Ich glaub das ist der Gewöhnungseffekt. Jedes neue Auto muss immer mehr haben als das Alte.
Zumindest steigt seit jeher die durchschnittliche PS-Zahl bei Neuzulassungen jedes Jahr. Das die Leute immer mehr Spass wollen wage ich zu bezweifeln. Ich glaube es liegt daran, dass man sich natürlich immer relativ zu anderen Fahrzeugen bewegt. Wenn also alle um einen herum mehr PS haben als man selber ist man bei Überholvorgängen eher derjenige der den Verkehr behindern. Dementsprechend wird dann beim nächsten Autokauf die PS-Zahl erhöht.
Ein weiterer Grund: Autos werden immer größer und schwerer, d.h. man benötigt mehr Motorleistung für dieselbe Beschleunigung. Gründe hierfür: erhöhte Sicherheitsanforderungen und erhöhte Komfortstandards.
Klar gibt es auch diejenigen die mit 250km/h über die AB jagen, aber wieviele Leute sind das von der Gesamtbevölkerung? Vor allem sind das oft Dienstwagen, d.h. Spritkosten interessieren dort nahezu niemanden. Da kannst du selbst auf 10 Euro/l erhöhen, das juckt da niemanden.
Nur weil andere mehr PS haben, braucht man nicht selber mehr, um zu überholen. Und die Leute überholen heute auch nicht schneller als vor 20 Jahren, selbst wenn (würde-gern-)konstant schneller fahrender Verkehr auf der Nachbarspur sowie Verkehrsregln das eigentlich erfordern würde. Schneller beschleunigt wird nur, wenn man Bock drauf hat und das fällt für mich unter "Spaß", nicht unter "Notwendigkeit". Und das gleiche gilt auch für "das neue Auto muss größer als das alte sein" und "mein Auto muss größer als das vom Nachbarn sein": Dient beides nur dem eigenen Wohlbefinden, nicht dem Zweck.
Wo du recht hast: Heutige Autos sind, wegen Sicherheitseinrichtung, etwas schwerer als ältere und brauchen dafür etwas mehr Leistung, um die gleiche Fahrleistungen zu erbringen. Das ist aber SEHR relativ, denn Aerodynamik und Leistungsentfaltung der Motoren haben sich seitdem auch verbesser. Ein Skoda Scala 1.5 l, 150 PS steht beispielsweise mit Spitze 220 und 8,2 s bis 100 da. Damit kann man schon SEHR flot unterwegs sein. Ein näherungsweise gleich großer Golf IV Variant Ende der 90er brauchte für 222 km/h Spitze und 8,1 s schon den dicken 190 PS VR6. Damit wog er dann auch 1,5 Tonnen, der heutige Skala ist 250 kg LEICHTER. Eigentlich galt in den 90ern aber schon der 100 PS 1,6 l als angemessene Motorisierung für so einen Golf (als Fahrer des gleichen Motors im größeren Passat 3B kann ich sagen: Jo, stimmt) und damit waren dann laut Papier 13,8 s auf 100 und 182 Spitze drin. Damit ist man auch heute noch bei 130 Richtgeschwindigkeit entspannt unterwegs, falls man die Funktion eines Rückspiegels versteht. (Viele wissen zugegebenermaßen nicht, dass die Badehosentrocknungseinrichtung an der Fahrertür noch eine weitere Funktion hat.) Dessen Fahrleistungen werden selbst vom kleinen Scala locker übertroffen (10,9 s/188 km/h) und da stehen dann 1,2 t gegen 1,2 t. Bei deutlich mehr Komfort, besserer Ausstattung, mehr Sicherheit und gleichem Platzangebot. Verbrauch im letzteren Beispiel:
8,2 l/100 alt vs.
5,9 l/100 neu. Und der Scala ist weder aerodynamisch eine Offenbarung noch sind die VW-Dreizylinder dafür bekannt, sonderlich sparsam auf der Autobahn zu sein. (VR6 vs. den sehr guten 1,5 l Motor bringt dagegen
11,3 l alt zu
6,3 l neu, allerdings ist die VR6-Angabe mangels Daten unsicher)
Die Sicherheit neuer Autos ist als KEIN Problem. Das Problem ist, dass die gleiche Zielgruppe, die in den 90ern mit dem Golf Kombi und kleinem Motor auskam, heute der Meinung ist, mindestens einen Tiguan 2.0 (208 km/h, 8,2 s) von gut 1,7 t Kampfgewicht mit
8,9 l fahren zu müssen, besser aber gleich einen 3-Liter-Audi-Q5. Der bietet zwar nur 80 l mehr Stauraum, als der alte Golf, wiegt aber 1,9 t und verbraucht
11,7 l.
? Aha. Und das Klima wird dann nicht mehr geschädigt wenn das neue Auto 4 statt 6 Liter verbraucht?
Nein. Es wird nicht mehr geschädigt, sondern weniger. Ziemlich exakt ein Drittel weniger, was schon ein deutlicher Fortschritt ist. Und Übrigens auf niedrigere Spritkosten rauskommt, selbst wenn der Liter Benzin von 1,40 auf 2,00 steigt.
Ich fahre schon sehr sparsam. Zuletzt 5,8 bis 6,2l Diesel mit einem 2,2L Diesel mit 170PS.
Das ist für ein modernes Fahrzeug mit Transportkapazität für vier Personen und etwas Gepäck nicht "sehr sparsam", sondern normal. "Sparsam" wären unter 6 l Benzin, über "sehr sparsam" kann man unter 5 l bzw. unter 4 l Diesel reden. (Je nach zu fahrender Strecke.)
Dein Ansatz verfolgt nur ein Ziel, der Michl muss für alles mehr Zahlen und der Staat generiert mehr Einnahmen. Die Umwelt spielt da überhaupt keine Rolle.
Viel sinnvoller wäre die Subventionierung des öffentlichen Nahverkehrs, steuerliche Erleichterung für die, die mit dem Rad zur Arbeit fahren und ein gut ausgebaute Infrastruktur für Bus und Fahrrad. Nur leider lässt sich halt damit kein Geld verdienen.
Der Staat verdient kein Geld (im Gegenteil), aber seine Ausgaben muss er (teilweise) refinanzieren. Diejenigen stärker zu belasten, die Sprit kaufen und diejenigen, die Radfahren bei ±0 rauskommen zu lassen ist eine einfache Lösung, Lenkungswirkung zu erzielen. Von beiden Geld auf anderem Wege (Mehrwertssteuer, Lohnabzüge, etc.) zu nehmen, um dann nur demjenigen etwas zurück zu geben, der Fahrrad fährt, käme unterm Strich zwar aufs gleiche raus, wäre aber viel aufwendiger, weil man das Radfahren ja erstmal prüfen müsste.
Wer fährt dann alles ein E-Auto und "tut" was für die Umwelt, sicherlich nicht der arme Friseur der mit 9€ noch was arbeiten geht.
Ne. Der geht zu Fuß, weil es Friseure in jedem Stadtteil gibt und sich ein Friseur sowieso kein Haus im Grünen leisten kann. Nur die Vorortsbonzen sind der Meinung, es wäre ihr angeborenes Recht, schöner als andere zu leben, jeden Tag andere mit dutzenden Kilometer Autofahrt zu schädigen und das ganze auch noch an jedem Ende (Eigenheimzulange, Pendlerpauschale, Abwälzung von Folgekosten fossiler Brennstoffe) subventioniert zu bekommen.
Vielleicht sollte man einfach die Weltbevölkerung reduzieren mit Geburtenkontrolle. Weniger Menschen weniger CO2.
Sehr wichtiger Vorschlag, aber ethisch kaum durchsetzbar, sondern nur auf freiwilliger Basis machbar. Und du bist, wie jeder andere auch, herzlich aufgefordert, mit gutem Beispiel voranzugehen.
Allerdings muss ist diese für sich genommen sehr gute Lösung auch eine nur sehr langfristig wirksame. Wir haben bereits bei unseren jetzigen, noch ganz langsam wachsenden Bevölkerungszahlen, massive Probleme wegen Überalterung der Gesellschaft. Mehr als 10-20% Reduktion pro Generation (=30 Jahre) wäre kaum tragbar. Das heißt um den deutschen Ressourcenverbrauch mit dieser Maßnahme auf ein nachhaltiges Niveau zu bekommen, bräuchte man ungefähr bis zum Jahr 2222, wenn man heute damit anfängt. Auf ein GUTES Niveau bis 2300.
(Auch hier gilt: Wenn man nicht die offensichtlichen Probleme verpennt, sondern in den 80ern mit der Lösung angefangen hätte, gäbe es heute keinen Anlass, diese Diskussion zu führen.)