Du implizierst, dass Juden keine Antisemiten sein können.
Es kommt darauf an wie man diese Bezeichnung definiert.
Ich bin definitiv kritisch ggü. der heutigen inflationären und bedeutungsveränderten Verwendung des Termes Antisemitismus.
Hier werden nämlich drei verschiedene mögliche Anti-Bezeichnungen zu einem zusammengefasst: Antijudaismus, Antizionismus und Antisemitismus.
Der Begriff Antisemitismus ist in seiner heutigen Verwendung einfach nur ungenau und unkosequent. Araber sind ethnologisch und linguistisch Semiten. Wieso werden dann Menschen, die Araber oder den Islam verabscheuen, nicht auch als antisemitisch bezeichnet?
Okay, das Gegenargument hierzu lautet wahrscheinlich: Antisemitismus wird nach heutigem Verständnis nur für die Ablehnung von Juden/Israel verwendet.
Gut, und orthodoxe Juden, die aus Glaubensgründen den Staat Israel ablehnen, sind demnach also antisemitisch?
In anderen Worten: Menschen, die sich selber als Juden identifizieren und das Judentum akribisch befolgen, sind demnach gegen ihre eigene Religion und seine Anhänger, weil ihre eigene Religion ihnen verbietet einen Staat zu haben. Klingt sehr schizophren. Sehen die orthodoxen Juden aber nicht so. Diese Leute bezeichnen sich selber antizionistisch.
Wie nennt man denn dann jemanden, der weder gegen das Judentum und ihre Anhänger, noch gegen den Staat Israel und Israeliten aber einzig und allein gegen die Praxis der Vertreibung einer Minderheit durch illegale Inbesitznahme ihrer Güter ist?
Ich bin gespannt.