in deutschland hat man angst vor 600.000 wärmestrahlern, aber die EU will 2035 nur noch e-autos zulassen, die auch sehr, sehr, sehr, sehr viel strom benötigen für die ladung
Das akute Problem bei den elektrischen Heizgeräten ist die Gleichzeitigkeit und die mangelnde Regelung. Die französischen Atomfans stehen schon seit Jahren an kalten, klaren Wintertagen vor dem Kollaps und werden nur durch süddeutschen Solarstrom vor Stromabschaltungen gerettet, wenn alle Stromheizungen gleichzeitig am Limit arbeiten. Aber die hängen wenigstens, wie Wallboxen und Wärmepumpen, an eigenen Zuleitungen/Zählern, die sich gezielt abwerfen lassen. Die WEIT über 600000 Heizstrahlern und Heizlüftern, die allein für Deutschland befürchtet werden (
40% aller Haushalte wären knapp 20 Millionen und Berichten zu Folge kaufen viele Leute ein Gerät
pro Zimmer) werden dagegen an der normalen Haushaltssteckdose angeschlossen und dann bleibt nur noch die Möglichkeit, den Strom ganzer Stadtteile
längere Zeit auszuknipsen. Denn nach einem Not-Aus wegen Überlastung schalten die Deppen ihre Großverbraucher ja nicht ab. D.h. sobald der Strom wieder angeht hat man das gleiche Problem wie vorher.
Sowas habe ich im kleinen Maßstab schon auf mediteranten Campingplätzen erlebt: Hauptsicherung raus, 10 Minuten später setzt einer die neue ein, 10 Sekunden später ist die auch durchgeschmolzen eine halbe Stunde später (und vermutlich wirkungslosem Zureden bei diversen Nutzern von E-Kochplatten) wiederholt sich das Spiel.
Und das eine Woche lang, jeden zweiten Abend. Wir hätten uns mit unseren damaligen Benzinkochern scheckig gelacht, wäre da nicht die 50:50-Chance auf sauere Milch und geschmolzene Butter am nächsten Morgen gewesen. Genau dieses Folgeproblem droht auch uns in größerem Maßstab: Städtische Blackouts knipsen nicht nur Licht und Heizung aus, sondern auch die Kühlketten der Supermärkte.
Also im Moment rollt da eine wortwörtlich dumme Situation auf uns zu.
Langfristig... stehe ich der Situation auch kritisch gegenüber, aber nicht so kritisch wie du. Wir haben
bei Solarenergie ein Potenzial von loker 1,1 PWH/a, also rund 200% von dem was wir 2021 verbraucht haben. Wenn wir den gesamten bisherigen Diesel- und Benzinverbrauch gemäß der typischen Effizienzen von Verbrennern und Batterieautos auf Elektro umstellen, brauchen wir weitere 20%, also 120% insgesamt. Wärme ist mit 1,5 PWh/a auf den ersten Blick unlösbar, aber allein 0,8 PWh davon sind Heizung und Warmwasser, wo wir noch extremes Einsparpotenzial haben und den Rest durch Wärempumpen halbieren bis dritteln können. Blendet man den ganz großen Brocken Prozesswärme in der Industrie erstmal aus (0,5 PWh/a), könnte bereits die genannte Solarenergie knapp für Haushalte, Gewerbe, terrestrischen Verkehr und den bisherigen Stromverbrauch reichen. Dazu kommt noch Wind, den ich bislang gar nicht eingeplant habe. Für 0 fossile bis 2035 bei sonstigem business as usual reicht der zwar auch nicht, aber bis 2035 wird ja auch noch gar nicht die Umstellung der Industrie, des Luft- und des Wasserverkehrs geplant und mittelfristig wird man einen Teil davon schlicht in energiereichere Gebiete auslagern oder von dort importiern müssen.
Kurzfassung also: In der Summe sind die EU-Pläne machbar.
Trotzdem stimme ich dir zu, dass der aktuelle Fokus auf Wärmepumpen & Co eine enorme Ressourcenverschwendung ist. Denn zum einen sind wir meilenweit davon entfernt, dass genannte Solarpotenzial bis 2035 auch nur zu einem Bruchteil zu erschließen, haben also selbst in der Summe nicht den nötigen sauberen Strom. Und zum anderen brauchen Wärmepumpen ausgerechnet dann am meisten davon, wenn Solar wenig liefert. P2G-Gas zu verstromen um damit eine Wärmepumpe anzutreiben lohnt sich aber nur bei sehr gutem Wirkungsgrad/milden Temperaturen gegenüber einer direkten Heizung, in einer frostigen Winternacht ist das Energieverschwendung. Und in der Praxis wird gar kein sauberer Strom sein, sondern welcher aus Kohlekraftwerken, mit dem eine Wärmepumpe selbst im Best Case dreckiger als eine fossile Gasheizung ist. Im Worst Case sogar um den Faktor 3 bis 4.
Und einer der Gründe, warum wir weiterhin so dreckigen Strom im EU-Netz haben, ist der Mangel an Geld. Geld, dass stattdessen in Wärmepumpen und Batterieautos versenkt wurde, die auf Jahrzehnte hinaus nichts weiter als klimaschädliche Industriesubventionen und Geschenke für die Kohlelobby sind.
So ist der Energieverbrauch zwischen einen Verbrenner und E-Auto beim letzteren um ein vielfaches besser/geringer.
Nur wenn man die Betrachtung auf die letzten Schritte beschränkt und/oder ohne Speicherbedarf rechnet. Also mit Solarzellen, die beim Einstöpseln des Batterieautos aus dem nichts über der Ladesäule erscheinen und den gesamten Strombedarf decken. Bei Regen. Um Mitternacht.
Wenn man dagegen mit P2G anfängt, dann ist die Kette Gas -> stationäre Brennstoffzelle -> [Stromnetze] -> Schnelllader -> Akku -> Elektromotor -> Straße außerhalb des Stadtverkehrs ähnlich ineffizient oder sogar ineffizienter als Gas -> Gasverbrenner -> Straße oder Gas -> Brennstoffzellenauto -> Straße. Insbesondere wenn man das zusätzliche Gewicht und die zusätzliche Stirnfläche eines Batterieautos mit größerer Reichweite berücksichtigt. (Genaues Ergebnis hängt im Einzelfall natürlich von den Modellen ab. Ioniq gegen QS7 geht anders aus als Prius gegen E-Tron, aber das liegt nicht an den Antriebskonzepten)
Bedenke, je weniger Verbrenner gefahren werden ( = mehr E-Autos) desto weniger Treibstoff muss produziert und transportiert werden.
Diese gesparte Energie deckt dann nicht nur den benötigten Mehrbedarf an Ladestrom für E-Autos.
Der Energieaufwand für die Treibstoffverteilung ist winzig im Vergleich zum Treibstoffverbrauch selbst. Den darf man bei solchen Überschlagsrechnungen tatsächlichen vergessen. Einen CO2-technisch erwähnenswerten, aber auch nicht riesigen Anteil haben Raffinierung und Transport nach Europa, mit deren Einsparung man das deutsche Stromnetz aber ebensowenig entlasten kann wie mit dem Ersatz von Gas"transport" und "verarbeitung", weil das alles gar keine Lasten für das Stromnetz sind.
Zudem soll(t)en diese E-Autos einfach V2G-fähig sein und das Netz somit zusätzlich entlasten zu können statt zu belasten.
Für eine Netzentlastung brauchst du nicht nur V2G-fähige Autos, sondern vor allem V2G-fähige Parkplätze
überall und davon sind wir Lichtjahre respektive Billionen € entfernt.
(Wenn man sich auf diverse Schönfärberstudien zum schnellen Erfolg der Batteriemobilität berufen will, was ich grundsätzlich nicht mache, kommen noch das Problem der Akkugröße hinzu. Denn der von einigen herbeiphantasierte flächendeckende Einsatz von 90%-Fahrzeugen mit mini-Reichweiten lässt gar keinen Spielraum für eine Pufferwirkung via V2G)
Auch nicht vergessen...derzeit wird noch viel EE abgeregelt weil es keine Speichermöglichkeiten gibt. Elektrolyseure und auch V2G werden dringends benötigt.
Elektrolyseure für einen nenneswerten Teil der beschränkten Überkapazitäten, die wir haben, werden bereits gebaut. Z.B. in Schleswig-Holstein (das den Löwenanteil ausmachen dürfte) waren das letztes Jahr aber nur
1,8 TWh. Wir brauchen zu allererst VIEL mehr Kraftwerkskapazitäten, dann endlich ein paar brauchbare Trassen nicht nur innerhalb Deutschlands sondern auch für den großflächigen Ausgleich nach Skandinavien, auf die britischen Inseln und in den Mittelmeerraum. Wenn das erreicht ist stehen P2G für den saisonalen Ausgleich und den Industriebedarf auf der Wunschliste und erst danach macht es Sinn, einen weitere Überschuss in Batterieautos (egal ob mit oder ohne V2G) zu stecken.
Aber bei derzeitigen Ausbaugeschwindigkeit und mit paralleler Wärmewende wird das nicht vor 2060-2080 der Fall sein. Bis dahin sind Batterievehikel außerhalb von Innenstadt-Stop&Go (siehe ÖPNV) bestenfalls eine Verschwendung von Geld, das wir nicht haben, schlimmstenfalls Klimaschädlinge.
ÖPNV würde auch helfen, Energie zu sparen.
ÖPV würde bei so vielem helfen...
Aber das Geld für den Verkehrssketor wird in Batterieatuos versenkt.