Vertreiben ist etwas hart ausgedrückt...die sollen sich ne kleine Mütze auf'n Kopp setzen und sich Juden nennen
Das wäre dann eine Einstaatenlösung, bei der die vorhandene Bevölkerung volle Rechte als isrealische Staatsbürger erhalten.
Das wurde früher mal häufiger angesprochen, ist aber das absolut letzte, was Israel möchte. (Und ausgehend von der jetzigen Situation tatsächlich auch das gefährlichste, was man mittelfristig ausprobieren möchte.)
Selbstgerechte Entrüstung fällt naturgemäß auch um so leichter, je weiter man von der Sache entfernt ist.
Neben dem Umstand, dass es sowohl rechtlich als auch technisch gar nicht möglich ist, formal verbündeten Streitkräften allgemeine Informationen vorzuenthalten, die diese vielleicht auch für Drohnenschläge verwenden könnten, dienen diese auch dem Schutz von Menschenleben - und zwar nicht nur dem von Soldaten, sondern auch von Zivilisten im fraglichen Gebiet.
Die militärischen Implikationen sind mir schon klar, aber der Fehler liegt im ersten Satz: Wieso ist man mit jemandem, der Menschen- und Völkerrecht bricht, so eng verbündet? Mitgehanden, mitgefangen. Wenn Deutschland der Meinung ist, integraler Bestandteil der US-Militärpolitik zu sein, wäre richtig und gut (wofür es durchaus nicht wenig Argumente gibt), dann ist Deutschland auch Teil der US-Drohnenmorde. Sich damit rauszureden, dass man nicht derjenige ist, der am Ende den Knopf drückt, zieht nicht, wenn sich ins Gesamtsystem integriert. Das ist genau die klassische Verschiebung von Verantwortung, die ich mit meinem Beispiel ausdrücken wollte und die bei Kapitalverbrechen nicht zieht.
Um es mal auf eine recht einfache Situation herunterzubrechen: Wenn ich wüsste, dass dich jemand ins Messer laufen lassen will, aber ich auch davon ausgehen muss, dass du aufgrund meiner Warnung dem Betreffenden selbst zu Leibe rücken könntest - soll/darf/muss ich dich dann ins Messer laufen lassen, um höchsten Ansprüchen der Humanität zu genügen?
Es hinkt, also muss es wohl ein Beispiel sein: Die Frage ist nicht, was du darfst oder sollst. Die Frage ist, ob und wann du eine Mitverantwortung für meine Taten trägst. Das lyrische (d)ich in deinem Beispiel hat in der Realität den potentiellen Täter aus dessen Wohnung vertrieben (ein von ihm besetztes Haus, dessen Eigentümer dem lyrischen ich aber auch egal ist), seine Angehörigen schwer verletzt und angekündigt, ihn seinerseits zu töten. Und du informierst das lyrische ich auch nicht darüber, dass ihn jemand niederstechen will (das weiß es aus naheliegenden Gründen selbst) und auch nicht über eine konkret geplante Einzeltat des Täters (das wäre mein Vorschlag: Deutschland wertet aus und benachrichtigt locker Verbündete, wenn diesen oder Zivilisten in von ihnen geschütztem Gebiet aktue Gefahr droht), sondern du verrätst dem lyrischen ich sämtliche Informationen über das Leben des potenziellen Täters einschließlich seines Aufenthaltsortes in Echtzeit, wohlwissend dass das lyrische ich ihn umbringen will. Mit wenig Rücksicht auf weitere, unbeteiligte Opfer. Vielleicht fährst du das lyrische ich sogar noch zu einem möglichen Präventiv-Tatort
Trägst du in so einem Fall Mitverantwortung, wenn der potentielle Täter tatsächlich präventiv getötet wird?
Jedes deutsche Gericht würde so urteilen, frag mal Markus H.. Aber wenn die USA oder, um beim Thema zu bleiben, Israel präventiv und mit Ansage töten, dann sind deren Informations- und Waffenlieferanten vollkommen unschuldig?
Nein ihr Schild impliziert meiner Meinung nach genau zwei Sachen.
Erstens natürlich sehr direkt das sie die Bombadierungen ablehnt, zweitens aber auch das sie das was im Gazastreifen insgesamt passiert, inkl. der Bombadierungen, wohl persönlich als vergleichbar schlimm empfindet wie das was die Nazis ihrem Großvater im KZ angetan haben.
Die Verknüpfung "... hat nicht, damit ..." ist keine Gleichsetzung. Im Gegenteil, sie kann sogar gegenteilig benutzt werden: "Wir sind nicht 1.000 km an die Nordsee gefahren, damit du jetzt hier auf dem Handy daddelst" setzt eindeutig eine große Sache in Kontrast zu einer kleinen. Von daher kann man aus dem Schild nur zwei Dinge schlussfolgern: Sie hat einen Großvater, der Opfer der Nazi war und sie ist gegen die Bombardierung von Gaza. Der Rest sind Mutmaßungen, die vor allem deine Vorteile wiedergeben, aber nicht ihre Sichtweise treffen müssen.
Der Vorwurf des Antisemitismus wird dadurch leider gerade durch ultra-orthodoxe rechte Israelis und deren Sympathisanten als sehr probates Totschlagargument gegen Kritik an Israels Handlungen misbraucht
Wobei "Sympathisanten" extrem weit gefasst ist. Selbst die Mehrheit der deutschen Politiker, die sich die letzten Tage zu Wort gemeldet hat, scheint keinen Unterschied zwischen antisemitisch und antizionistisch zu machen, sondern folgen voll den Formulierungen des Zentralrats der Juden, der Kritik an Israel mit Hass gegen Juden gleichsetzt. Leider erreichen solche Leute damit zunehmen das Gegenteil dessen, was sie bezwecken: Nicht Israelkritik wird von immer mehr Leuten als no-go behandelt, wie es sich für Antisemitismus geziemt, sondern echter Antisemitismus wird von immer mehr Menschen als etwas behandelt, dass so akzeptabel wie Israelkritik ist
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Nur die nüchterne Kritik des Begriffes Antisemitismus, aus allein linguistischen und historischen Blickwinkeln heraus betrachtet, auch schon als Antisemitismus zu bezeichnen ist absurd.
Werte sein Post einfach als das, was es ist: Eine wunderbare Bestätigung für deine Aussage, dass die "Antisemit!"-Keule bei jeder noch so nicht vorhandenen Gelegenheit als Totschlagsargument ausgepackt wird.