Google Books: Bücher und andere Werke dürfen nicht ungefragt digitalisiert werden
Hört sich ja erstmal gut an, der Krake Google wird einhalt geboten... Es gibt aber ein großes ABER und es ist sehr schwer, vollständige Informationen zu bekommen. Irgendwie hat niemand in den klassischen Medien Interesse daran, komplett über Google-Books zu informieren, dieses schließt auch die PCGH mit ein.
Also mal ein ganz kurzer Abriss. Googles Plan sieht wie folgt aus:
Schritt 1: Möglichst viele Bücher, am liebsten komplette Bibliotheken digitalisieren und in den Index aufnehmen. Dieses ermöglicht eine Googlesuche über den Inhalt von Millionen von Büchern. Das kann keine Stadt-, Uni-, National- oder sonstwas Bibliothek leisten. Ein unglaublicher Fortschritt für die Wissenschaft. Ein gigantischer Index des menschlichen Wissens, der weiter wächst. Das auch Trivialliteratur digitalisiert wird ist nur demokratisch, wer will die Trennlinie ziehen?
Schritt 2: Wenn Bücher, die indexiert sind, nicht mehr verfügbar sind, will Google diese als Print-on-demand anbieten. Also noch mal: Bücher, die nirgendswo mehr zu bekommen sind, können bei Google bestellt werden. Dafür will Google Geld nehmen, dass - mein letzter Kenntnisstand - 1/3 für den Autor und 2/3 für Google aufgeteilt werden. Google macht immerhin die Dienstleistung "Druck".
Warum wird darum so ein Theater gemacht? Das aktuelle Urheberrecht ist pervertiert und zu einem Leistungsschutzrecht der Verlage gekommen. Die Verlage sind ernsthaft der Meinung, ein Monopol auf Wissen zu haben. Wenn der Verlag der Meinung ist, das Wissen müsse nicht mehr verfügbar sein (der Buch ist nicht mehr bestellbar), sei das Naturgesetzt und müsse auf ewig so bleiben.
Wissen, Erkenntnis, Meinung ist aber nicht monopolisierbar sondern muß der gesamten Menschheit zur Verfügung stehen. Nicht zeitlich befristet. Google will hier einen ersten Schritt gehen. Ein Beispiel aus einem anderen Bereich: Pharmakonzerne monopolisieren Medikamente und verkaufen sie zu restlos überhöhten Preisen. Dieses ist derzeit durch das Patentrecht gedeckt. In der dritten Welt gibt es immer mehr Bewegungen, diese Medikamente "schwarz" herzustellen, um auch den armen der Welt Zugang zu modernen Medikamenten zu ermöglichen. Die Pharmaindustrie versucht derzeit noch, dieses durch Vereinbarungen mit einzelnen Staaten zu verhindern nach dem Motto "wir geben es Dir wirklich billig, wenn Du verhinderst, das unser Medikament bei Dir nachgebaut wird". Der Dammbruch ist aber schon erfolgt.
Das Urheberrecht, dass wir heute haben, ist nicht mehr zeitgemäß. Nicht der Urheber profitiert vom Schutz sondern multinationale Konzerne, die nur am Shareholder Value interessiert sind. Newton, DaVinci, Gallileo, Röntgen, Turing und sehr viele mehr würden das sicherlich ander sehen. Der Bereich der immateriellen Wirtschaftsgüter bedarf dringend weltweiter Diskussion.