Der Unterschied ist halt, die Briten haben den Palästinensern/Moslems heiliges Land "weggenommen" und nicht ein paar Quadratkilometer Ackerland, so wie die Siegermächte Deutschland bei z.B. Ostpreußen.
Heilig sind den Muslimen weniger als 10 m² dieses Landes, mit den zugehörigen Anlagen wenige ha. Die dienen zwar immer wieder gerne als Zündfunke, sind aber nicht Aufhänger des Konfliktes. Das eigentliche Problem ist:
Die Briten haben das Land nicht "dem Kriegsverlierer Palästina" weggenommen. Sondern dem osmanischen Reich, dass seinerseits zuvor die dortige Bevölkerung unterdrückt hat. Das wäre in etwas so als wenn man Polen nicht Teile Westpreußens gegeben hätte, sondern Namibia, woraufhin die Polen Teile der Nambianer vertrieben hätten.
Erstens wie schon öfter hier geschrieben ist soweit ich weiß diese Zahl immer noch nur halbwegs bestätigt. Mich würde sie bei den Bildern aus dem Gaza-Streifen nicht wundern, aber ein nicht unwesentlicher Teil davon sind vermutlich gar keine Zivilisten sondern Hamas-Kämpfer.
Ich weiß nicht, ab wann Tote gegenüber anderen, "nicht unwesentlichen" Anteilen in den Hintergrund treten. Aber vor dem Krieg wurde der militärische Arm der Hamas auf maximal 30000 Kämpfer geschätzt und das war keine Genderverweigerung, sondern man kann getrost von 0% Frauen ausgehen. Hätte Israel überwiegend militärische Gegner getroffen, wären diese also längst ausgelöscht und die zahlreichen toten Frauen und Kinder dürfte es gar nicht geben.
Bezüglich der Belastbarkeit der Zahlen rufe ich übrigens erneut in Erinnerung, dass von der palästinensische Gesundheitsbehörde nur direkte Gewaltopfer gezählt werden, die von medizinischem Personal bestätigt sind. In zerstörten Gebäuden Verschüttete und außerhalb des mittlerweile sehr begrenzten Einsatzgebietes der Ärzte Erschossene fallen ganz oder teilweise raus. Vor allem aber leben seit mittlerweile einem guten halben Jahr 2 Millionen Menschen mit mangelhafter, teilweise keiner Ernährung, unzureichender Wasserversorgung, fehlendem Witterungsschutz, katastrophalen hygenischen Bedingungen und weitestgehend ohne medizinische Versorgung. Respektive rein statistisch dürften zumindest einige tausende, eventuell auch eine fünstellige Zahl davon, eben nicht mehr leben. Auch die sind Opfer von Israels Kriegsführung und kommen auf die kursierenden Zahlen noch oben drauf, sodass selbst im Falle etwaiger Beschönigungen durch die Hamas von einer enormen Zahl getöter Unschuldiger ausgegangen werden muss.
Zweitens wäre es zu diesem Krieg gar nicht gekommen, hätte die Hamas keine Raketen auf Israel abgefeuert und 239 Leute entführt (nicht 6) und 1200 getötet.
Wie weit möchtest du dieses Spiel in die Vergangenheit fortsetzen? Bis zum 6. Oktober saßen mehrere Tausend Palästinenser ohne Anklage in isarelischen Gefängnissen, "entführt" vor allem aus dem Westjordanland und die Gesamtzahl der Opfer israelischer Polizeieinsätze geht jährlich in die Hunderte, was sich sehr schnell zu mehr als 1200 aufaddiert. Von früheren Militäroperationen ganz zu schweigen. Die Festnahmen, die Militäroperationen und die Polizeieinsätze wurden mit palästinensischer Aggression begründet. Die Aggression der Palästinenser fußt auf...
Wenn man in der Region die Untaten des einen als Legitimation für Gewaltexzesse des anderen akzeptiert, dann landet man in einer Diskussionsspirale, die bis in wortwörtlich prähistorischen Zeiten reicht. "Wer hat angefangen?" ist nicht nur nicht zu beantworten, sondern auch irrelevant. Die eine wichtige Frage ist: "Wer möchte es beenden?" "Die israelische Regierung" ist darauf eine genauso falsche Antwort wie "Hamas"; die andere wichtige Frage ist "wer könnte es beenden?", gleichbedeutend mit "wer hat Aktivitätsspielraum in der Region?"
aber immer wieder diese Zahlen vorzukauen um im gleichen Atemzug aus 239 Geiseln 6 zu machen ist halt genaus fragwürdig. (Ja mir ist klar, das inzwischen schon viele befreit sind, aber ehrlich gesagt sind die meisten 239 Geiseln vermutlich alle gezeichnet für den Rest des Lebens...)
6 respektive 7 befreite Geiseln ist die Positivbilanz der israelischen Kriegsführung und damit das Gegengewicht zu 10000? 20000? 30000? getöteten Unschuldigen. Demgegenüber stehen 0 getötete Unschuldige durch Diplomatie und wie viele freigelassen Geiseln? Die traurige Wahrheit ist, dass die Hamas sich seit dem 8. Oktober als die Partei gibt, mit der man Reden kann, während Netanjahu die des menschenverachtenden Vernichters übernommen hat. Das wiegt die Vorgeschichte nicht auf, aber es prägt das Bild der Konfliktparteien in der Welt und ehrlich gesagt auf moralischer Ebene nicht ganz zu unrecht. Israel war bis zum 6. Oktober der Konfliktpartner, der sich nach den meisten Metriken moralischer achtungswürdiger verhalten hat. Aber bis zum 6. Oktober war Israel aus wirtschaftlich-technischen Gründen eben auch in der Lage, den Konflikt größtenteils als "Problem auf der anderen Seite der Mauer" zu ignorieren, während die Palästinenser Tag für Tag litten. Die Hamas hat Israel auf menschenverachtende Weise zurück in das aktive Kampfgeschehen gezwungen und seitdem beweist die israelische Reigerung Tag für Tag, das sie genauso menschenverachtend kämpft.
Ja die Deutschen sind ja historisch vorbelastet. Das wird wohl damit auch zusammenhängen.
Stellt sich die Frage, auf welche Art Deutschland historisch vorbelastet ist:
Haben wir eine besondere Verpflichtung gegenüber Völker- und Menschenrechten und denjenigen, denen sie nicht gewährt werden oder haben wir eine besondere Verpflichtung gegenüber Personen, die sich auf das Judentum berufen?
Im deutschen Duktus wurde und wird das leider pauschal gleichgesetzt, aber im Nahostkonflikt ist es immer mal wieder das genaue Gegenteil und Deutschland. Baerbocks/Scholzs/Lindners/Habecks harte Positionierung gegen Menschenrechte positioniert kommt in einem ansehnlichen Teil der Welt richtig schlecht an und wird unsere diplomatische Bedeutung auf Jahrzehnte hinaus untergraben.
In den 80ern war man als Deutscher in Nahost mal beliebt, weil die Vorfahren 6 Millionen Juden ermordert hatten. In Zukunft wird man gehasst sein, weil das eigene Land den Tod von zehntausenden Palästinensern mit Waffennachlieferungen belohnt hat. Zugegeben: Das ist ein deutlicher Fortschritt. Aber "gu" würde ich es noch lange nicht nennen.