Was mich ernsthaft erzürnt, weil es eben demonstriert wie weit der Wert von digitalen Produkten in den Augen vieler schon quasi komplett auf 0 gesunken ist.
'Es entsteht ja kein Schaden...'
Das ist ein Teufelskreis. Die Wertigkeit einer Sache steht und fällt ja auch mit dem Aufwand der Betrieben wurde um sich diese leisten zu können.
Als Jugendlicher, als das Geld knapp war, habe ich mir sehr genau angesehen, was ich kaufe und was nicht. Und je entbehrungsreicher der Kauf war, umso genüsslicher und intensiver habe ich das Spiel gespielt.
Freue ich mich auf ein Spiel und bezahle denn Vollpreis schätze ich es grundsätzlich auf eine gewisse Art und Weise wert.
Ziehe ich mir kostenlos 20 Spiele und spiele die im Schnelldurchlauf durch, habe ich ein ganz anderes Verständnis für das Einzelprodukt.
Da hier immer wieder die Diskussion mit dem nicht entstandenen "Schaden" aufkommt.
Ich fand Dein Beispiel mit dem Schwarzfahren ganz gut.
Nehmen wir an, dass eine leere Straßenbahn durch die Stadt gondelt. Ich setze mich rein und löse kein Ticket, dann erschaffe ich eine ähnliche Situation.
Da kann man z.B. ebenso argumentieren mit:
-Saß doch eh keiner drin
-Die Straßenbahn muss doch so oder so fahren
-Ich hätte auch zu Fuß gehen können und hätte eine kostenpflichtige Straßenbahn nie benutzt
So gehts übrigens mit vielen Dingen, für die man ein Ticket kauft. Kino, Konzert, Museum etc.
Nur- Um diese Produkte/die Dienstleistungen zur Verfügung stellen zu können, ist eine kostenintensive Infrastruktur im Hintergrund vonnöten.
Nutze ich dieses Produkt/die Dienstleistung nun, ohne dafür zu bezahlen, ergeben sich erstmal direkt negative Effekte:
-Ich trage zu einer Preiskalkulation bei, die den durch Schwarzkopien gesunkenen Gewinn berücksichtigt, was wiederum auf die Allgemeinheit umgelegt wird
-Ich signalisiere dem Hersteller, dass ich nicht daran interessiert bin, dass diese ein weiteres Produkt in diesem Genre entwickeln
-Ich entziehe dem Produkt von Anfang an eine Wertigkeit und mir selbst dadurch auch einen Teil des Erlebnisses
-Ich fördere die Implementierung von Kopierschutzmaßnahmen
-Ich trage dazu bei, dass vielleicht aus Budgetgründen die Qualitätssicherung oder die Vertonung schlechter ausfällt
...
Nachteile, die ich dafür in Kauf nehme:
-Umständliche Beschaffung, manchmal auch Installation
-Gefahr von verseuchter Software
-Keine Komfort-/Onlinefunktionen z.B. auch das ganze Featureset mittels Steam
Somit muss ich z.B. umständlich jeden Patch manuell besorgen (falls überhaupt zeitnah verfügbar) und nachinstallieren, keine Cloud- Saves usw. usf.
-Kriminalisierung/Illegalität - Ich mache mich strafbar
-Kein Herstellersupport
...
Die logische Schlussfolgerung ist, dass man, wenn man all diese Umstände, den Aufwand und die Gefahren in Kauf nimmt, um an das Produkt seiner begierde zu gelangen,
das Argument, dass man es sich sowieso nicht gekauft hätte, wenn es nicht kostenlos gewesen wäre, auf relativ wackeligen Beinen steht.
Nimmt man ja doch einiges auf sich (bis hin zur strafbaren Handlung), um sich das Produkt anzueignen.
So ist es mir das Produkt auf jeden Fall schonmal wert, eine hohe Geld- oder Gefängnisstrafe für die Nutzung des Produkts in Kauf zu nehmen.
Es bestünde zumindest die Möglichkeit bzw. der Gedankengang in Richtung eines Kaufs, die mit sinkendem Preis des Produkts weiter ansteigt, wenn das Produkt gut ist und entsprechend geschützt wird.
Knickt dann nur jeder 10te der Kopierer ein und erwirbt dann dieses Produkt, weil er sonst nicht dran käme, dann käme schon ein stattliches Sümmchen zu stande.
Es gab neben Dungeon Master ja auch andere Hersteller, die absichtlich "Tests" bzw. versteckte Kopierschutzmaßnahmen in ihre Spiele eingebaut haben (z.B. Radon Labs).
Sprich- Es gab keinen offensichtlichen Kopierschutz, aber einen versteckten, der dann den Spielverlauf geändert hat und einen teilweise in auswegslose Situationen gebracht hat.
So landete man bei einem Spiel dann einfach in einem Gefängnis, ohne dass ersichtlich wurde, wie man da wieder rauskommen kann.
Innerhalb kürzester Zeit wurde das Netz geflutet mit Anfragen, wie man denn aus dieser Gefängnissituation herauskäme. -Die haben sich indirekt alle als Schwarzkopierer geoutet.
Ich war geradezu erschrocken über die Vielzahl der Anfragen/Beschwerden und der Shitstorm, der über das Entwicklerstudio ausgegossen wurde.
Denn der Schwarzkopierer empfindet es natürlich als Unverschämtheit, wenn das Produkt für das er nicht zahlt, dann noch nicht mal nach seinen Vorstellungen funktioniert
Diese Gruppe verschafft sich den Herstellern gegenüber illegal einen finanziellen bzw. geldwerten Vorteil und besteht dann noch auf fachgerechten Support.
Das Beste daran ist, dass viele mit der Argumentation kamen, dass es eine Unverschämtheit sei, so ein Produkt herauszubringen, für das man so viel Geld bezahlt hätte.
Das lässt große schlüsse darauf zu, wessen Geistes Kind diese Klientel ist.
Das Problem wird also von betroffener Gruppe immer klein geredet. Die haben keinerlei Ahnung, was sie mit ihrer Tat für Signale senden bzw. anrichten. Sieht man ja auch schön an diesem Forum,
dass mit immer weiterem Entgegenkommen der Hersteller, trotzdem kein Sinneswandel eintritt.
So bieten einem die Plattformen an, jedes Spiel für eine Zeit XY testen zu können. Ohne Nachteile. Man erhält also nun überall die oftmals so ersehnten Demoversionen. Per Mausklick. Ganz legal.
Das war ja immer eines der Hauptargumente der Beführworter von Schwarzkopien. Minderwertige Software, keine Demoversionen, zu teuer.
Dem hat man nun den Wind aus den Segeln genommen und bietet inzwischen "Demos" und nach wenigen Wochen die Titel vergünstigt im Sale an.
Wie man an diesem Thread sehen kann, hilft das aber alles nichts, denn es sind vorgeschobene Argumente für einen einzigen Punkt: Viele wollen sich einfach Geld sparen und trotzdem auf nichts verzichten.
Verzicht ist in den heutigen Zeiten sowieso ein Wort, was aus den Köpfen vieler aus dem Sprachschatz verschwunden zu sein scheint.
Im Gegenteil- Das Konsumieren digitaler Güter wird inzwischen von vielen fast schon als "Grundrecht" angesehen.
Da es psychologisch nunmal für den Menschen an sich schwer ist, etwas böses zu tun und das Gehirn immer das Bestreben hat zu den Guten gehören zu wollen,
rechtfertigt man das dann für sich auf alle möglichen und unmöglichen Wege, um sein Gewissen zu beruhigen.
Egal wer hier für oder wider Kopie argumentiert. Im grundsätzlichen Wertesystem stimmen die meisten Menschen überein. Und jeder hier weiss sehr genau, dass es nicht in Ordnung ist, Spiele zu spielen, für die man nicht bezahlt hat.
Soviel zu meinen weiteren Gedanken...
Was natürlich die Auswüchse und die Fehlentwicklungen was einige Methoden der Monetarisierung der Produkte einiger Entwickler anbelangt, auch nicht rechtfertigen soll/kann.
LG
Zero