AW: Rechner für unter 800 €
Hallo Handballcop,
einen Rechner mit 800 Euro (oder gar drunter) zusammenzustellen und dabei gleichzeitig bis zu 4k Videoschnitt und Gaming zusammenzubringen ist schon eine Herausforderung, gerade wenn man nicht gleich ein paar Monate später wieder aufrüsten möchte, weil der Speicherplatz oder so nicht reicht.
Meiner Ansicht nach, ist es mit diesem Budgetlimit nicht wirklich möglich ohne irgendwo einschneidende Abstriche zu machen. Und soweit ich das bei den bisherigen Kommentaren gelesen habe, werden Abstriche gemacht, die eigentlich nicht sein dürften (oft bei der Speicherkapazität, beim RAM oder beim Prozessor). Keine gute Idee.
Ich glaube aber, dass es mit nur 100 EUR mehr wiederum sehr wohl möglich ist alle Anforderungen ohne Probleme zu erfüllen. Ich würde daher wenn irgend möglich die 100 EUR mehr einplanen. Es lohnt sich gerade jetzt, wo viele Hardwarekomponenten relativ günstig zu haben sind. Mit knapp unter 900 EUR bekommt man nämlich ein richtig guten PC der all das kann, was Ihr Euch wünscht und dabei auch die nächsten Jahre topaktuell bleibt. An 100 Euro würde ich es selber echt nicht scheitern lassen. Aber das ist meine persönliche Meinung.
Von Discount-PCs würde ich abraten. Die sind nicht auf Euren Zweck abgestimmt und irgendwas stimmt da immer nicht. Und es gibt einen entsprechenden Aufschlag.
An der Uni (arbeite im Computerbereich) habe ich seit vielen Jahren mit Themen der Aufrüstung/Nachrüstung zu tun und speziell mit der Problematik: überschaubares Budget, hohe Leistungsanforderungen im Anwenderbereich (da aber eher CAD, Bildrendering und Layout) und gleichzeitig für flüssigen Spielspass geeignet. Ich weiß also wovon ich rede.
Mal ganz allgemein:
Man braucht nicht unbedingt die absolut neuste Hardware. Wenn jemand für einen Videoschnitt PC den neuen
Ryzen 5 3600er (Sechskerner) vorschlägt, ist das nicht die beste Empfehlung.
Die neuste Hardware ist meist überteuert und fällt innerhalb eines Jahres sowieso stark im Preis. Meine Empfehlung ganz grundsätzlich ist daher wichtige Hardware-Komponenten des Vorjahres zu nehmen. Da kann man eine Menge Geld sparen, gerade mit einem sehr knappen Budget und ist doch topaktuell.
Ich habe mir mal am gestrigen Tag ein paar Gedanken zu einer sinnvollen Zusammenstellung gemacht, die die Kombination Videoschnitt-Gaming-PC ganz speziell in den Fokus nimmt und Euer Limit mit maximal 100 Euro Überschreitung versucht einzuhalten ohne gravierende Anstriche zu machen. Und um es vorweg zu nehmen: Es ist gelungen.
Hier die Zusammenstellung im Detail:
PROZESSOR (CPU):
Gerade bei Videoschnitt kommt es vor allem auf eine gute CPU mit möglichst vielen Kernen an. Ein Sechskerner ist eigentlich schon ungeeignet in dem Bereich. Mit einem Achtkerner ist man wesentlich besser aufgestellt. Für aktuelle Spiele reichen sechs Kerne natürlich voll aus, für Eure ressourcenintensiven Anwendungen weniger. Ich würde daher keine 3000er CPU mit 6 Kernen (ab 196 EUR) oder gar 8 Kernen (ab 324 EUR) nehmen. Wie schon geschrieben: Preis-Leistung ist für knappe Budgets nicht besonders geeignet. Wenn Ihr rund 200 EUR für die CPU ausgeben wollt, was sehr zu empfehlen ist bei Video-Gaming-PCs, dann nehmt einen Achtkerner der 2000er Generation. Damit seit ihr definitiv, gerade im Anwendungsbereich, wesentlich besser aufgestellt als mit einem Sechskerner. Die CPU ist Anwendungs- wie Spieletechnisch einfach richtig gut und wird Euch lange Zeit Freude bereiten.
Natürlich kommt es auch etwas auf die genutzte Software an, aber dieser Faktor wiegt nicht wirklich schwer. Selbst wenn Eure Software mit Intel ein Ticken besser funktioniert, ist eine AMD-CPU trotzdem Preis-Leistungs-Favorit gerade im Mehrkernbereich wie ihr es braucht.
Vorschlag:
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AMD Ryzen 7 2700X, 8x 3.70GHz, boxed (YD270XBGAFBOX) --- rund 183 EUR
ARBEITSSPEICHER (RAM):
RAM-Speicher ist bei Videobearbeitung wirklich wichtig. Je mehr desto besser. RAM ist dabei gerade sehr günstig im Preis. Für flüssiges Gaming reichen 16GB vollkommen aus. Für Videoeditierung sind diese 16GB jedoch schon wieder in der Regel zu wenig. 32GB sind Pflicht, was aber natürlich auch auf den Umfang der Videos ankommt.
Vorschlag:
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G.Skill Aegis DIMM Kit 32GB, DDR4-3000, CL16-18-18-38 (F4-3000C16D-32GISB) --- rund 110 EUR
SOLID-STATE-DRIVE (SSD):
Unabdingbar bei Videobearbeitung sind heute SSDs, sonst sitzt man vor dem Rechner und guckt die meiste Zeit auf ladende oder speichernde Bildschirme. Eine M.2-NVMe-SDD oder zumindest eine 2,5 Zoll SATA-SSD sollten daher auf jeden Fall in einer entsprechenden Größe im Rechner verbaut werden. 500GB sind bei Videobearbeitung und den heutigen oft mehrere Dutzend Gigabyte unfassenden Games mega schnell voll. Zudem muss immer etwas Platz frei bleiben. Ich empfehle daher grundsätzlich SSDs ab 1TB mit MLC (2 Bit pro Zelle) oder TLC (3 Bit pro Zelle) Speicherzellen.
Vorschlag (M.2 NVMe-SSD):
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ADATA XPG SX6000 Pro 1TB, M.2 (ASX6000PNP-1TT-C) --- rund 118 EUR (M.2 NVMe-Favorit: ist ein super Preis-Leistung-Tipp)
oder
Vorschlag (2,5 Zoll SATA-SSD):
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Crucial MX500 1TB, SATA (CT1000MX500SSD1) --- rund 99 EUR (2,5 Zoll-Favorit, wenn die 19 EUR Aufpreis zu viel sind)
(Ja, es existieren noch etwas günstigere 1TB SATA-SSDs, aber da gibt es auch deutliche Abstriche in der Leistung, was sich bei SATA-SSDs wirklich nicht mehr lohnt für die 10-12 EUR weniger.)
GRAFIKKARTE (GPU):
Für die Videobearbeitung selbst muss es nicht die Mega-Grafikkarte sein, da vor allem der Prozessor arbeitet. Für Gaming ist sie allerdings sehr wichtig, insbesondere je höher die Auflösung ist. Nun ist die Frage in welcher Auflösung gespielt werden soll, das weiß ich jetzt nicht. Für Full-HD-Gaming (1080p) sollte es eine gute Radeon RX 580 sein. Die MSI Radeon RX 580 Armor 8G OC ist da schon die richtige Karte. Ob man MSI nimmt oder einen anderen Hersteller ist Geschmackssache. Ich persönlich bevorzuge Sapphire-Karten, da die grundsätzlich irgend etwas im Kühldesign besser machen als viele andere Hersteller. Zudem sind sie vergleichsweise wirklich leise. Mit einer RX 580 ist man für Full HD perfekt aufgestellt, aber es ist auch möglich in mehr oder weniger abgespeckter Form WQHD zu nutzen. Das ist aber spieleabhängig und nicht generell zu sagen. 4k-Anwendungen sind kein Problem.
Euer Vorschlag Full-HD (1080p):
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MSI Radeon RX 580 Armor 8G OC (V341-064R) --- rund 169 EUR
Möchte man aber durch die Bank weg WQHD-Gaming (1440p) mit allen Details und hohen FPS-Raten betreiben, ist eine Karte der
Radeon RX Vega 56 Reihe (rund 270-400 Euro) oder gar eine
Radeon RX Vega 64 Reihe (350-450) eher in den Fokus zu nehmen. Die passen in Euer Budgent aber derzeit nicht wirklich rein. Nvidia-Grafikkarten sind zwar meist leistungstechnisch ein paar Prozentpunkte stärker und auch Strom sparender als AMD-Grafikkarten aber auch überproportional teurer im Preis. Lohnt daher nicht wirklich, gerade mit schmalem Budget. Außerdem sollte man 8 GB Video-Speicher im Jahr 2019 schon haben. Ich persönlich würde daher mit einer RX 580 starten und in WQHD gucken in wie weit die FPS-Rate in einen kritischen Bereich absinkt bei den Spielen, die Du/Ihr spielt. Notfalls ein paar Details reduzieren. In dem Bereich kann man später immer noch eine bessere Grafikkarte nachrüsten und die alte Grafikkarte verkaufen, falls es gar nicht geht. Bis dahin spielt man mit den höchsten Einstellungen in Full-HD und hat seinen Spass.
AMD-MAINBOARD:
Da das Mainboard das ganze System koordiniert, sollte daran nicht zu sehr gespart werden. Ein gutes B450-Mainbord ab ca. 90 Euro sollte es schon definitiv sein. Da ich mich aber in der B450-Klasse nicht ganz so auskenne, kann ich nicht all zu viel dazu sagen. Von den Daten sieht es ganz in Ordnung aus. Die BIOS-Flashback Funktion ist sehr sinnvoll und sollte man heutzutage haben, wenn man später aufrüsten möchte. Andere Forums-User können da wohl aber mehr sagen und vielleicht auch ihre Erfahrungen zu dem Board ansprechen.
Euer Vorschlag:
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MSI B450 Tomahawk Max (7C02-020R) --- rund 98 EUR
NETZTEIL (PSU):
Ein 600W-Netzteil sollte, egal für welchen Prozessor (2000er oder 3000er) man sich entscheidet und ob man eine Strom hungrige Grafikkarte hat oder nicht, in der Spitze eigentlich ausreichen. Selbst wenn man noch auf- oder nachrüstet. Wenn man aber absolut sicher sein will, dass einem der Saft nicht irgendwann weg bleibt, nimmt man ein 700W Netzteil was ca. 12 EUR mehr kostet.
Euer Vorschlag:
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Be quiet! Pure Power 11 CM 600W ATX 2.4 (BN298) --- rund 78 EUR
GEHÄUSE:
Das Gehäuse ist eigentlich relativ egal, wenn man nicht irgendwelche bestimmten Anschlüsse haben möchte oder Vorlieben im Design hat. Es muss nur ein ATX-Mainboard reinpassen, die mögliche Höhe eines CPU-Luftkühlers sollte man berücksichtigen sowie die Länge der Grafikkarte sollte beachtet werden. Wenn Ihr noch 3,5 Zoll Festplatten (aus einem alten Rechner) oder einen DVD-Brenner (5,25 Zoll) habt, dann wählt ein Gehäuse mit entsprechenden Einbaumöglichkeiten. Wenn dann noch ein paar gute Lüfter dabei sind, meist werden ein paar mit dem Gehäuse mitgeliefert wie in Eurer Auswahl, ist das gut. Es fehlen dann aber immer noch welche. Gerade wenn man eine AMD-Grafikkarte verbaut hat, sollte man die paar Euro für die fehlenden Gehäuselüfter mit einplanen, da die Grafikkarten etwas mehr Strom ziehen und auch heißer werden. Ein kühler Gehäuseinnenraum ist also wichtig, gerade im Hochsommer. Ich spreche da aus Erfahrung. Die zwei fehlenden (passenden) "Sharkoon Shark Blades RGB, 120mm" (2x 12 EUR) würde ich daher auf jeden Fall noch dazukaufen um einen optimalen Airflow zu haben.
Euer Vorschlag:
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Sharkoon Pure Steel RGB Black, Glasfenster --- rund 79 EUR (günstig, zweckmäßig und elegant)
plus...
- 2x
Sharkoon Shark Blades RGB-Lüfter, 120mm --- rund 2x 12 EUR = 24 EUR
PROZESSOR-KÜHLER:
Beim Prozessorkühler könnt ihr erstmal gucken in wie weit der mitgelieferte AMD-CPU- Lüfter Euch in der Lautstärke stört. Sollte er Euch nach ein paar Wochen spürbar nerven, montiert Ihr einen geeigneten Towerkühler rauf. Gute leistungsstarke Luftkühler gibt es ab etwa 30 Euro aufwärts. Man hat die Qual der Wahl. Ich persönlich würde einen CPU-Kühler nehmen, der auf jeden Fall zwei Lüfter dabei hat, einfach aus Effektivitätsgründen und nicht zuletzt wegen der geringeren Lautstärke gegenüber nur einem verbauten Lüfter unter Last.
PREIS:
Summe mit M.2-NVMe-SSD: rund 859 EUR
Summe mit SATA-2,5-Zoll-SSD: rund 840 EUR
Das ist eine sinnvolle Zusammenstellung, wo ich wirklich an Eurer Stelle keine Abstriche machen würde. Weder bei der Kapazität der SSD, beim RAM oder beim Prozessor. Es lohnt nicht.
Ich hoffe ich konnte Euch weiterhelfen.
Viele Grüße