Ich würde nicht sagen, dass Linux geringe Ansprüche voraussetzt. Ich bezeichne mich zumindest als fortgeschrittenen User und nutze seit Jahren ausschließlich Linux, da Windows meinen Ansprüchen (Sicherheit, einfache Konfigurierbarkeit und Softwareverwaltung, vor allem aber Flexibilität) nicht mehr genügte. Was du wahrscheinlich meinst, sind einfach sehr spezielle Ansprüche. Ich beispielsweise kann mir eine (private) Nutzung von Windows absolut nicht mehr vorstellen, da die Softwareverwaltung verglichen mit Linux einfach der Horror schlechthin ist.
Spielen funktioniert teilweise erstaunlich gut. Aber du hast Recht, die meisten Spiele lassen sich nur mit Einschränkungen unter Linux betreiben, da diese in aller Regel für Windows entwickelt werden. Genauso verhält es sich mit bestimmten Spezialanwendungen, zu denen ich Render- ebenso wie CAD- oder Bildbearbeitungsprogamme (Stichwort Photoshop) zähle. Woran das liegt? Nun, viele Programme, welche für Windows entwickelt werden, werden unter dem Gesichtspunkt produziert, dass man damit Geld verdienen möchte. Da Windows nach wie vor unbestritten das meistgenutzte Betriebssystem ist, versteht es sich von selbst, dass es sich für einen Anbieter proprietärer Software aus finanziellen Gründen nicht lohnt, die Software auf Linux (oder Mac OS) zu portieren. Zumindest Spielehersteller schlagen hier aber immer wieder den richtigen Weg ein, indem sie sich vor allem vom leidigen Direct3D lossagen und auf die offene Schnittstelle OpenGL setzen. So konnte ich WOW, Quake 3 und 4 sowie UT2004 absolut reibungslos unter Linux spielen.
Natürlich ist es bei der Mainstreamhardware so, dass man normalerweise keine Treiber nachinstallieren muss. Einen solchen Controller würde ich aber eher als "Nischenprodukt" (verglichen mit Eingabegeräten, Netzwerkadaptern, Grafik- und Soundkarten) bezeichnen.
Wie du siehst, kann man User bei der Frage "Linux oder Windows?" nicht über einen Kamm scheren. Wer auf Windows-Software angewiesen ist, wird unter Linux nicht glücklich werden. Wer vorrangig spielt, ist mit Windows ebenfalls besser bedient, genauso wie jemand, der "exotische" Hardware nutzt. Aber ich behaupte einfach mal, dass 40% der User problemlos Linux nutzen könnten, wenn da nicht die Gewöhnung an Windows und psychologische Schranken à la "was nix kostet, kann auch nix taugen" oder das mittlerweile überholte Bild von Linux als absolutes Profibetriebssystem ("da muss man alles über die Konsole machen") wären. Früher war das mal so, aber Linux ist extrem gereift. Gerade für die Alltagsaufgaben ist Linux extrem gut geeignet.
Ein schönes Beispiel des Umsteigers ist meine Freundin. Sie nutzte jahrelang Windows, aber nachdem ein Vista-Update ihre Installation zerschoss, installierte ich ihr Kubuntu. Mittlerweile nutzt sie das auf zwei Systemen und ist in der Arbeit mit dem PC wesentlich selbständiger geworden. Kurzum: sie ist mit dem Umstieg wesentlich schneller klargekommen als ich, der jahrelang Windows auf einem recht hohen Level genutzt hat.
MfG Jimini