Die Allgemeinheit bezahlt es ja nicht. Man bezahlt ja für gewöhnlich mehr Steuern, wo man sich einen Teil zurückholt.
Nach deiner "Belohnendefintion" werden auch Arbeitslos und Sozialhilfeempfänger belohnt, ohne mehr Steuern zu bezahlen als zu bekommen.
Ich sage nicht "belohnen", denn das wäre ein aktive Entscheidung des Gebenden, sondern "profitieren" bzw. abkassieren, also eine aktive Entscheidung dessen, der nimmt. Und ja: Natürlich machen das auch Hilfeempfänger. Wird ihnen ja oft genug vorgeworfen. Allerdings machen die das nicht freiwillig, sondern in Ermangelung anderer Möglichkeiten. Du dagegen könntest jederzeit näher an deinen Arbeitsplatz ziehen, entscheidest dich aber aus freiem Willen dagegen, weil die Gesamtbilanz inkl. Pendlerpauschale für dich im jetzigen Zustand attraktiver ist. Individuell ist diese Entscheidung nachvollziehbar, aber volkswirtschaftlich, ökologisch und vor allem klimatologisch ist sie eine Katastrophe. Von daher sag ich ganz klar: Lasst mal sehen, ob die Leute sich immer noch so entscheiden, wenn der Liter 2,50 € kostet und die Pendlerpauschale wegfällt.
Ich will niemandem etwas verbieten, aber gemäß kapitalistischer Logik ist es wichtig, dass Dinge die insgesamt teuer sind (und Pendeln kostet die Gesellschaft sehr viel) auch für denjenigen teuer sind, der die Entscheidung fällt (in dem Fall also du). Denn der entscheidet eben nur nach den ihn direkt betreffenden Faktoren und wenn die durch Subventionen verfälscht sind, wird er nicht die insgesamt beste Entscheidung fällen.
Ok, so klingt es schon ganz anders. Einen Faktor hast du aber noch vergessen, für die reine Nahrungsmittelerzeugung sind heute nur noch eine Handvoll Leute nötig, viele Pendler machen das Dorfleben aber attraktiver für die für die Nahrungsmittelerzeugung benötigten Menschen. Alleine schon Breitbandausbau, ein 100 Seelendorf hat immer noch Probleme schnelles Internet zu bekommen. Und auch ein junger Bauer will auf sowas nicht mehr verzichten. Lebenswert wird das Dorf erst ab einer gewissen Einwohnerzahl. Wenn das Dorf nur noch die Enklave für Fleisch und Getreide ist will da auch niemand mehr wohnen.
Also Pendler als Entertainment für Bauern? Sorry, aber ich glaube da brauchen wir nicht annährend so viele wie heute. Und für das bislang investierte Ressourcen kann ich jeden Agramitarbeiter viermal die Woche ins die nächste Innenstadt fahren (Begleitung nach Wahl inkusive) und das ganze ist immer noch billiger und umweltschonender als der heutige Zustand.
Bezüglich Internet im 100 Seelendorf: Normalerweise sind die Wohnkosten da um den Faktor 2 bis 10 niedriger als in der Stadt. Wer in der Größenordnung von 5-10 Riesen pro Jahr extra zur Verfügung hat, kann sich schon lange schnelleres Internet bestellen. Nur diese "alles aber billig" Mentalität geht halt nicht auf die ganzen Vorzüge des Landlebens sind schon ein verdammt großer Teil von "alles". Internet jenseits einer zum surfen ausreichenden Geschwindigkeit (5-10 MBit) erachte ich dagegen persönlich als ziemlich kleinen Faktor. 4K Netflix ist defintiv das wichtigste Menschenrecht und Sat-TV kann man auf dem Land sogar besser empfangen als in der Stadt.
Ich würde das nicht als normal darstellen, das sind einfach gewachsene Probleme. In Wofsburg wird ständig gebaut und erweitert.
Aber nur das Werk, nicht die Wohnungen. Und währenddessen baut VW andernorts Stellen ab oder plant das zumindest. Das rechnet sich nur für die, weil sie es können. Müssten sie in Wolfsburg 20% mehr zahlen, weil wegen der Wohnungssituation da eigentlich niemand hinzieht, würden die Prozesse ganz anders aussehen. Stattdessen bezahlt der Staat (und das bei weitem nicht nur im Falle VWs) das Pendeln (und teilweise den Ausbau oder zumindest dessen direkte Umweltschäden) an Standort A, die Bewältigung des Verkehrsaufkommens an Standort A, die Arbeitslosen an (Ex-)Standort B und die Ansiedlung von irgendwas neuem an (Ex-)Standort B. Was soll dieser Scheiß auf Steuerzahlerkosten?
Wäre auch wieder nur die Keule, Klimaschutz durch Strafzahlung. Aber wahrscheinlich funktioniert es anders nicht.
Wer noch einen Vorschlag hat, der nicht bereits in den letzten 30 Jahren gemacht wurde, möge vortreten. Ich kenne nur noch die Schritte, die bislang unterlassen wurden, weil sie weh tun. Lässt man die weiterhin bleiben, wird sich weiterhin nicht nichts tun. Geht man sie endlich, erreicht man vielleicht auch mal was. Und fest steht eins: Stillstand ist unter sich ändernden Bedingungen keine Lösung. Deutschland, konkret die CDU und ihre Wähler, hat es bereits verspielt, dass wir der weltführende Hersteller für sämtliche EEs sind. Die im Gegenzug gepuschten Kohlekraftwerke und Verbrennerhersteller werden aber in den nächsten Jahrzehnten keine Rechnungen mehr bezahlen und das nach Russland und Saudi Arabien überwiesene Geld ist nicht nur weg, sondern belastet uns mit erheblichen Folgekosten bei Außenpolitik und Flüchtlingen. Gleiches gilt für die Weiterführung schädlicher Industriezweige in China unter Belassung der meisten Gewinne dort. Konservativismus funktioniert nur, wenn alle den Status Quo erhalten wollen und weder sind die bisherigen Verlierer dazu bereit noch die überlastete Natur dazu fähig. Es muss sich etwas ändern und nach dem wir den "man kann vieles erhalten" Punkt vor 20-30 Jahren verpennt haben, sind wir jetzt kurz davor die "man kann den grundlegenden Wandel wenigstens steuern" Grenze zu überschießen.
Jetzt haben wir ja so einige Probleme lokalisiert. Aber wie sehen mögliche Lösungen aus?
Homeoffice ist garantiert ein verdammt gutes Mittel, meine Frau sitzt seit 15 Monaten im Homeoffice und hat damit locker 20.000km Individualverkehr gespart. Das sollte man beibehalten! Wobei ich hier gegen staatliche Unterstützung bin, man spart so viel Lebenszeit und Kosten (Benzin, Verschleiß) dass man den Strom für den Laptop wohl als Gegenwert selbst zahlen kann.
Hätte man die Kosten für Mobiliät schon in den 90ern eingepreist, hätte man das längst als Standard gehabt. Systemisch betrachtet kostet ein ins-Büro-Pendler soviel wie zwei Home-Officler. Selbst wer zu den Deppen gehört, die denken, dass letztere den halben Tag Däumchen drehen, wäre längst zu dem Schuss gekommen, dass Remote-Arbeit die bessere Idee wo immer möglich ist - wenn er denn die gesamte Gleichung an auf dem Tisch gehabt hätte. Stattdessen haben wir die halbe Rechnung an den Staat geschickt und machen das immer noch, geben dem Staat aber umgekehrt nicht die Hälfte des Mitspracherechts. So kann das nicht funktionieren, wenn man Sozialismus für Kosten und Kaptialismus für Gewinne und Kontrolle predigt.
Für den Bandarbeiter geht das aber nicht, hier hab ich keinen sinnvollen Ansatz.
Energieerzeugung? Mehr Windkraft, mehr Photovoltaik? Ja, da wo es geht sollte man die Technik weitestgehend nutzen. Einzig es fehlt am Speicher.
Wir nähern uns langsam der Grenze, wo es an Speichern fehlt, aber wir sind noch lange nicht da. Und wir haben einiges an Speicherkonzepten, darunter sogar viele die politisch-populistische Entscheidungen der letzten Jahre auf den Kopf stellen, aber solange Energie spottbillig bleibt, interessieren sich nur unterfinanzierte Grundlagenforscher dafür.
Abfall? Weg von der Wegwerfgesellschaft, weg vom Plastikmüll.
Wohnen? Wie das Haus heizen? Wärmepumpe ist eine mögliche Technologie aber nicht jeder Altbau lässt sich damit ausrüsten, zumal es dafür auch Strom bedarf.
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Wir haben seit 30 Jahren alltagstaugliche Passivhäuser, energiesparende Bauten 20-30 Jahre länger und in Deutschland im Schnitt 50 Jahre alte Wohngebäude. Das heißt eigentlich sollte mindestens ein Viertel unserer Gebäude gar keine Heizenergie brauchen, weitere 25% wenig von Beginn an und mindestens nochmal ein Viertel sollte auf einen von beiden Standards nachgerüstet worden sein sollen. Das wir aber nicht über 25% Restaltbauten, sondern eher über 90% aller Gebäude reden zeigen aber: Es ist gar nichts getan worden. Und mit jedem Tag, den wir darauf warten, dass es "eine" Lösung für "alles" gibt, ehe wir anfangen da etwas zu tun, wo die Lösungsmöglichkeiten auf der Hand liegen, verschwenden wir mehr fossile Brennstoffe.
Ich selbst wohne in einem Gebäude, dessen Fassade vermutlich sogar unter Denkmalschutz steht (oder stehen sollte), aber auch hier könnte man die benötigte Heizenergie durch Vakuumisolierung an den ohnehin verputzten (oder putzbedürftigen...) Wänden deutlich reduzieren, die Scheiben austauschen und die Rahmen entweder gleich mit oder, wenn man sie erhalten will (qualitativ echt saubere Arbeit) mit ein paar zusätzlichen Dichtungen und von außen mit einem isolierenden Keil in der Fensternische abdecken. Dachboden und Keller noch abdichten, schon blieben als einziger Nachteil gegenüber einem Neubau die hohen Decken (im Sommer ein Segen - und mit entsprechenden Möbeln eine Netto-Reduktion der nötigen Wohnfläche) sowie eben besagte Fassade. Selbige ist aber auch locker 80 cm dick und isoliert somit gar nicht mal so schlecht. Für den Rest kann man entweder eine benachbarte, ohnehin asphaltierte Fläche mit einer Erdwärmesonde + Wärmepumpe unterbauen oder alternativ den recht großen, von der Straße nicht einsehbaren Südgiebel mit Solarthermie zupflastern (wobei diese Fläche natürlich für Photovoltaik wertvoller ist). Leitungen passen entweder noch in die vorhandenen Schächte, da hier sowieso nichts in Wänden verlegt wurde, in die nicht mehr benötigten Kamine oder können an der verwinkelten Rückseite außen am Haus entlanggelegt werden. Noch ein Bisschen extra was auf die nach Osten offenen Flächen zur (morgendlichen) Warmwasserbereitung und der Bedarf der Mitparteien an externer thermischer energie wäre auf nahe null reduziert, obwohl hier von einem Innenstadt-Altbau, also praktisch dem Worst Case der energetischen Sanierung sprechen.
Aber: Nicht einmal ich Altöko würde das meinem Vermieter vorschlagen. Weil ich trotz 100% Biogas derzeit nur 1100 € im Jahr für Wärme inklusive Herd und Warmwasser zahle, so ein Komplettausbau aber wegen der immensen Abgaben, die Deutschland auf Arbeit erhebt, vermutlich zu Umlagen von 5000 bis 10000 € im Jahr führen würde, wenn nicht mehr.
Gelten aber leider als Zumutbar und je nach Region/Lage, können es sogar über 2,5h sein. Ebenso die Vermittlung im gesamten Bundesgebiet, inkl. Städte wie Berlin, Hamburg, München, wo die Lage am Wohnungsmarkt ohnehin schon katastrophal ist.
Wer sich darüber echaufiert, z.B. allein die Fahrtkosten und verplemperte Zeit die man hat, wird damit abgespeist, dass er ja die Pendlerpauschale in Anspruch nehmen kann. Wenn das nicht überzeugend genug ist, kommt der "sanfte" Druck durchs Amt, jede zumutbare Beschäftigung anzunehmen, selbst wenn das was man da verdient nicht zum Leben reicht. Man kann ja schließlich aufstocken und damit seinen Beitrag zur Subventionierung von Bumsbuden leisten.
Keine Pendlerpauschale mehr, kein Argument mehr
. Aber die Grenzen müssen allgemein runter. Drastisch. Die bescheuerte Idee, dass jemand aus einer schlechten Stelle heraus bessere Chancen hat, wenn er sich auf eine gute bewirbt, hat zwar leider tatsächlich ein entsprechendes Gegenstück in den Köpfen unfähiger Personaler. Aber jemand, der 12+ Stunden am Tag wegen (s)einem (Scheiß) Job unterwegs ist, bewirbt sich gar nicht mehr, weil er nicht mehr dazu kommt.
Aber mit solche Spielerchen "schützt" man Deutschlands Wirtschaft, Betriebe und
Wohlstand sowie den - O-Ton Schröder - größten und besten Niedriglohnsektor Europas.
Auch wenn ich Schröder nicht mag, aber mit seinem Blick auf den Niedriglohnsektor hatte er einfach recht und auch entsprechend ein paar Weichen richtig gestellt (später haben andere Prellböcke auf diese Gleise gepflanzt). Immer mehr klassische Mittelbauarbeitsplätze lassen sich automatisieren. Was bleibt sind hochqualifizierte, gut bezahlte Arbeitsplätze, die aber weder vom Bedarf noch von der Qualifikation her jemals alle oder auch nur die Mehrheit der Menschen versorgen können, und der Billiglohnsektor für all die Aufgaben, für die man eigentlich gar nichts können muss und die nur deswegen keiner Maschine überlassen werden, weil man subjektiv lieber mit einem Menschen in der jeweiligen Position interagieren will oder weil es schlicht zu teuer wäre, eine Maschine hinreichend flexibel zu machen. Diese Jobs werden aber nie gut bezahlt sein. Was es somit braucht, und da war HartzIV ein Schritt in die richtige Richtung: Ein System, in dem man von der schlechten Arbeit trotzdem akzeptabel leben kann.
Die drastische Reduzierung der zumutbaren Entfernung hat damit nicht einmal etwas zu tun. Die fordere ich nur, weil bislang Düsseldorfer zum putzen in Bochum und gleichzeitig Bochumer zu putzen in Düsseldorf gezwungen werden. Das tut zwar was für die Völkerverständigung, ist aber ökonomischer und ökogloischer Wahnsinn. Aber unabhängig davon müssen wir es normalisieren, dass schlechtbezahlte Jobs aufgestockt werden. Wir brauchen 1-2 weitere Anrechnungensstufen mit deutlich niedrigerem Ansatz, z.B. 25% Anrechnung von 300 bis 600 und 50% von 600 bis 900 € statt bislang 80% ab 400 €, und parallel eine Abschaffung von Zwangsmaßnahmen (aber weiterhin das Angebot von Weiterbildung) für alle ab ~800 € eigenes Einkommen. Das sind sehr wenige Änderungen am Gesamtsystem "Hartz IV", aber sie würden Niedriglöhnern ein brauchbares Leben erlauben und die Tür zu höherem aufhalten.
Aber heute wird Wahlkampf ja nur noch mit "abschaffen" gemacht, ohne ein Fünkchen verstand dafür, was eigentlich schlecht und was gut ist geschweige denn, was danach kommen soll.