interessante Fakten zum Gaza-Streifen:
2 Millionen Einwohner, 5000 Menschen pro qkm oder 5000 Menschen pro 10000qm,...
Ein km² besteht aus 1000000 m². Du hast mit 10000 m² wären ein ha. Entsprechend ergibt sich die 100 fache Fläche pro Nase. (Was aber immer noch sehr wenig ist und selbst bei besten statt schlechtesten Bodenbedingungen bedeuten würde, dass der Gazastreifen unmöglich eine brauchbare Landwirtschaft hervorbringen könnte. Und er hat auch keine Rohstoffe, keinen Zugang zu Fischgründen, keine Möglichkeiten für den Warenaustausch, den größere Produktion oder Handel auf Basis von/mit externen Gütern erfordern würde und auch keine Energiequellen, die als Grundlage für moderne Wissens-/digitale Dienstleistungen nötigt wären.)
Voll gemein von Israel sich Luftschutzkeller und den Iron Dome anzuschaffen, während die Hamas nur Stellungen in Wohngebieten hat /s
Das nicht. Aber die isrealische Selbstdarstellung mit "gerechtfertigten Gegenschlägen" enbehrt ihrer Grundlage, wenn man selbst in weitestgehender Sicherheit sitzt, während man der Gegenseite sogar Bautmaterialien für den Ersatz zahlreicher zerstörter Wohnungen geschweigen denn für Schutzbauten verweigert. Israel hat in dem Konflikt einen normen Spielraum an Nicht-Handlungsmöglichkeiten, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, haut aber jedesmal nach dem Motto "Auge um 100 Augen, Leben um 10 Leben" "zurück", was neben den Landnahmen der maßgebliche Grund für die Eskalation des Hasses ist.
Ehrlich gesagt nicht. Man hat mir woanders zu dem Thema noch diese Lektüre empfohlen:
https://jerusaleminstitute.org.il/wp-content/uploads/2019/06/PUB_sheikhjarrah_eng.pdf
Aber die Muse hatte ich noch nicht.
Ist mit in seiner Gesamtheit, die weit über die gestellte Frage hinaus geht, auch zu viel. Aber ich habe Kapitel 4 mal gelesen, in dem es um den rechtlichen Stand der aktuellen Bewohner geht. Da wird die Zweifelhaftigkeit der 82er Rechtssprechung bestätigt:
"The residents’ submissions to the court claimed, among other things, that the agreement was made “by mistake, deceit, and misdirection” and had not been approved by some of the families. They further claimed that Attorney Tussia-Cohen accepted the agreement because he was not aware of key facts of the matter."
Scheinbar sind die Palästinenser sogar auf juristischem Wege gegen die angebliche "Vereinbarung" vorgegangen, wurden aber abgeblockt:
"The petitions of some of the Palestinian tenants to declare the negotiated agreement null and void were also denied."
Selbst die Besitzerverhältnisse als solche wurden offensichtlich unter kompletter Missachtung der palästinensischen Seite festgelegt:
"These proceedings concluded in September 1972 and ownership of the properties was transferred within the Land Registry. [von Jordanien an Anspruch erhebene Israelis] According to the attorney representing the families who live there, the registration took place without any announcement, without notification to the families, and in an improper manner."
Ich will keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber die Indizien passen gut in diverse andere isrealische Gerichtsurteile zu Besitzansprüchen von Siedlern: Ein israelischer Jude erhebt in Israel Anspruch auf ein Stück Palästina auf der Grundlage isrealischer Gesetze, die nahezu jede Form jüdischer Ansprüche aus beliebiger Vergangenheit akzeptieren, solange irgend eine Form von Nachweis besteht, aber nahezu jede Form palästinensicher Ansprüche ausschließen und Beweise z.B. aus ottomanischer Zeit ablehnen. Der Anspruch wird dann vor einem israelischen Gericht verhandelt, wobei die palästinensische Seite bestenfalls mit einem von Isreal gewählten Pflichtverteidiger vertreten ist und im Zweifel wird für die jüdische Partei entschieden. Je nach Klarheit der Lage aus israelischer Sicht oder Zugangsmöglichkeiten der Palästinenser zu israelischen Gerichten wird die palästinenische Seite nicht einmal angehört. Sie erfährt nur am Ende, zum Teil aus heiterem Himmel, dass ihnen "ihr" Besitz komplett aberkannt wird und sie ausziehen müssen.
Zwar gibt es für jeden einzelnen dieser Schritte irgendwo eine gewisse (oft aber sehr gedehnte) Rechtfertigung, aber die Schlüsselelemten stützen sich immer auf vergangenes Kriegsgeschehen. Zumindest das ist im vorliegenden Fall auch unstrittig. Für die Palästinenser steht dann also überspitzt zusammgenfasst die Anweisung: "Juden haben den Krieg gewonnen, Araber haben ihn verloren, also verpisst euch. Das ist jetzt unser Land." Abgesehen von mangelnder Rechtsstaatlichkeit und der quasi immer vorgenommen Verknüpfung zwischen Staatlichkeit, Religion und Rechten, die die politische Diskriminierung um eine rassistische Komponente erweitern, haben diese Urteile ein ganz großes Problem: Sie schreiben einen Kriegszustand fort.
Die 80er Annexion Ostjerusalems wurde nicht nur international, sondern auch von den Palästinensern nie anerkannt. Ebensowenig haben die Einwohner Ostjerusalems im 6-Tage-Krieg kapituliert (sie waren so unbedeutend, dass niemand auch nur nachgefragt hat). Die juristische mit moralische Sicht der Palästinenser auf die Situation ist also ein fortwährender Besatzungszustand, in dem nur die Kämpfe eingeschlafen sind, solange keine von beiden Seiten am Status Quo rüttelt. Genau das macht Israel aber mit der Durchsetzung von Besitzansprüchen, die sich auf die Annexion gründen. Und wo man einen Krieg wieder aufleben lässt, sterben dann Menschen, denn nicht jeder unterwirft sich bereitwillig unter etwas, das aus seiner Sicht eine fremde Militärdiktatur ist. Und da es eben keine Einzelfälle sind, sondern viele Palästinenser potentiell betroffen sind, kommt es zu einer großflächigen Solidarisierung, also einem israelisch-palästinensischem Krieg statt einem Konflikt mit Einzelpersonen.
Auch ein interessanter Einwand im Link, der meine nächste Frage gewesen wäre, falls die Besitzansprüche von palästinensischer Seite irgendwann mal anerkannt worden wären:
"It is not clear whether the fact that the original property, which had been vacant, underwent renovations implemented by the Jordanian government, including construction and connection to infrastructures, was taken into account."
Da die heute dort stehenden Immobilien 73 Jahre lang von Palästinensern erhalten, modernisiert und zum Teil sogar aus- und neugebaut wurden, müssten etwaige Mietansprüche gegen die erbrachte Arbeits- und Erhaltungsleistung aufgerechnet werden, wobei der enorme Aufwand für Zugang zu Baumaterialien in den von Israel abzuschottenden Gebieten zu berücksichtigen ist. In Deutschland hat man gegebenenfalls zusätzlich Ansprüche auf Entschädigung für Investitionen, die man bei einem erzwungen Auszug nicht mehr mitnehmen kann. (Einbauküche,...)
Worauf man vielleicht noch einmal hinweisen sollte, da das in den Nachrichten immer weiter verkürzt wurde, und was in dem verlinkten PDF gut zusammgenfasst wurde:
Die heute in den Häusern lebenden Palästinenser haben dort niemanden vertrieben und sich auch nichts angeeignet. Und die auf Räumung pochenden Israelis wurden nie enteignet. Bei der aktiven Partei auf isrealischer Seite handelt es sich um ein jüdisches Projekt, dass 500 Palästinenser Zwangsräumen will, um auf dem palästinensischen Land 200 Wohnung für Israelis bauen lassen will (was erfahrungsgemäß weitere Auswirkungen auf umgebende Quartiere hat). Zu dem Zweck haben sie zahlreiche Besitzansprüche aufgekauft, viele davon indirekt, die im vorliegenden Fall auf Familien zurückgehen, die 1948 aus Ostjerusalem geflohen sind. Die von denen verlassenen Häuser wurden danach vom jordanischen Staat verwaltet (bei dem meinem Wissen nach kein Isreali seine Ansprüche geltend zu machen versucht hätte - wäre zugegebenermaßen auch schwierig gewesen) und der hat sie dann palästinensische Familien verpachtet, die ihrerseits aus Israel geflohen sind und dort ihren Besitz verloren haben. (Auf den sie Anspruch zu erheben versucht haben und bis heute versuchen, was Israel aber egal ist.)
Das heißt es geht hier eigentlich um eine Enteignung von Israelis durch (Trans-)Jordanien im Rahmen (trans-)jordanischer Eroberungen, die als Ausgleich für israelische Enteignungen und darauf sollen jetzt in Folge israelischer Eroberungen Enteignungen von Palästinensern zugunseten anderer Israelis folgen.
Wenn ich mal eine Netto-Gesamtbilanz für "Nach der Räumung" aufziehe...
Israel: Hat mehrfach Land hinzu gewonnen ++
Palästina: Hat mehrfach Land verloren --
Isrealis A: Haben den alten Grund und Boden von Palästinensern erhalten +
Israelis B: Haben ihren Grund und Boden verloren, dafür aber von Israelis C einen Kaufpreis erhalten. ±0
Israelis C: Haben Grund und Boden erhalten, dafür aber einen Kaufpreis bezahlt. ±0
Palästinenser: Haben einmal Grund und Boden erhalten, aber zweimal Grund und Boden verloren (einmal im heutigen Israel, einmal in Ostjerusalem). Und mussten zweimal ihren Hausstand aufgeben. --
Jordanien: Hat Land gewonnen und dann wieder verloren ±0
("Eroberung" ist dabei aus jeweils anderen Gründen in Anführungszeichen zu lesen. Transjordanien entstand seinerseits aus britischem Mandatsgebiet, hatte also vor Ende des Mandats gar keine endgültige Grenze, über die hinaus es etwas hätte erobern können. Und die geplanten Grenzen hat niemand in der Gegend auch nur eine Sekunde lang eingehalten. Der Krieg nach britischem Abzug war ein "Grab as much as you can", aus dem Israel als größter Gewinner hervorging, aber Transjordanien eben Ostjerusalem mitnimm. Und die spätere Revidierung im Rahmen des 6-Tage-Krieges war eben auch relativ, da hier Israel die militärische Kontrolle Jordaniens zurückschlug, aber in einem Gebiet, dass irgendwann mal Palästinensern zugesprochen worden und seit Jahrhunderten von denen bewohnt war, also nur bedingt "von Jordanien" erobert werden konnte.)