Es ist doch ganz einfach: Will ich wissen, welche CPU schneller ist, müssen Limitierungen durch andere beteiligte Komponenten ausgeschlossen oder zumindest minimiert werden.
Im Idealfall testet man, ohne dass andere Komponenten beteiligt sein müssen, also zum Beispiel komplett ohne Grafikausgabe. Für viele Anwendungen im Workstation-Segment oder für Server geht das.
Hier sind der konkrete Anwendungsfall aber Spiele, und die brauchen nun einmal Grafikausgabe. Dieser Umstand ist für Manche verirrend, weil sie sich sagen "Moment mal, wenn ein konkreter Anwendungsfall getestet wird, dann doch unter praxisnahen Bedingungen!"
Radio Eriwan meint dazu: "Im Prinzip ja, aber ..."
Klar, wenn man wissen will, welche aktuelle Hardware harmoniert und welche nicht, kann man mit aktuell üblichen Einstellungen testen. Nur ist das recht kontraproduktiv, wenn die beteiligten Komponenten eine unterschiedliche Lebenserwartung bzw. abweichende Austauschzyklen haben.
Wenn man eine CPU testen, will man nicht nur wissen, ob sie *jetzt* die erforderliche Leistung bringt, sondern auch dann, wenn sie im Rechner verbleibt und andere Komponenten gegen neuere/stärkere ausgetauscht werden.
Im Fall von Spielen ist das naturgemäß die Grafikkarte. Diese beim Test zu Entlasten simuliert quasi eine potentiell stärkere Grafikkarte, wie man sie in zwei, drei Jahren einbaut, wenn die CPU noch lange nicht zum alten Eisen gehört.
Um zu wissen, ob die getestete CPU etwas im Zusammenspiel mit bestimmter sonstiger Hardware oder in bestimmten Spielen bei der und der Auflösung bringt, braucht man keinen CPU-Test, sondern Konstellations- bzw. Anwendungstests. Und die gibt's in mal guter, mal fragwürdiger Qualität auf Youtube und Co..
Was die ewige Frage angeht, ob 720p oder 1080p, ist das weniger eine Glaubensfrage, als eine der Logistik und/oder angestrebten Genauigkeit.
720p ist ein derzeit weit verbreiteter *Kompromiss*. Man könnte auch - ich übertreibe mal gnadenlos - @320p testen, nur sind da viele, für den Anwendungszweck möglicherweise wichtige Details nicht mehr sonderlich gut erkennbar.
1080p (jedoch auch mit reduzierten GPU-lastigen Einstellungen) verschiebt die Last geringfügig auf die Grafikkarte. Dadurch können Unterschiede zwischen getesteten CPUs verschwimmen, wenn diese sehr gering sind. Viele möchten das nicht in Kauf nehmen. Manche nehmen es in Kauf - hauptsächlich deshalb, weil die @1080p erfassten Daten aus dem CPU-Test besser mit den separat durchgeführten Konstellations- bzw. Anwendungstests abgleichbar sind. Man spart sich sozusagen eine Testreihe @720p, die bei diesen nicht verwertbar wäre. Und das ist letztlich auch nur ein weiterer Kompromiss.
Das Schöne ist, dass wahnsinnig viele Leute mit allen möglichen Variablen, aber im Regelfall ziemlich identischem Komponenten testen. Dadurch kann man direkt vergleichen, wie viel Ungenauigkeit CPU-Tests @1080p gegenüber 720p erzeugen.
Ich sage es mal vorsichtig: Diese Entscheidung ist die Aufregung weder aus der eine noch aus der anderen Perspektive wert. Wenn man sich aufregen möchte, dann über CPU-Test auf Ultra und/oder @1440p, weil das ja für so starke CPUs "praxisnäher" wäre.