So, ich hab's nun auch durch... Spielzeit: Ziemlich genau 42 Stunden (Vergleich DA:O 58 Stunden, Awakening 14 Stunden). Wobei man sagen muß das ich bei beiden Teilen mehrfach angefangen habe, und so am Anfang kaum rumgeirrt bin. Hätte ich mein erstes Spiel durchgezogen, wäre die Spielzeit wahrscheinlich bei beiden Teilen ein bisschen länger und da natürlich einige Reloads bei schwierigen Kämpfen, an denen ich teilweise recht lange gehangen hab, nicht mit einfließen.
Alles im Allem bin ich sehr zufrieden mit dem, was BioWare da abgeliefert hat, die Story hat mir sehr gut gefallen, einzige Kritikpunkte vielleicht, daß sie ein bisschen langsam in Schwung kommt, etwas detailreicher hätte ausgearbeitet sein können und die Überraschungen überraschender hätten sein können... Dafür fand ich die Aufmachung sehr gelungen. Nettes Detail fand ich die kleinen Übertreibungen von Varrik (jemand aufgefallen, daß Bethany am Anfang viel größere Brüste hat, als in der "wahren" Geschichte? Oder Varrik's Alleingang Rambo-Style). Auch nett, daß man Hawke's Persönlichkeit formen kann, und seine/ihre Kommentare wiederspiegeln, welche Antworten man normalerweise gibt...
Vom Gameplay selbst bin ich fast restlos überzeugt, die Kämpfe machen echt Laune, jedenfalls wenn man auf 'Hard' spielt. Geht alles sehr locker-flockig von der Hand, die Taktische Kamera hab ich bis auf ein oder zwei Mal nicht vermißt. Lediglich bei ein paar schwierigen Kämpfen mit Todeszonen oder mehreren extrem starken Gegnern hätte ich mir ein bisschen mehr Übersicht gewünscht. Normalerweise funktioniert alles tadellos, wenn man die Taktiken seiner Mitstreiter ordentlich "programmiert" macht die AI ihren Job ziemlich gut. Für ein paar Fertigkeiten hätte ich mir noch eine 'AND/OR' Klausel gewünscht, mit ein bisschen Gefummel klappt es aber auch so ganz gut.
Das Balancing finde ich okay, mehr allerdings auch nicht, die Standartgegner sind selbst auf 'Hard' ab der Mitte vom Spiel viel zu einfach, selbst dickere Brocken sind meistens kein Problem. Ein paar andere Kämpfe sind dagegen richtig schwer. Ein paar Bosse haben mich einiges an Nerven gekostet, und wenn sich plötzlich ein paar Assassins aus dem Nichts mitten in meine Magier gespawnt haben, hab ich öfter mal kräftig geflucht. Ein paar der "versteckten" Bonuskämpfe sind extrem schwer, was durchaus in Ordnung ist, allerdings kommt es teilweise total überraschend, wenn man die Gegner auf dem Weg dorthin praktisch mühelos wegfegen kann. Mit der richtigen Taktik ist aber alles zu schaffen. Find ich gut, nur hätte man den Schwierigkeitsgrad "casual" wirklich weglassen können, bzw. aus 'normal' 'casual' machen können. Kann mir nicht vorstellen, daß irgendjemand mit 'normal' Probleme haben könnte...
Das eingeschränkte Inventar seiner Mitstreiter ist mir etwas sauer aufgestoßen, obwohl man mit Ringen, Amuletten, Waffen und Runen noch einige Möglichkeiten zum Tweaken hat, aber unglaublich viel von dem Kram den man so sammelt, ist damit absolut nutzlos. Bei Hawke wechselt man ein paar mal die Rüstungsteile für die man das Set-Item noch nicht gefunden hat, der Rest ist Müll; die Rüstungen für andere Klassen sowieso. Auch hätte ich meine Mitstreiter gern mal in einer anderen Rüstung gesehen, eine andere Farbe zählt da kaum...
Die vielen Entscheidungen im Spiel haben deutlich merkliche Konsequenzen, gefällt mir sehr gut, aber auch hier hätten ein paar kleinere Details noch viel mehr aus dem Spiel holen können. Beispiel? An einer Stelle rettet man ein Elfenmädchen, in einem Dankesschreiben bemerkt der Vater, das sie Hawke als Vorbild angenommen hat, und später vielleicht der Wache beitreten wird. Wäre es so schwer gewesen, sie ein paar Spieljahre später einfach irgendwo in der Wache auftauchen zu lassen? Vielleicht mit ein oder zwei Sätzen Dialog? Überall am Spiel merkt man die kurze Entwicklungszeit...
Das Design finde ich im Prinzip gelungen, mir gefällt Kirkwall und die trostlose Umgebung. Trotzdem, da wäre so viel mehr drin gewesen, hätten die Jungs und Mädels von BioWare etwas mehr Zeit gehabt. Hier liegt der größte Kritikpunkt: die sich wiederholenden Umgebungen. Bei Kirkwall ist das ja noch halbwegs in Ordnung, obwohl ich mir da auch mehr gewünscht hätte... Warum kann sich die Umgebung nicht im Laufe der zehn Jahre etwas verändern? Warum können z.B. die tausenden von Flüchlingen in Darktown nicht ein paar schäbige Hütten hochziehen, oder ein paar Stände in Lowtown aufmachen, etc. Mir ist die Stadt viel zu statisch, zu leblos. Das senkt die Atmospäre doch beträchtlich. Ein paar kleine Änderungen wären ja schon genug gewesen... ein paar kleine, liebevolle Details, welche ich in BioWare-Games so zu schätzen weiß. Potential verschenkt.
Die Umgebungen von Kirkwall finde ich sehr gelungen, aber gleicher Kritikpunkt hier: zu wenige Abwechslung. Im Prinzip sind es nur drei oder vier Areale. Sehen gut aus, aber das ist immer noch ein Rollenspiel, da gehört für mich dazu, daß man die fremde Welt erkunden kann, und nicht ein paar dutzend mal die selben Wege ablatscht. Buh!
Und die Dungeons sind eine Frechheit! Ich hab nicht gezählt, aber es können kaum mehr als fünf verschiedene sein, manchmal kaum mehr als ein einziger Raum...
Ist das erste Mal das ich an einem BioWare-Titel groß was zum Meckern gefunden habe (naja, vielleicht noch Neverwinter Nights 1; alles ist viereckig, sogar die Quests: sammel vier Zutaten die Eingänge zu den viereckigen Arealen liegt in den vier Ecken der viereckigen Stadt, danach muß man vier Quests erledigen im Norden, Süden, Westen und Osten, in einem viereckigen Wald, einer viereckigen Höhle, ect. Außerdem gab's keine Party...)
Trotzdem halte ich es für ein sehr gutes Spiel, die Kritikpunkte (eigentlich ist es ja sogar nur einer) hätten aber nicht sein müssen; Es hätte mit ein bisschen Mehraufwand noch so viel besser sein können, ohne das Spiel selbst groß zu verändern... Alles was es gebraucht hätte, wäre etwas mehr Zeit zum reifen. Curses on you, EA!
So ist es eine Enttäuschung auf hohem Niveau, ein tolles Spiel mit einem schwerwiegendem Makel, eine fantastische Erfahrung aber mit bitterem Beigeschmack.
Bitte, BioWare, laßt euch beim nächsten Mal wieder mehr Zeit!
Weiterempfehlen würde ich es aber trotzdem...
Ach ja, technische Probleme hatte ich praktisch keine, sieht man mal davon ab, daß das Spiel machmal im Fenstermodus gestartet ist... (bei allen Versionen). Meine Framerate lag mit 4xAA, 8xAF, DX11, voll aufgedrehten Details und High-Detail Texturen immer zwischen 40 und 60 Frames bei 1920x1200 (Version 1.01, andere hab ich nicht getestet). Anfangs kam es ab und zu zu seltsamen Rucklern und kleineren Freezes in Zwischensequenzen, allerdings sind die mittlerweile verschwunden, ob's am Spieleversion oder an meinen Grafikkartentreibern lag, kann ich nicht sagen, geupdatet hab ich beides.
In Version 1.02 sind dafür ein paar kleinere Bugs aufgetaucht, ein Questmarker wollte auf Teufel komm raus nicht verschwinden (Wayward Son). Ein anderer (extrem nerviger, wenn auch nicht wirklich gravierender) Bug betrifft die statischen Fallen -also die man nicht entfernen kann, sondern geschickt getimt überwinden und abschalten muß... Anscheinend da irgendetwas durcheinander geraten, jedenfalls konnte ich sie nicht passieren, wenn der Weg augenscheinlich frei war (dann hat es den Charakter verletzt), sondern mußte dann durchlaufen, wenn die Fallen auslösen, also quasi genau im falschen Moment. Ich habe deswegen wahrscheinlich 50 Injury-Kits verbraten... Wenn ich mich recht entsinne, hat es in der 1.01 noch funktioniert. Jedenfalls hat es irgendwann mal funtioniert. Naja, nix weltbewegendes.
Abgestürzt ist Dragon Age 2 bei mir übrigens kein einziges Mal.
[EDIT:] Ach, zum Sound noch...: Die Synchronisierung ist klasse! Die Englische natürlich. Über die Deutsche hab ich mich ja schon ein paar Posts vorher ausgelassen... Die Sprecher sind durch die Bank sehr gut, einige sogar richtig klasse, sehr überzeugend, man erkennt sofort die (erfundenen) Akzente wenn die Figuren z.B. aus Antiva oder Orlais stammen, die Gefühle kommen gut rüber. Super! Besser geht's kaum, auf die Schnelle fällt mir nur Mass Effekt 2 ein, wo die Synchro noch eine ganze Ecke besser ist... Aber da ist das Star-Aufgebot auch wirklich krass, die Besetzung könnte auch in einem Hollywood-Blockbuster auftreten. Und Martin Sheen ist einfach der Hammer als der Illusive Man!
Im Gegensatz zu Dragon Age: Origins hat der Soundtrack deutlich zugelegt: während er in Origins aus wenig erinnerungswürdigem Fantasy-Gedudel bestand, ist der Dragon Age 2-Soundtrack sehr stimmig und die einzelnen Tracks deutlich besser komponiert. Vor allem der Titeltrack wird mir so schnell nicht aus dem Kopf gehen...