AW: PC-only-Spiele: Zurück zum Mainstream? - die wöchentliche PCGH-Kolumne
Tja, das ist halt die Crux eines nicht aufrüstbaren System das für etliche Jahre zu bestehen hat. Anfangs sind Konsolen noch in etwa auf dem Leistungniveau aktueller PCs, die Entwickler freuen sich dass sie ein potentes System haben für das sie entwickeln können ohne dabei zig Trillionen Konfigurationen mitbedenken zu können; für Spieler selber ist die Hardware vergleichsweise günstig da subventioniert durch den Hersteller der über Zubehör und Spiele nachher verdienen will .... so weit so gut, allerdings haben Konsolen nunmal einen recht langen Lebenszyklus, um die Subventionen wieder reinzuholen und möglichst viel Gewinn anschliessend einzufahren, zu dem Zeitpunkt wo die Dinger aber für Sony und M$ profitabel wurden, waren sie bereits technisch hoffnungslos veraltet, und das ist nun auch schon das ein oder andere Jährchen her. Inzwischen schränkt die im Vergleich zum PC natürlicherweise stagnierende Leistung die Entwickler einfach nur noch ein, 256 MB RAM und 256 MB VRAM (PS3), respektive 512 MB shared RAM/VRAM sind in der heutigen Zeit einfach unzeitgemäss, selbst Smartphones kommen schon mit mehr daher, während auf dem PC so langsam 8 GB RAM und mehr als 2 GB VRAM salonfähig werden - da würde ich mir als Entwickler auch so langsam verarscht vorkommen, da gibt es so schöne neue Rendertechniken (die abseits von der Leistung auch gar nicht technisch möglich sind, mangels entsprechender aktueller Shader), und man kann sie nicht wirklich einbauen, maximal nachher beim PC-Port kosmetisch noch ein bischen was reinwurschteln, das wars.
Dass dieser Zyklus nun endlich durchbrochen werden kann liegt primär an 2 Sachen: Erstens ist die Technik inzwischen soweit, dass ansprechende (also, nicht direkt Brechreiz erzeugender Pixelbrei) Optik mit recht wenig Aufwand erzeugt werden kann, potente Hardware bei den PC'lern ist vorhanden, ebenso wie inzwischen doch etliche SDKs die selbst Hobby-Entwicklern das Erstellen ansprechender Games in wenigen Monaten ermöglicht, wenn man also keinen AAA-Titel anbietet will sondern ein schönes Nischenspiel kommt man auch durchaus ohne dicke Budgets aus. Punkt 2 höngt indirekt damit zusammen: Digitale Distribution, hier vor allem Steam. Mit der DD fällt mit das grösste Risiko für Entwickler weg, da kein Publisher mehr vonnöten ist der die Spiele nachher teuer im Presswerk auf Silberlinge bringt, lagert, ausliefert und die Händler damit versorgt. Downloads kosten kein Geld, die Spieledateien werden auf Steams Contentserver aufgespielt und stehen dann dort zum Kauf bereit, und das ohne Lieferkosten. Von dieser doch recht grossen Hürde befreit können kleine und neue Entwickler mit schmalen Budgets ebenfalls ein grosses Publikum potentieller Käufer erreichen, was auch schon etliche Male in letzter Zeit geschehen ist, dabei reicht eine gute Idee meist für den Erfolg, wie man an Minecraft sehen kann (das zwar nicht über Steam verbreitet wird, dafür aber erst durch die Jungs von Valve und ihrem Blog bekannt wurde), denn die Mundpropaganda in den Spielernetzwerken erledigt anschliessend auch noch den Werbe-Part.
Indirekt hängen diese beiden Punkte auch noch zusammen, da - wie zu Letzt in einem Interview festgestellt - künftig nur noch AAA-Titel für Konsolen erstellt werden, da nur diese überhaupt noch erfolgreich sein können, da es einen gewissen Bombast erfordert um Spieler noch zum Kauf zu ermuntern. Diese Klippe kann - auch in den Konsolen-Downloadstores (wobei hier wieder die beschränkende Hardware greift) umschifft werden inzwischen, aber an der Stelle wird sich die Plattform durchsetzen, die die meiste Flexibilität für Entwickler und Spieler bietet, und das ist nun mal seit jeher der PC. Das Lustige an der ganzen Entwicklung ist aber, dass die kleineren Spiele die Leute wieder zum zocken auf dem PC ermuntern, diese also durchaus auch vermehrt wieder AAA-Titel für diesen kaufen könnten, da billiger als auf den Konsolen (50 vs 70 Schleifen) und man nutzt den PC ja eh schon wieder zum spielen. Wird ja immer behauptet, der PC sei tot oder liege im Sterben - tja, mag womöglich sein, aber wie vor allem wir Spieler wissen, gibts es NICHTS auf der Welt, das derart wiederstandsfähig und letztlich nicht tot zu kriegen ist wie ein verdammter Zombie, und als Vollblut-PC-Nerd wird mir bei dem Gedanken ganz warm ums Herz.