekapazität bis in unsere heutige Zeit massiv geschädigt wäre und an Stelle der elitären Fortschritte von Renaissance bis Industrialisierung die hiesige Bevölkerung auf dem extenziellem Minimalniveau der Aborgines hängen geblieben wäre. Interstellares Reisen? Nur mittels Haluzinogenen.
Du keine hypothetischen Fragen zu Spezies stellst, die bereits mehrere lokale Planeten besiedeln und terraformen können? Die sind an der Frage offensichtlich schon lange vorbei, haben ihre Heimat-Ökosphäre erhalten und sie jetzt nicht einmal mehr nötig, genausowenig wie andere Planeten mit irgendwelchen ganz bestimmten Eigenschaften.
Weil wir genau das nicht machen?
Du fährst also zum Tanken nach Saudi-Arabien, schälst deine Kiwi in Israel, isst deinen Apfel in Südtirol und deinen morgentlichen Kaffee röstest du in Mittelamerika?
Exakt welches dieser Beispiel beinhaltet die Energiekosten, für die interplanetare Bewegung von Rohmaterialien?
Wenn du unbedingt etwas hinkendes willst, dann kannst du mit dem allseits beliebten RTX-4090-DIY-Kit anfangen:
Rohstoffe werden immer zum Verbraucher gebracht und die Verbraucher gehen selten auf Weltreise um irgendwas zu bekommen.
Du hast keinen einzigen Rohstoff genannt. Sondern drei Endprodukte, die natürlich zu ihrem Verbraucher müssen, und einen Energieträger.
Je umfangreicher und wertvoller die Rohstoffquelle ist, desto lohnender der Transport.
Umfangreicher: Nein. Mehr Rohstoff bedeutet auch mehr Transportaufwand, die Rentabilität pro Einheit bleibt näherungsweise gleich.
Wertvoller: Ja, je wertvoller desto mehr Transportaufwand pro Einheit sind okay. Aber wie geschrieben übersteigen die Energiekosten für interstellaren Transport den Wert sämtlicher Elemente des Periodensystems. Die Rentabilität pro Einheit ist immer zu gering. Unter der Annahme, dass die uns heute schon in Teilen mögliche Materieumwandlung für interstellar reisende Aliens erst recht ein Klacks ist, kann man letztlich alle Fragen nach "Rohstoffen" auf eine rein energetische Betrachtung gemäß E=m*c² betrachten. Das einzige, was sich unter dieser Prämisse eventuell rentabel transportieren ließe, wäre Antimaterie (respektive für Bewohner einer hypothetischen Antimateriewelt: normale Materie). Aber die gibt es bei uns nicht (und normale Materie gibt es im weiten Umkreis wie Sand am Meer, dafür muss niemand bis zu uns).
Weil genau wir ja in relativ naher Zukunft wohl dann doch schon zum Mars aufbrechen und es meanwhile auf der Erde wie bei Hempels unterm Sofa aussieht?
"Wir"? Du und ich also? Wäre mir neu. Mit etwas Glück in diesem Jahrhundert ein paar tausend Menschen. Und das werden eben gerade die Forschenden sein, die du bei Aliens kategorisch ausschließt.
Und sie werden in ihrer Versorgung größtenteils von der Erde abhängig sein, nicht umgekehrt. Wir sind auf Jahrhunderte hinaus nicht in der Lage, den Mars als eigenständigen Lebensraum zu nutzen und vermutlich innerhalb dieses Jahrtausends nicht fähig, die Menschheit dorthin umzusiedeln. Ich persönlich bezweifle, dass wir überhaupt jemals soweit kommen, eben gerade weil Hempels in 50-100 Jahren mit der Verteidigung gegen ihr Sofa beschäftigt sein werden und keine Ressourcen mehr für Raumfahrt übrig haben, möglicherweise nicht einmal für orbitale. Heute haben wir "50-100 Jahre" nach den ersten plausiblen Überlegungen für eine Mondbesiedlung und man sieht ja, wie weit man gekommen ist.
Bedenke aber, wie allein die Menschen hochaggressiv und mit zerstörerischer Wirkung auf anderen Kontinente oder in andere Länder eingefallen sind. Z. B. der Expansionsdruck durch die Mongolen hat ganze Völker auf Wanderschaft geschickt, ganze andere Weltreich untergehen lassen und über die Vernichtung der amerikanischen Hochkulturen durch spanische Eroberer brauche ich mich näher auslassen.
Und das sind ist nur zeitgeschichtlich winzige Impakte in der gerade mal gut 10 bis 15.000 Jahre alten Kultur der Menschheit.
Eben: Es sind winzige Ereignisse. Jemand hat sich ein paar Wochenritte weit von seiner Heimat entfernt, ein Manöver das sehr wenig Vorbereitung und keine Lösung von Problemen erfordert, sondern nur die Bereitschaft, es zu tun (und dann anderen den Schädel einzuschlagen, um seinen Besitz aufzubessern. Letztere Bereitschaft ist bei Menschen in der Regel kein Problem.)
Also nichts, was auch nur im Ansatz mit einem Generationenschiff vergleichbar wäre. Letzteres setzt voraus, sämtliche Ressourcenprobleme einer ganzen Population durch Vorsorge auf Jahrtausende hinaus auszuschließen und dabei mehr Ressourcen zu investieren, als im gesamten heutigen Wohlstand der Menschheit steckt. Das alles zum Wohle (oder auch Unwohle - die Wahl bekommen sie nicht) von einigen wenigen Menschen, die erst in Jahrhunderten geboren werden. So ganz nebenbei muss eine Generationenschiffe aussende Zivilisation auch noch in der Lage sein, bedingungslosen Frieden selbst unter harsch limitierenden Bedingungen zu halten.
All das kann jemand, der unter Ressourcenknappheit leidet, dessen Verständnis von Nachhaltigkeit nicht weiter als bis zur Kornkammer des Nachbarlagers reicht und für den "Vorsorge für kommende Generationen" darin besteht, alle potentiellen Konkurrenten seiner Kinder zu versklaven oder zu masakrieren, eben nicht leisten. Zivilisationen, die so gewalttätig, so kurzsichtig, so blöd, so nicht-nachhaltig wie wir sind, werden nie "zu den Sternen" reisen, solange sie sich nicht grundlegend ändern.
Ich mag mir aber nicht ausmalen, was passiert, wenn meinethalben eine Alienrasse einen ganzen Kleinplaneten als Generationsschiff ein paar Jahrtausende auf die Reise geschickt hätte, dieser Mittlerweile ebenso überbevölkert ist, die Spezies ein mind. gleich großes Aggressionspotential wie das der Menschen hat und vor sich plötzlich die Erde mit einer (waffen-) technologisch unterentwickelten Spezies (also wir) antrifft.
Versuch dir stattdessen erst einmal auszumalen, was z.B. aus 100 Millionen Menschen auf einem kleinplaneten großen Schiff, vollgestopft mit Ressourcen die zu 95% für die Ankunft am Ziel reserviert sind, nach 2-5 Jahrhunderten werden würde. Falls die die Ideen ausgehen, empfehle ich diverse Expeditionsberichte aus dem Zeitalter der Entdeckungen sowie die Falloutreihe für Anregungen. (Es funktioniert auch mit weitaus kleineren Schiffen und Populationen, welche ich im Interesse der orbitalen Stabilität von Quell- und Zielsystem empfehlen

. )
Spoiler: Ein derartiges Schiff von einer Spezies mit den von dir postulierten Eigenschaften käme als bestenfalls archeologisch interessantes Grabmal an. Die größte Gefahr für uns wären die mutmaßlich dort vorzufindenden Waffensysteme und sich Menschen damit gegenseitig antun werden.
Und ja, du hast es eher ironisch gemeint, was wenn es Aliens gibt, die einfach nur "Jagdthrophäen" im Weltall einsammeln? Die nur "aus Spass" alles, was irgendwann sich eventuell ebenbürtig entwickeln könnte, als potentielle Gefahr für die eigene Zivilisation ansehen und rigoros ausmerzen?
Es war nicht ironisch gemeint, sondern als Absicherung gegenüber "was wenn es was weit jenseits unserer Physik geben sollte"-Thesen, die oft als Antwort auf "der Aufwand ist nicht bewältigbar"-Feststellungen folgen.
Zu deinen Fragen: Bist du schon einmal Schwefelsäure sprühend durch den Wald gelaufen, um sicherzugehen, dass Pfifferlinge nicht zu einer potentiellen Gefahr für deine Zivilisation werden?
Eben.
Etwas technologisch und zivilsatorisch rückständiges interessiert bestenfalls, weil es in einem Rezeptbuch steht. (Mit Rezepten, die auf dem zugehörigen Heimatplaneten in vorindustrieller Zeit erarbeitet wurde, ehe jemand auf dumme Ideen kommt

.)
Über riesige zivilsatorische Distanzen hinweg sind neue Spezies nur als unterhaltendes Kuriosum oder als Forschungsobjekt interessant. Wir könnten Paradiesvögel oder Meerschweinchen für Aliens sein. Aber nicht einmal Dodos, denn ein interstellar reisender Alien muss seine Nahrungsversorgung eben unabhängig von zufällig angetroffenen Spezies sicherstellen und Menschen als Rohstoff nach Alpha Centauri zu exportieren wäre genauso bescheuert, wie Rindfleisch im Venedig des 16. Jhd. durch nordamerikanisches Bisonsteak zu ersetzen.
Diese "unsterbliche" Spezies ist mind. genau so unrealistisch
Nö. Die ist biologisch sogar ziemlich gut denkbar. Wie gesagt: Wir haben bereits auf unserem Planeten mehrere Arten, die ihre wesentlichen Aspekte aufweisen. Keine davon zeigt anzeichen technologischer Zivilsationsentwicklung. Aber soweit unsere Biochemie- und Physikkenntnisse reichen, hindert sie außer der nötigen langen Kette von nötigen Zufällen, die bislang nur in unserem Fall eingetreten ist, nichts daran. Selbst Wirbeltiere schaffen im Falle des Grönlandhais schon regelmäßig über drei, teils vier Jahrhunderte. Wenn die mal schlau genug werden sollten, um eine raumfahrende Zivilsation zu gründen und wenn sie, ähnlich wie es für
Homo sapiens mittelfristig erwartet wird, ihre Lebenserwartung durch Medizin gegenüber dem Wildzustand nur verdreifachen können (von einem Tier, von dem keine altersbedingten Todesursachen bekannt sind, wäre weitaus mehr zu erwarten), würden ihnen eine Geschwindigkeit von 1000 km/s reichen, um innerhalb einer Lebensspanne nach Proxima Centauri zu gelangen. Das ist gerade mal Faktor 10 über der Parker Solar Probe, also schon in Reichweite heutiger menschlicher Technologie. Im Gegensatz zu einem Schiff, dass für die gleiche Reisedauer 36 menschliche Generationen respektive das Äquivalent der europäischen Geschichte von Karl dem Großen bis Heute beherbergen müsste.
Der Fantasie ist ja da kaum eine Grenze gesetzt und warum auch nicht.
Nach meinethalben 250.000 Jahren erlernen die Nachfahren ehemaliger Kolonisten auf dem Mars wieder die Raumfahrt und "entdecken" die untergegangene Menschen-Zivilisation der Erde wieder.
Wie dann die Erde aussehen wird - kann ein Blumenstrauss zw. völlig unbewohnbar bis zu Natur hat alles zurückerobert sein.
Vielleicht gibts auch auf der Erde Nachfahren der ursprünglichen technischen Zivilisation, welche die Marsianer als riesige (weniger Schwerkraft, dann eher 2m+ große Menschen) Götter verehren werden.
Marion Zimmer Bradley, Darkover-Reihe . (Zwischen Landfall und Rediscovery gibt es allerdings gar kein SciFi und danach bleibt es auch größtenteils planetare Fantasy. Aber die Grundidee "Kolonisierung ohne FTL" und "verlorener Ableger" ist nicht neu.)