Starfield (8/10)
Nach über 100 Stunden habe ich das Spiel nun angeschlossen, ich habe in der Zeit alle Hauptquests, Nebensquests, Fraktionsquests durch.
Bei Starfield musste ich wirklich lange grübeln für eine Wertung, allerdings halte ich 8/10 für angemessen, das Spiel hat großartige Momente, aber leider auch einige Schwächen. Je nachdem wie sehr man diese Stärken und Schwächen gewichtet tendiert die Wertung individuell leicht nach oben oder leicht nach unten, ich halte 8/10 für ein angemessenes Mittelmaß.
Worum gehts in Starfield überhaupt?
In Starfield ist man Teil einer Gruppe die sich Constellation nennt, und diese Gruppe wiederum sucht nach Geheimnissen des Universums.
Starfield ist kein Sci-Fi Game a la Mass Effect, sondern hat einen deutlich "realistischeren" Stil mit vielen Bezugspunkten auf die Vergangenheit und den Ursprung des Menschen.
Starfield verfügt auch nicht über eine klassische offene Welt a la Skyrim oder Fallout 4, sondern über diverse Planeten mit ihrer eigenen Flora und Fauna die räumlich allerdings abgegrenzt sind. Als Spieler hat man jederzeit die Möglichkeit (ein entsprechendes Raumschiff vorausgesetzt) überall hin zu reisen.
Die Möglichkeiten mit der Welt zu interagieren sind allerdings sehr Bethesda typisch, kaum betritt man einen neuen Planeten wird man mit Quests und vielen Nebenbeschäftigungen überwältigt, und das sind auch die Stärken von Starfield, denn gerade diese Nebenquests sorgen dafür dass man in die Spielwelt und Atmosphäre eintaucht. Und gerade diese Nebenquests gehören meiner Meinung nach zu den Besten die ich in den letzten Jahren gespielt habe.
Natürlich gibt es viele klassische Hol und Bring Quests, in den meisten Fällen schafft es das Spiel diese mit guten Nebengeschichten zu garnieren.
In Starfield gibt es unterschiedlichen Fraktionen, alle mit einer eigenen Geschichte und jede Fraktion verfügt über eine sehr umfangreiche Questline in der man als Spieler diverse Entscheidungen tätigen muss, die dann auch mehr oder weniger Einfluss auf die Spielwelt hat.
Diese Fraktionsquests gehören zu den großartigsten Nebensquests die ich je gespielt habe, denn man ist im Zuge dieser Quests an den unterschiedlichsten Orten, muss (oftmals schwierige) Entscheidungen treffen, inkludiert sind auch Intrigen, Lügen uvm., je nachdem wie man als Spieler interagiert. Ich empfand die Fraktionsquests als einer der Highlights des Spieles. Wir reden hier über Questlines die fast den Umfang einer ganzen Einzelgeschichte haben.
All das sorgt dafür dass man für dutzende Spielstunden so stark abgelenkt ist dass man die Hauptquest nicht stärker verfolgt, und das ist im Prinzip auch gut so!
Bei der Hauptquest dreht es sich grob um die Frage nach den Geheimnissen des Universums. Das Thema ist (mal ganz unabhängig vom Spiel) wahnsinnig spannend und interessant.
Und sie beginnt inhaltlich auch sehr gut, man möchte unbedingt wissen wie es weitergeht, und es wird gegen Mitte der Hauptquest auch ein sehr großer Spannungsbogen aufgebaut, allerdings ist das letzte Drittel für mich dann ziemlich ernüchternd gewesen.
Ich gehe nicht direkt darauf ein wieso da dies Spoiler enthalten würde, allerdings ist es sowohl spielerisch wie auch storytechnisch meiner Meinung nach relativ schwach. Aber durch zahlreiche andere Usermeinungen sehe ich auch dass es hier ganz unterschiedliche Meinungen gibt, ich hätte mir allerdings einen anderen Ausgang erwünscht.
Innerhalb der Constellation kann man sich eine Crew aufbauen und diesem seinem Schiff zuweisen, allerdings besteht die Möglichkeit auch außerhalb der Constellation gegen Geld Crewmitglieder anzuheuern, jeder bzw jede mit eigenen Stärken und Schwächen. Auch Beziehungen sind möglich, und (fast) jeder der Constellationmitglieder verfügt über eine eigene, oftmals durchaus interessante Questline.
Man ist sehr häufig im Dialog mit den Mitgliedern und erhält Feedback für das was im Zuge von Haupt und Nebenquests passiert ist.
Apropro Schiff: Zu Beginn erhält man ein Standardschiff dem es natürlich an vielen Features fehlt, im Laufe der Spielzeit hat man die Möglichkeit (auch durch Nebenquests) neue Schiffe zu erhalten, man kann auch neue Schiffe bei den unterschiedlichsten Sternenwerften und Händlern erwerben und diese in sehr sehr umfangreichem Ausmaß individuell erweitern. Man kann ein Schiff von 0 aus erstellen. Definitiv ein Feature bei denen sehr viele viele Stunden Spaß haben können.
Die Frage die sich hier stellt ist allerdings => Benötigt man das überhaupt?
Ein Schiff benötigt man in Starfield in erster Linie um von A nach B zu reisen, feindliche Schiffe zu zerstören und Fracht zu laden. Einen wirklichen Nutzen von stark individualisierten Schiffen sehe ich nicht wirklich. Ich habe ein Schiff dass ich im Zuge einer Nebenquest erhalten habe einfach etwas angepasst und war gegen Ende allen feindlichen Schiffen deutlich voraus.
Zurück zur Spielwelt:
Ja die Spielwelt besteht tatsächlich wirklich aus "tausend" (ich habe nicht nachgezählt...) Planeten, und das ist auch einer der großen Schwächen des Spieles: Zum Einen gibt es handdesignte Planeten, mit Städten und Ortschaften die voller Liebe und Details sind, und zum Anderen viele prozedural generierte Planeten die zumeist eben nur aus Gleichem bestehen, oftmals sogar identen Forschungsstationen und Höhlen die man in anderen Planeten schon besucht hat. Das sorgt dafür dass der Entdeckungsdrang in diesen prozedural generierten Planeten kaum befördert wird.
Meiner Meinung nach war das die falsche Entscheidung, man hätte neben den vorhandenen handdesignten Planeten schlicht ein paar weitere handdesignte erstellen müssen, und das wäre für den Großteil sicher deutlich interessanter wenn es dann mehr individuelle Ortschaften zu erkunden gibt als die gleiche Höhle, das gleiche Gebäude, die gleiche Forschungsstation, aber nur auf einem anderen Planeten.
Das Ganze wurde im Grunde auch nur deshalb erstellt weil es auf unterschiedlichen Planeten unterschiedliche Ressourcen gibt, und man unterschiedliche Ressourcen für den Basenbau benötigt.
Einen sehr großen Teil verbringt man im Zuge von Haupt und Nebenquests auch in anderen Raumschiffen.
Apropro Basenbau: Das ist tatsächlich ein Feature den ich kaum nutzte, ähnlich wie bereits in Fallout 4 kann man, diesmal auf unterschiedlichen Planeten, diverse Basen bauen und dort ähnlich wie in Satisfactory mehr oder weniger automatisiert Ressourcen abbauen, Verteidigungsanlagen ausbauen usw.
In Fallout 4 habe ich dieses Feature deutlich mehr genutzt da die Spielwelt mehr dafür ausgelegt war, in Starfield existieren allerdings funktionierende Zivilisationen, wozu soll man Basen bauen wenn man nicht zwingend Ressourcen benötigt? Und selbst wenn man Ressourcen benötigt kann man diese einkaufen bzw man findet es im Zuge von Nebenquests.
Womöglich für den Bau ganz individueller Schiffe, aber das hat mich ehrlich gesagt nicht wirklich angespornt.
Das Feature ist also nice to have, aber für die Meisten dann wohl eher uninteressant.
Was das Spiel von anderen Rollenspielen etwas aufwertet ist die Tatsache dass man in Starfield mehr oder weniger alles sammeln kann was existiert, das hat mich zu Beginn etwas überfordert da ich nicht wusste was nun relevant oder irrelevant ist, oder womöglich für den späteren Verkauf gut geeignet ist. Nach einigen Stunden kann man das ganz gut abschätzen. Muss man auch da man nur über ein begrenztes Inventar (in Bezug auf Gewicht) verfügt und Übergewicht für Probleme sorgt.
Darüber hinaus hat Starfield ein sehr ordentliches Gunplay, das hatte ich so nicht erwartet.
Starfield besitzt zudem über ein durchaus umfangreiches Skillsystem, mit jedem Levelaufstieg erhält man einen Skillpunkt den man wiederum in Skills investieren kann.
Sei es in Skills die den Kampf fördert, Hacken, Diebstahl, die Möglichkeit Diplomatie zu nutzen, die Möglichkeit andere besser zu beeinflussen, mehr Gewicht zu tragen uvm.
In meinem Spieldurchgang war es nicht ansatzweise möglich das Ganze auszureizen, und ich war am Ende Level 47 (es gibt keinen Levelcap).
Auch die Ausrüstung ist individuell einstellbar und mittels Ressourcen erweiterbar, im Vorfeld muss man diverse Mods erforschen wofür wiederum einige Skills notwendig sind.
Was das Spiel meiner Meinung nach besser gemacht hätte ist das Suchen von "besonderer" Ausrüstung bzw Ressourcen. Nur wenige Male findet man tatsächlich coole Ausrüstung, da gab es meiner Meinung nach deutlich mehr Potential, und in Safes und diversen Verstecken findet man häufig nur die immergleichen Ressourcen, meist nur leicht modifiziert.
Das Inventarsystem wiederum hat wiederum deutlich Verbesserungspotential, das wirkt häufig zu unübersichtlich und verstreut.
Kommen wir zur Technik, hier im Vorfeld: Ich habe das Spiel nicht in stock gespielt, sondern allerlei Mods und Anpassungen genutzt die das Spielerlebnis massiv verbessern, schlicht auch weil dem Spiel im Standard einige Grundfunktionen fehlen die eigentlich üblich sind.
Das Spiel hat in punkto Technik viele Lichtblicke, aber auch einige negative Punkte.
Da ist zum Einen der hervorragende Detailgrad, egal ob in Raumschiffen, in irgendwelchen Anlagen, Stationen, und grundsätzlich auch in Städten die stellenweise sehr beeindruckend sind. Es sieht alles verdammt plastisch und polygonreich aus. Nebenbei verfügt das Spiel über eine fantastische Weitsicht.
Auf der anderen Seite hätte ich mir im Jahr 2023 deutlich weniger Ladezeiten gewünscht, selbst ein The Witcher 3 welches 2015 erschienen ist verfügt über eine großteils ladezeitfreie Welt, während man in Starfield beim Betreten von anderen Räumlichkeiten immer wieder eine Ladesequenz sehen muss die zwischen 2 und 5 Sekunden dauert. Auch das Verreisen zwischen Planeten wird mit einem Ladescreen unterbrochen. Das sollte im Jahr 2023 vermieden werden, und beim nächsten TES definitiv einer der wichtigsten Punkte die umgesetzt werden muss.
Daneben sind die prozedural generierten Planeten oftmals lieblos und wenig detailliert, einfach auch weil wenig da ist. Glücklicherweise muss man diese kaum besuchen im Zuge von normalen Haupt oder Nebenquests.
Die Gesichtsanimationen wurden vielfach kritisiert, ich würde allerdings sagen dass diese in Anbetracht der schieren Masse an NPC's absolut in Ordnung sind, auch wenn ein Cyberpunk 2077 z.Bsp. das besser macht.
Ich überlege mir momentan ein Thread zu erstellen mit allerlei Modding bzw Grafikenhancements und entsprechenden Screenshotvergleichen, ich weiß auf Basis diverser Forenreaktionen dass das Spielerlebnis durch Modding massiv aufgewertet wird im Vergleich zum Stock Erlebnis.
Fazit:
Ein gelungener Weltraum RPG im Bethesda Stil dass mit toller Atmosphäre in einer realistisch anmutenden Spielwelt, stellenweise fantastischen Nebenquests und zum Großteil toller Grafik punktet. Die Story hat Schwächen und hat meiner Meinung nach Potential liegen lassen, genauso ist der Erkundungsdrang in den prozedural generierten Planeten de facto kaum vorhanden.
Man kann problemlos für über >100 Stunden unterhalten werden ohne dass das Spiel eintönig wird, es gibt jede Menge zutun und man sollte sich definitiv Zeit nehmen und alle Ecken erkunden, es warten überall Quests und kleine Nebenhandlungen die durchaus interessant sind.
Das Spiel ist aber definitiv kein Meilenstein, es ist ein solides RPG mit vielen Höhepunkten, aber auch einigen Schwächen.
Darüber hinaus verfügt es über eine ganz interessante New Game+ Methode, aber um das spoilerfrei zu halten belasse ich es dabei.
Ich habe in diesen >100 Stunden allerdings Spaß gehabt und kann eine Empfehlung aussprechen.
Anbei noch einige Screenshots die ich im Zuge meiner Playsession aufgenommen habe, gespielt habe ich in bzw mit 5160*2160, DLSS Quality (67%) und Frame Generation via PureDark DLSS Mod, Neutral LUT Mod, Custom FoV (90), High Quality Texture Pack und ReShade 5.9 by CeeJayDK/SweetFX mit LumaSharpen und Vibrance.