AW: Erfolg für AMD: CEO Lisa Su spricht über Geheimnis der Unternehmensstrategie
Eine Prozessor hat nicht aus unvermeidbaren übernatürlichen Gründen "so seine Probleme". Wenn unzureichend getestet wird und trotz einjähriger Verschiebung die Fertigung kaum funktioniert, obwohl die Anlagen für noch feinere Prozesse bei der Konkurrenz Standard sind, dann wurde schlichtweg zuwenig in Entwicklungspersonal investiert (wie Intel dieser Tage feststellen muss).
Wie gesagt: man kann nicht alle Probleme mit Geld zukleistern. Wenn man fair ist, dann war das, was AMD da abgeliefert hat auch nicht so schlecht, im Gegenteil, sogar brauchbar, wenn man nicht übertakten wollte. Die besten konnten mit Intels Brot und Butter CPU, dem Q6600, durchaus mithalten, sie genehmigten sich etwas mehr Stromverbrauch und vorallem konnte man den Q6600 von 2,4GHz problemlos auf 3,2-3,6 GHz hochjagen, während der Phenom I bei etwa 10% Mehrleistung schlapp machte. Blöd war auch, dass es von Intel zeitgleichden
QX6800, mit 2,93 GHz gab. Rückblickend hätte AMD einfach mit 3MB L3 Cache oder mehr planen müssen, dann wäre auch den Phenom I als Erfolg in die Geschichte eingegangen, dafür hätte es auch nicht mehr Personal gebraucht.
Wenn man Intel eines nicht vorwerfen kann, dann dass sie bei der Entwicklung geizen. Im Gegenteil, sie sind da führend und fahren sogar 3 Gleisig (10nm, 14nm und Ocean Cove), was ihnen jetzt den Hintern rettet. TSMC und Samsung sind bei ihrem 7nm Prozess ja recht konservativ vorgegangen, während Intel das große Paket gewählt hat. Daran haben sie sich jetzt verschluckt, so wirklich konnte man auch das nicht vorhersehen, auch wenn es bereits bei dem enorm verspätetem 14nm Prozess Anzeichen gab.
Während die CPU-Sparte darbte, konnte AMD damals aber mehrere Milliarden aufbringen, um den zweitgrößten GPU-Entwickler auf der Höhe dessen Erfolges aufzukaufen.
Das war nicht herumliegendes Eigenkapital, sondern soetwas wird meist über eine Eigenkapitalerhöhung, Kredite oder einen Aktientausch finanziert. Letzteres scheidet bei bei unternehmensinternen Angelegenheiten aus und bei den anderen versagen einem Die Aktionäre oder Kreditgeber gerne den Dienst, da bei ATI ein Unternehmen dahinter stand und sich die Sache selbst bezahlen sollte. Von daher konnte das Geld wohl nicht einfach so umgeplant werden (es ist ein Unterschied, ob man seine Bank um die finanzierung eines Hauses oder einer Weltreise bittet)
Ich will nicht behaupten, dass Bulldozer ohne diese Entscheidung eine Traum-CPU geworden wäre. Die als Netburst-Gegenstück geplanten kleinen, hochtaktenden Kerne hätten auch bei planmäßiger früherer Fertigstellung und über 5 GHz ein Effizienzproblem gehabt.
Der eigentliche Plan war: mit 10-20% mehr Fläche zwei Kerne, statt einem, zu realisieren, die bei gleichem Takt immer noch 90% der Leistung haben und dann Intel mit spottbilligen 2, 4, und 8 Kernern in den Hintern zu treten. Das grundlegende Problem ist, dass das ein kompletter Fehlschlag war, statt 90% bekam man keine 50% hin und damit war der Flop vorprogrammiert. Es hat 5 Jahre gedauert, bis die Bulldozertechnologie, mit der letzten Stufe , Excavator, so weit gebracht wurde, dass sie halbwegs, mit dem was 2011 auf dem Markt war, konkurrenzfähig wurde. Das sind aber 5 Jahre Erfahrung und Entwicklung, das konnte man nicht mal eben so lösen (ein Grund, warum nach Vishera wohl klar war, dass man die Sache beenden wird).
Aber statt zusätzliche Entwickler an Plan B arbeiten zu lassen, hat AMD letztlich sogar Teile des CPU-Teams entalssen müssen.
Intel kann es sich leisten an 3 Baustellen oder mehr, gleichzeitig zu arbeiten und im Zweifel eine komplette neue CPU oder ähnliches auf dem Müll zu werfen (so geschehen beim Pentium5, auch bekannt als Tjas und Jayhawk). AMD ist wesentlich keiner, da muß dann auch alles einen Zweck haben, einfach mal eben etwas völlig neues zu entwickeln, nur weil man es eventuell brauchen könnte, das kann sich AMD nicht leisten, da muß alles einen Zweck haben.
Ihr habt ja auch keine Zweitredaktion, für den Fall das es bei der ersten Redaktion mal Probleme gibt. Die Logik 10 mal mehr Redakteure gleich 10 mal mehr verkaufte Zeitschriften funktioniert einfach nicht. Im wesentlichen ist Thilo Bayer, bei jedem Heft, in der selben Situation, wie AMD: entweder er nimmt, was geschrieben wurde oder er läßt es bleiben (wobei er noch die Wahl hat 30 Minuten vor dem Abgabetermin selbst etwas zu schreiben). AMD muß genauso mit dem leben, was aus ihrer Entwicklungsabteilung kommt.
Die Entwicklung bei Intel war übrigens nicht unvorhersehbar. Schon 2004 haben Endkunden (!) auf eine Desktop-Umsetzung des Pentium Ms gedrängt respektive einige Mainboard-Hersteller entsprechende, den Athlon 64 in ettlichen Gesichtspunkten (außer dem Preis) überlegene Lösungen angeboten.
Nur wollte Intel mit Tjas die 7GHz Marke durchbrechen und hat dies auch offensiv verfolgt. Rückblickend kann man immer viel sagen, die große Kunst ist es das zu tun, wenn es darauf ankommt. Ich wäre dir jetzt für die richtigen Lottozahlen in 4 Wochen bis an mein Lebensende dankbar, in 5 Wochen kann ich sie mir selbst raussuchen. Die Sache nimmt kein Ende, das HBM ein Flop war, das wissen wir, blöd für AMD, die den Schritt zuerst in größerer Konsequenz gingen. 2012 waren viele noch euphorisch und haben Nvidia abgeschrieben, wie wird es mit Raytracing aussehen?
Die große Überraschung bei Conroe war nicht die Leistung, sondern das Intel sich auf ein Preisrennen mit AMD einließ.
Ja, das war eine Überraschung, allerdings auch strategisch klug, AMD in einer Schwächephase anzugreifen und den Masch auf ein Drittel Marktanteil bei 28% zu stoppen und sich wieder welche zurückzuholen.