AW: Warum eigentlich ein Kühlkörper aufm CPU?
Ich frage mich beim Thema Luftkühlung, warum aufm CPU eigentlich ein Kühlkörper sitzt, auf dem der Lüfter ist! Warum nicht direkt den Lüfter unmittelbar über dem CPU platzieren? Durch den Kühlkörper (der ja eigentlich nicht kühlt, sondern nur die Wärme ableitet) hat die Wärme ja einen längeren Weg nach oben, weg vom CPU! Würde man nicht bessere Ergebnisse erzielen, wenn die Wärme, die vom CPU nach oben steigt sofort von einem Lüfter weggeblasen wird? Also wenn man den Lüfter direkt über dem CPU platzieren würde (vorrausgesetzt man findet einen hitzefesten Lüfter der dann nicht wegschmilzt)?
was meint ihr dazu
Dazu müßte man ein wenig in die Thermodynamik einsteigen, in der Schule heißt das Wärmelehre. Was passiert in der CPU?
Es entsteht eine Verlustleistung vom 5-150 W. Diese Leistung muss abgeführt werden. Die Fläche der CPU ist sehr begrenzt
und der Wärmeübergang von Luft auf eine Metalloberfläche ist auch begrenzt. Wenn die CPU heiß genug werden dürfte,
würde eine schwarze Oberfläche ausreichen. So als Größenordnung kann man sich merken, das 1m² Fläche bei 100°C ca.
1kW abstrahlt. Die Temperatur geht mit dem Faktor T^4 in die Gleichung ein, hohe Temperaturen sind darum viel besser,
wenn wir bei 60°C bleiben wollen, muss die Fläche 1,6 mal größer sein (immer in Kelvin rechnen) . Bei 150 W bräuchte man
für max. 100°C also 15*100cm Fläche. So groß ist ein Rechner, aber keine CPU.
Da Abstrahlung nicht reicht, musst die Wärme abgeleitet werden. Der Wärmeübergang von Luft zu Metall ist aber begrenzt.
Lies Dich hier ein:
http://www.peter-junglas.de/fh/vorlesungen/skripte/thermodynamik3.pdf (S. 26 - S. 38)
Wenn man mit hoher Luftgeschwindigkeit nahe der Schallgeschwindigkeit arbeiten würde, könnte die CPU Fläche
ausreichen, ich müßte das man durchrechnen. Aber der Rechner müßte dann in einem schallgeschützen Raum stehen.
Es muss die Fläche vergrößert werden. Da die Wärmeleitung über Kupfer sehr gut ist, kann man die Oberfläche der CPU durch
den Kühler vergrößern. Wichtig ist erstens, dass die Wärme gut in den Kühler eingeleitet wird und das genügend Fläche in
den Wärmeleitungsbereichen vorhanden ist. Darum sind z.B. 4x8mm Leitungen viel besser als 6x6mm Leitungen. Dann muss
ein guter Übergang von den Leitungen zu Lamellen erfolgen. Darum sind gelötete Lamellen aufgestecken vorzuziehen.
Das System ist recht komplex mit vielen Übergangsstellen, unterschiedlichen Wärmeleitungen und unbekannten Strömungs-
verhältnissen um die Lamellen. Alleine schon unterschiedliche Kupferlegierungen haben stark wankende Leitfähigkeiten. Ein
Blick von außen auf ein System hilft darum wenig und man kann reichlich viel falsch machen, wenn man nicht versteht, was
an Grenzflächen passiert.
Alternativ würde es auch ausreichen, die CPU unter Wasser zu setzen, weil der Wärmeübergang von Metall zu Wasser erheblich
besser als zu Luft ist. Darum reicht Wasserkühlern die kleine Fläche der CPU aus. Aber auch hier wäre eine Flächenvergrößerung
hilfreich.
Wenn Dich das Thema umfassend interessiert, arbeite einfach dieses Skript durch und verstehe es. Es ist umfassend, aber man
braucht das quasi ständig im alltäglichen Leben. Sei es, um die Heizung richtig einzustellen, um eine gute Lüftung zu verstehen
oder zu wissen, warum eine Luftpumpe warm wird. Da geht es z.B um sich druckabhängig verändernde Wärmekapazitäten von
realen Gasen. Aber das ist nur das erste Semester Therma, es folgen dann noch tiefergehende Betrachtungen
http://www.gm.fh-koeln.de/~chfranke/Skript Thermodynamik 09.13.pdf
Viel Spaß beim Lesen