Breitband-Ausbau: Auf dem Land gibt es fast nur langsames Internet

Ich kann mich nur wiederholen, Deutschland braucht ein unabhängiges Konsortium, das von der Regierung koordiniert wird. Der Flickenteppich am Breitbandausbau ist schrecklich. Das schlimmste sind aber die Milliarden an Steuergeldern, die bevorzugt an die Telekom ausgeschüttet werden, damit der FTTH Ausbau voran kommt.
Leider passiert mit dem Geld nichts!
In den 80er Jahren wurde mit weniger Geld in weniger Zeit, halb Deutschland mit Kabelfernsehen ausgebaut. Seit 1995 wird von unterschiedlichsten Unternehmen Breitband Internet verkauft, über eine Infrastruktur, die bereits 80 Jahre alt ist. (gedrilltes zweidraht Kupferkabel). Jedweder Ausbau an Infrastruktur, endete mit der Privatisierung der Post in die Telekom.

Hier einige Fakten:
1982 - Beginn Ausbau, mit 0,5 Milliarden DM Steuergeldern ( Deutsche Post ) - 300.000 Haushalte angeschlossen
1983 - Ausbau, mit Jährlich 1 Milliarde DM Steuergeldern ( Deutsche Post ) bis 1989
1990 - Ausbau, mit Jährlich 1,5 Milliarden DM Steuergeldern ( Deutsche Post )
1995 - 15,8 Millionen Nutzer von Kabelanschlüssen; die Kabeldichte lag damit bundesweit bei 65,3 Prozent.
1997 - STOP des Ausbaus wegen Privatisierung der Post.
1997 - Einleitung Verkauf des Kabelnetzes, wegen Monopolbildung, zieht sich bis 2000.
2000 - Telekom verkauft Kabelnetz für c.a. 30 Milliarden DM, damit sollten Investitionen und Übernahmen in anderen Sparten finanzieren werden.
2021 - 22 Millionen Nutzer von Kabelanschlüssen; die Kabeldichte lag damit bundesweit bei 70 Prozent.

Ich komme hier auf insgesamt Kosten von 14,5 Milliarden DM (7,25 Milliarden Euro) um 70% (22 Millionen Nutzer) aller Haushalte mit einem Kabel zu versorgen! In einem Zeitraum von c.a. 15 Jahren.


TELEKOMFÖRDERUNG ( und andere ):
2015 bis 2021 - Steuergeldförderung Breitbandausbau 7,1 Milliarden Euro für 2,5 Millionen Anschlüsse.
2021 bis 2025 - Steuergeldförderung Breitbandausbau 10-12 Milliarden Euro für "flächendeckende" Versorgung.

Die Effizienz hat sich seit der Privatisierung, um den Faktor 10 verschlechtert.
Und die größte Frage dürfte wohl sein, was genau ist mit den 15 Milliarden Euro passiert 2000 aus dem Verkauf des Kabelnetzes.

Nun ja, ich halte wie das mit dem Ausbau auf dem Land läuft auch für viel zu langsam und das könnte sicherlich besser geregelt werden.

Aber gegen das hohe Loblied auf das Staatsmonopols der Post bei der Telekommunikation wehre ich mich dann doch entschieden:
Damals hat ein Orstgespräch (!) Festnetz mehrere Pfennige pro Minute gekostet, Ferngespräche natürlich deutlich mehr und ein Gespräch in die USA knapp 2 Mark die Minute (kaufkraftbereinigt wären das heute ca. 1,5 Euro)!
Nach der Privatisierung waren die Gesprächspreise sofort bei einem Bruchteil, und mittlerweile hat man beim Festnetz-Anschluß die Flatrate für Festnetz deutschlandweit fast immer inklusive.

Ich sehe den fehlenden Netzausbau im ländlichen Raum als Politkversagen erster Güte an:
Das Problem ist seit Jahren bekannt, dennoch verbessert sich die Situation nur im Schneckentempo. Für die Netzbetreiber ist der Netzausbau für kleine Orte auf dem Land ohne staatliche Anreize unwirtschaftlich. Also müsste der Staat kalkulieren, wie hoch der finanzielle Anreiz ausfallen müsste, um Orte auf dem Land an schnelles Internet - und ich halte da 100MBit je Wohnungsanschluss erst einmal für völlig ausreichend - anzuschließen. Diese Prämie müsste wohl mit einem Berechnungsschlüssel (Einwohner des Ortes, Entfernung zum nächsten schnellen Internetknoten) für jeden Ort individuell in seiner Höhe ermittelt werden. Aber auch das ist kein Hexenwerk.

Diese "Anschlußprämie" (für jeden Ort individuell, wie gerade beschrieben) dann noch um eine Zusatzprämie für eine hohe Ausbaugeschwindigkeit (z.B. gestaffelt nach in einem halben Jahr, in einem Jahr, in 2 Jahren etc.) aufstocken - und auf einmal würden sich die Netzanbieter darum reißen, der Erste zu sein und die jeweiligen Prämien für den Ausbau von Orten auf dem Land zu kassieren.

Ach ja, und wie hier schon jemand geschrieben hat, würde man idealerweise bestehende Rohre für die Verlegung der Glasfaserleitungen verwenden, da der Tiefbau mit Abstand das Teuerste am Netzausbau ist. Dazu müssten wahrscheinlich gesetzliche Vorgaben gemacht werden, die die Eigentümer bestehender geeigneter Rohrleitungen dazu verpflichten, diese gegen eine Nutzungsgebühr oder Einmalzahlung von den TK-Firmen nutzen zu lassen.

Aber das Alles ist für unsere Politiker wohl leider viel zu pragmatisch gedacht...
 
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Aber gegen das hohe Loblied auf das Staatsmonopols der Post bei der Telekommunikation wehre ich mich dann doch entschieden:
Damals hat ein Orstgespräch (!) Festnetz mehrere Pfennige pro Minute gekostet, Ferngespräche natürlich deutlich mehr und ein Gespräch in die USA knapp 2 Mark die Minute (kaufkraftbereinigt wären das heute ca. 1,5 Euro)!
Nach der Privatisierung waren die Gesprächspreise sofort bei einem Bruchteil, und mittlerweile hat man beim Festnetz-Anschluß die Flatrate für Festnetz deutschlandweit fast immer inklusive.

Nun, man kann halt nicht alles haben, einen Ausbau der Infrastruktur und dann umsonst telefonieren wollen.
Ich zahle gerne mehr Geld, wenn dafür auch ein Ausbau passieren würde. Aber leider gehen die kompletten Gebühren für die Boni der Manager und Aktionärsausschüttungen drauf. Kein einziger Cent wird von den Konzernen wieder in die Infrastruktur investiert.

Das Motto ist, Ausbaukosten mit Steuergeldern, Gewinne privatisieren.
 
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