Ich habe selbst für etliche Softwarefirmen Projekte geleitet, unter anderem auch Jowood. Und uns war immer klar, dass die Raubkopierer in gewissen Maßen auch gut fürs Geschäft sind. Die Spiele die am schlechtesten liefen waren die, die schlecht beim Kunden liefen. Und nicht selten wegen dem Kopierschutz.
....welcher erst garnicht eingebaut worden wäre, würden nicht einige Leute die Freiheit misbrauchen, welche sie vorher mit einem Kopierschutzfreien Produkt hatten.
Ursache->Wirkung.
Diejenigen die als erstes einen Kopierschutz eingebaut haben, haben das ja aus Konsequenz zu einer Entwicklung gemacht, die nunmal die Konsumenten verursacht haben.
Von meinen Freunden die allesamt kein Geld hatten für Spiele und die auch niemals Spiele gespielt hätten (und heute auch kein Spiel gekauft hätten bis heute) geht ein Umsatz aus, der unendlich höher ist, als hätten sie nie die böse, illegale und ethisch höchst verwerfliche Kopie am Pausenhof erhalten.
Und genau das ist der Punkt. Hätte sie, als sie kein Geld hatten, diese Spiele auch nicht auf illegalem Wege spielen können, wäre vielleicht die Motivation gestiegen das Ausgabeverhalten zu Gunsten des doch vielleicht eines oder anderen Originals zu ändern oder die Einnahmenseite dafür zu verbessern.
Die Wertschätzung des Produkts Computerspiel lag/liegt ja auch unter Anderem nicht nur ob der kostenlosen Verfügbarkeit so niedrig, sondern eben auch des Überflusses wegen.
Man hatte halt nicht ein Spiel zuhaus, sondern hat nach einer der Kopiersessions einfach gleich Mehrere (bis hin zu "zu viele") zur Verfügung.
Aber der edle überritter Gestorn weiß es heute besser. Er war schon damals ein einfach besserer Mensch und wird es immer sein... Die Menschen die vor 30 Jahren am Pausenhof Spiele ausgetauscht haben, sorgen heute für Milliardenumsätze.
Richtig- Das muss man aber auch mal beleuchten, warum das so ist:
-Die Einkommenssituation ist im Alter eine Andere
-Man steht selbst im Berufsleben und möchte selbst für die geleistete Arbeit möglichst hoch bezahlt werden. Man entwickelt also eine gewisse Empathie für die Situation der Entwickler
-Man trägt eine deutlich höhere Verantwortung für sein Umfeld- Auch moralisch und ändert deshalb seinen Blickwinkel auf so manche Dinge
-Man hat über die Jahre gelernt, dass Verzicht bzw. eine selektierte Konzentration auf ein Produkt die Freude darüber erhöht, sobald man es dann hat
-Die gesamte Informationskette über das zu kaufende Produkt ist eine andere:
*Anfänglich stand ich als Pimpf vor einem Modul/Kassettenregal und musste mich auf das Bild auf dem Cover und die Beschreibung verlassen
*Dann gab es irgendwann die Testmagazine, die aber bei einem heiss ersehnten Titel je nach Frequenz des Erscheinens einen Titel im dümmsten Fall erst
einen Monat nach Erscheinen testen konnte.
*Es gab keinerlei Demoversionen/Lets Plays zu den Spielen, wo man Teile des Spiels für sich selbst erleben konnte
Somit fallen 99% der Gründe, die man (berechtigt) früher hatte, um sich Schwarzkopien zu ziehen, in den heutigen Zeiten einfach weg.
Zwischenzeitlich ist da aber eine ganz andere Generation herangewachsen, für die es eben "völlig normal" ist, von allen Seiten mit Sonderangeboten, kostenlosem Content und sofortiger Verfügbarkeit der kostenlosen Kopien groß werden.
Deren Fokus liegt inzwischen ganz woanders und das Wort "Verzicht" ist aus vielen der Köpfe oftmals verschwunden.
Diese Generation argumentiert, so habe ich festgestellt, anders und hat einen komplett anderen Blickwinkel auf die Dinge.
Meistens läuft das auf ein: Ich werde geradezu zur Kopie gedrängt, weil der Entwickler dieses und jenes Produkt nicht zu MEINEN Konditionen und mit MEINEN Vorstellungen auf den Markt wirft.
Das konsumieren wird also zum Grundrecht erhoben, welchem der (böse) Publisher/Entwickler im Weg steht.
Dabei wird völlig verdrängt, dass die Publisher/Entwickler- Kombi die Basis ist, durch die ich überhaupt erst Spiele spielen kann. Anstatt den Servicedienstleister dahinter zu erkennen wird er zum "Feind" hochstilisiert, der mir auf schlimmste und hinterhältigste Art und Weise mein Geld aus der Tasche ziehen will.
Dass bei den Entwicklern überwiegend Enthusiasten, Idealisten und Leute sitzen, die ein spaßiges Produkt für Ihre User bauen wollen und dafür Dinge wie die gefürchteten Crunch- Times in Kauf nehmen, wird dabei auch übersehen.
Da ist also überhaupt kein Empfinden mehr dafür da, dass der Produktentwickler bestimmt, was er Produziert, wie hoch die Preise sind und über welche Plattform er seine Software vertreibt etc.
Und das ist schon ein großer Unterschied zur "Denke" die früher geherrscht hat. Man war sich damals bewusst, dass das nicht in Ordnung ist, dass man gegen die Bedingungen des Publishers/Entwicklers vertößt.
Heute wird dieses Bewusstsein dadurch verwässert, dass sich eine Einstellung gebildet hat, dass Kopieren schon in Ordnung sei, weil der böse Entwickler mir schliesslich nicht das Produkt zu MEINEN Bedingungen zur Verfügung stellt...und buggy... und schlecht...etc.
So kann man dann heutzutage sein Gewissen beruhigen.
Aber ja, auch interessant: niemals gabs so einfache Zugänge zu Filmportalen, dennoch gabs auch nie so hohe Einnahmen durch Filme... diese ganzen bösen Egoisten, die Filme Streamen und Downloaden, gell?
Das ist diesbezüglich aber kein Argument, weil das Thema lautet, dass wenn es keine Zugänge zu illegalen Filmportalen gegeben hätte, der eine oder andere doch ins Kino gegangen wäre.
Somit hätten die Produzenten NOCH MEHR Einnahmen erhalten, welche wiederum in noch größere Produktionen hätte fliessen können (wobei ein hohes Budget ausdrücklich kein Garant für einen tollen Film oder ein tolles Spiel sein muss).
Vielleicht bessere Gehälter, DLCs kostenlos etc.
Wie eine Wechselwirkung und eine positiv- Spirale entstehen kann, sieht man ja an CD Projekt Red, wobei das als Sonderfall gelten darf,
weil die User sich solidarisitert haben, um z.B. bei The Witcher 3 ein Exempel zu statuieren. Um also die Publisher Lügen zu strafen.
Somit fällt mir diesbezüglich eine Gewichtung schwer.
Ich sehe inzwischen eher diejenigen als Egoisten, die dem Publisher total nach der Pfeife tanzen.
Die Publisher suchen neue Wege der Monetarisierung. That´s business. Allerdings eben "vielleicht" auch deshalb, weil sie grundsätzlich damit rechnen müssen, dass ihnen ein Teil der Einnahmen durch Schwarzkopien flöten geht?
Bist du sicher auch so einer, der ständig alles gleich kauft, auch wenns unfertig ist.
Das obliegt ja jedem selbst. Das schöne ist, dass man inzwischen die Information hat, ob etwas buggy auf den Markt geworfen wird, oder nicht.
Dank dir - du , der anderen den Egoismus vorwirft - haben wir leider unfertige Produkte die den Kunden nur melken.
Siehe oben- Die Zeiten sind vorbei. Jedes Spiel ist von zig Magazinen und Usern getestet (teils auch vor Erscheinen), so dass man das selbst zu verschulden hat, wenn man sich melken lässt.
Schaut euch mal die Spielereleases an? Nur noch Fehlerbehaftete Beta-Produkte. ERst nach 5 Patches sind manche Spiele erst spielbar.
Denkanstoß: Vielleicht wäre mehr Geld für QA da, würden diejenigen, die das Produkt kostenlos nutzen (die vorher verlinkte EU Studie spricht übrigens von 21%)?
Und von einem Fehlerfaktor von 40% als es um das Thema ging, dass Kopien zum vermehrten Verkauf von Originalen führen würden.
Mit zuvor einem Ellenlangen Kapitel in welchem die Erhebung der Studie abgehandelt wird und unter Anderem der Punkt, dass es das Problem der "Ehrlichkeit" der Probanden gibt,
welche das Ergebnis dementsprechend verfälschen kann, welches man mit Zahlen eben nicht belegen kann.
Man versucht des mit diversen Mitteln einzudämmen, aber wenn ein Fehlerfaktor von 40% vorherrscht, dann ist das schon ne Nummer, wo man von "gesicherten" Erkenntnisen meines Erachtens ziemlich weit entfernt ist. Es ist nämlich schon ein Unterschied, ob ich behaupte, dass Raupkopien die legalen Verkäufe nicht verdrängen würden, oder ob dies im blödesten Fall zu 40% dann doch stattfindet.
Früher gabs Demos, aber das traut sich heute kaum noch wer....
Doch- Jedes Produkt kannst Du 2 Stunden!! anspielen. Die Publisher geben ihr Einverständnis dazu, wenn Du das Produkt auf entsprechenden Plattformen antestest.
Aber ich weiß wer hier völlig unrecht hat: diejenigen die blind kaufen.
Das ist deren Entscheidung. Es gibt heute im Gegensatz zu früher eben alle erdenklichen Kanäle um sich zu informieren und das Spiel anzutesten. Somit ist der Blindkäufer selbst dafür verantwortlich, sollte er auf die Nase fallen.
Ein hochkomplexes Thema, in welchen unterschiedlichste Blickwinkel berücksichtigt werden müssen.
Auch die Entwickler/Publisher sind nicht heilig, sondern kommen immer wieder mit Benutzerfeindlichen Dingen daher, welchen man letztendlich aber nur mit einer Wirkungsvollen Waffe begegnen kann: Nicht kaufen, nicht spielen.
Ansonsten kann der Entwickler/Publisher in seinem Sinne die Karte "Raubkopien" ausspielen.
LG
Zero