ruyven_macaran
Trockeneisprofi (m/w)
Ich wollte damit aufgreifen, dass das Forschen in islamisch geprägten Ländern schwerer ist als in westlichen, oder teilst du meine Meinung nicht?
Wie gesagt - aufgrund der finanziellen Mittel: Ja.
Sozialwissenschaftler sind in totalitären Regimen allgemein eingeschränkt.
Aber aufgrund der Religion, die du als Unterscheidungskriterium verwendest: Nur sehr eingeschränkt. In der Stammzellforschung und Gentechnik könnte es da Probleme geben, aber in was für Konflikte sollte ein Metallurge mit irgendwelchen Religionen geraten? Zumal gerade die Hochschulen regelmäßig die am wenigsten religiösen Einrichtungen in den Ländern sind. (Siehe die von Studenten initierten Proteste im Iran, siehe das -jetzt afaik von der Politik verbotene- Kopftuchverbot an türkischen Unis,...)
Denn zum Forschen braucht es auch die Möglichkeit, seine Ergebnisse mit anderen zu teilen, zu erörtern, sie frei veröffentlichen zu können, alles Punkte, die nun mal in einigen Ländern schwerer umsetzbar sind.
Hätte ich noch nichts von gehört, dass es da Probleme gibt. (again: Wieso sollte es? Selbst der religiöseste Tyrann sollte es eher toll finden, wenn die wissenschaftlichen Leistungen seiner Elite international beeindrucken)
Würdest du eher in Nordkorea oder in Saudi Arabien studieren oder doch lieber hier in Deutschland?
Ich würde von den drei genannten definitiv am liebsten in Deutschland leben, das hat aber erstmal nichts mit dem Studium zu tun. Bezüglich letzterem dürften die Bedingungen in Nord Korea schlecht sein (wie alles andere auch), in Saudi Arabien weiß ichs nicht. Könnte mir vorstellen, dass man da (das nötige Bargeld vorrausgesetzt - vergleiche USA) durchaus was lernen kann.
(aber wie gesagt: Das Land würde ich trotzdem nicht mögen)
Und wirtschaftliche Interessen sind immer höher gestellt als die Rechte der Menschen in dem Land, mit dem Handel getrieben wird.
Deutschland hat Israel auch schon Kriegsmaschinerie geliefert, auch in dem Wissen, dass sie gegen die palästinensische Bevölkerung eingesetzt werden kann.
Nicht nur "ge"liefert, sondern auch "liefert" und "geschenkt".
Ich habe letztens einen Bundeswehr Offizier gesehen (OK in der Glotze), der sagte, dass wenn man afghanische Famlien besucht, man grundsätzlich mit den Männern reden muss, die Frauen sollten ignoriert werden. Wenn die Männer ihre Frauen mal schlagen sollten, muss das ebenfalls ignoriert werden, auch wenn man als deutscher Soldat natürlich anderer Auffassung ist, aber das Züchtigen ist in dem Land eine normale Maßnahme und allgemein anerkannt.
Islamisch davon ist:
Der Mann vertritt die Familie nach außen. (dafür hat die Frau bei familieninternen Dingen das Sagen. Eigentlich nicht viel anders, als in der klischeehaften deutschen Ehe, nur religiös zementiert
![Zwinker ;) ;)](/styles/ctec/images/smilies/zwinker4.gif)
Das Züchtigung in vielen Ländern akzeptiert ist (und auch in Deutschland von vielen befürwortet wird, gerade gegenüber Minderjähigen) führe ich allgemein auf eine bedenklich offene und altmodische Einstellung gegenüber körperlicher Gewalt zurück. (wie sie im sehr traditionell geprägten Afghanistan zu erwarten ist)
Da würde ich jetzt von einem nicht-pazifistischen Evangelikalen auch nichts anderes erwarten, wenn die Frau aus der Reihe tanzt.
Dass Demokratie nicht unbedingt die beste Staatsform ist, steht ja außer Frage, doch sie kann, im Gegensatz zur Diktatur, die Freiheit des Menschen und dessen Redefreiheit garantieren und das ist mir dann doch wichtiger als das Wahlverhalten der Bevölkerung oder die Tatsache, dass in Diktaturen angeblich der Diktator mit 98% der Stimmen in seinem Amt bestätigt wird.
Das wollte ich hier gar nicht diskturieren, mir ging es nur darum, dass jemand, der dem Westen gegenüber bereits kritisch eingestellt ist (z.B. weil er mal von ihm erobert und enteignet wurde, wobei die Mehrheit seiner Familie umkam - wie das in Ex-Kolonien ja durchaus keine Seltenheit ist), genug Anhaltspunkte findet, um die westliche Demokratie als ein verlogenes Gebilde wahrzunehmen, das seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird und in dem es der Bevölkerung letztlich schlechter geht als in seiner Vision eines perfekten islamischen Staates.
Ähnlich wie wir z.B. Anschläge ägyptischer Terroristen gegen Touristen an unserem Ideal eines offenen Deutschlands messen und nicht an brennenden Asylbewerberheimen. Und wenn z.B. die USA das offene Verhalten einiger Staaten gegenüber dem Iran kritisiert, dann ist die Menschenrechtssituation in Saudi Arabien sicherlich auch nicht der Anfang des Denkprozesses.
Aus solch fehlerhaften (durch Informationsmangel bzw. einseitige Quellen schnell verstärkten) Sichtweisen resultiert dann aber auch die Zielsetzung eines Individuums. Ein Westen, der sich als mordendes, alles vernichtendes unterdrückendes, jegliche Grundsätze der Ethik(=Religion in dem Fall) missachtendes, von geldgeilen Interessen gesteuertes Monstrum darstellen lässt ohne dass der geneigte Hassprediger irgend eine silbe erfinden/erlügen muss (geschicktes Weglassen reicht definitiv aus, um viele, viele Tage zu predigen), wird schlichtweg nicht als erstrebenswertes Vorbild wahrgenommen. Und jemand, der sich diesem teuflischen Etwas wiedersetzt (z.B. Ahmadinedschad), ist dann eben kein böser Diktator, sondern das letzte Bollwerk und Leute wie bin Laden sind Helden, denen man das Überleben der eigenen (="richtigen") Weltanschauung zu verdanken hat.
Wobei es mir sowieso völlig schleierhaft ist, wieso sich Menschen wegen des Glaubens die Köpfe einschlagen.![]()
Mir auch. Aber vermutlich ist der eine Grund so gut wie der andere, um andere Menschen dazu zu motivieren, sich gegenseitig die Köpfer einzuschlagen. Wieso sie überhaupt bereit dazu sind, ist ein weiteres, global zu beobachtendes Mysterium. Definitiv leichter zu erklären wäre, warum es immer jemanden gibt, der dieses Potential für seine Machtinteressen nutzen möchte.