hoffgang
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Der Schluss, zu dem er gekommen ist, ist derselbe, zu dem ich komme - Russland provoziert froehlich drauf los, um die Reaktionen dann als Bestaetigung der jahr(zehnt)elang gehegten und gepflegten Einkreisungsneurose auszulegen. Das kannst Du ofenwarm z. B. hier nachlesen. Das kann nach innen funktionieren, es kann aber auch eine gefaehrliche Eigendynamik entwickeln (als "Militaerexperte" von eigenen Gnaden ist Dir "Able Archer" sicher ein Begriff?).
Man könnte die Einkreisungsneurose auch als echtes Empfinden der eigenen Verwundbarkeit bzw. des Gedankens der Unsicherheit wahrnehmen.
Man darf nicht vergessen dass jene Argumente für die man heute als PutinVersteher gebrandmarkt wird vor der Ukraine Krise (oder besser vor dem Georgien Krieg) als anerkannter Sachstand der Friedensforschung wahrgenommen wurden.
Die NATO Osterweiterung ist in der Wahrnehmung Russlands eine Bedrohung, ebenso die Pläne einen "Raketenschild" in Polen und der Tschechei aufzubauen. Diese Argumentation findet sich z.b. in politischer Forschung zwischen den Jahren 1995 und 2006 (nur hat damals niemand Putinversteher gebrüllt... komisch was...)
(Z.b. die Forschung von Martin Malek, oder Heinz Timmermanns Beitrag zur Information zur politischen Bildung #291)
Das Wort der Wahl ist "Wahrnehmung". Gehen wir mal ein bisschen weiter und schauen uns die Realisten an, v.a. Waltz und Mearsheimer, dann erkennen wir dass jeder Staat in seiner eigenen Wahrnehmung Dinge begreift. Was für uns möglicherweise nur halb so wild wirkt (nach dem Motto, Mensch worüber regen die sich denn auf...) ist aus einem anderen Blickwinkel eine Bedrohung.
Nur hat der Westen es nicht geschafft sich objektiv in die Lage Russlands zu versetzen und das seit ca. 20 Jahren. Wir ignorieren die Russische Sicht auf die Dinge und sprechen Ihr damit eine Gültigkeit ab.
Das führt zu deutlichen Problemen in den Beziehungen mit Russland und gipfelt durchaus in gegenseitigen Provokationen.
Nur sollte man sich davon derzeit nicht verrückt machen lassen. Provokationen sind seit 2008 Standard. Iskanderraketen nach Kaliningrad ist son Dauerbrenner, gabs seit 2007/2008 mehrere Male.
Die Frage ist immer: Was will Russland. Krieg mit der NATO? Wozu denn? Macht ein Krieg das Land sicherer oder löst irgendeines der Probleme? Nein. Da Staaten immer am eigenen Überleben interessiert sind (Mearsheimer) fällt diese Option weg.
Der militaerische Schwanzvergleich vielleicht, Ja. Landnahme im Jahr 2014 ist dagegen eine neue Qualitaet und genuegt mir als Grund zur Besorgnis vollkommen.
Ohne die Besetzung der Krim Völkerrechtlich zu verharmlosen muss man eingestehen dass hier ein spezieller Fall vorliegt.
Seit irgendwann 1790 liegt die Schwarzmeerflotte auf der Krim. Seitdem ist dort Infrastruktur gewachsen (Sewastopol als Beispiel) welche sich nicht kurzfristig ersetzen lässt.
Was hat eine Kündigung des Pachtvertrages der Krim für Auswirkungen auf Russland? --> Die Auflösung der Schwarzmeerflotte.
Das ist seit Jahrhunderten für Russland nicht akzeptabel.
Ausweichmöglichkeiten wurden gesucht in Libyen, Ägypten, Syrien. Man kann anhand der Ereignisse der Letzen 5 Jahre von selbst drauf kommen was daraus geworden ist. Bereits nach der Orangen Revolution hat die Ukraine angekündigt Russlands Pacht der Krim nicht zu erneuern. Es kam zu mehreren Vorfällen rund um die Krim während dieser Regierungszeit. Mit der Wiederwahl von Janukowitsch wurde der Krim Pacht um 100 Jahre erneuert.
Russland hat nach dem Sturz von Janukowitsch die Krim besetzt um den eigenen Anspruch auf das Schwarze Meer aufrecht erhalten zu können.
Davon kann man halten was man will, aber rein aus Sicherheitspolitischer Sicht Russlands, mit der Gefahr diesen Hafen ggf. zu verlieren und somit die Kontrolle über das Schwarze Meer, war dieser Schritt absehbar.
Ich wiederhole: Ich verurteile die Besetzung der Krim durch Russland. Völkerrecht muss für alle Staaten gelten.
Realpolitisch kann ich die Entscheidung diesen Schritt zu gehen jedoch nachvollziehen. Muss man trennen...
Nirgendwo anders auf der Welt hat Russland (auch wenn gerne gesagt wird in welchen Ländern jetzt eine russische Minderheit vertreten ist) eine ähnliche Konstellation. Wir sprechen hier über eine gewachsene Infrastruktur seit Jahrzehnten ("moderne" Technik) und zig Milliarden $. Oder glaubt man Russland könnte den ganzen scheiss einfach woandershin verlegen? In den nächsten 5-10 Jahren? (Die Antwort ist nein...)
Deshalb ist die "Angst", Russland könnte so etwas auch in anderen Staaten starten, überschaubar. Wozu? Lugansk kostet Geld und Internationale Reputation. Es ist aus Sicht Russlands aber wichtiger die Krim zu halten. Nur, wozu sollen jetzt weitere Nebenschauplätze, z.b. im Baltikum gut sein?
Oh und übrigens, ich bin nicht Militärexperte "eigener Gnaden". Auf all meinen Urkunden steht was von Bundesrepublik Deutschland...
Edith:
Kleiner Hinweis, ich weiß ja nicht wie du das so handhabst, aber wenn mir die Bildzeitung was sagt, dann nehme ich das zur Kenntnis. Aber bei kritischen Themen nehm ich das nicht als "die Wahrheit" hin.
Dein Link zum dailystar hat so viele Tittenlinks und pseudoprominews drumherum ich bin mir nicht mal sicher ob das noch als "Nachrichtenwebsite" durchgeht.
Darüberhinaus, genau solche Meldungen sind perfekt. Schaffen Angst vor einem Weltkrieg, haben 0 Inhalt und sind wunderbar geeignet um Stimmung zu machen. Schön verschleiern wo es denn eigentlich herkommt, irgendwelche Quellen, nicht näher benannt, passen wunderbar in die derzeitige Stimmung...
British and Nato pilots have been told to take the drastic action if they are fired on by Vladimir Putin’s air force during missions over Iraq.
Ach echt...
Ganz abgesehen davon das der Artikel auf den Irak zielt, Putin derzeit imho nur in Syrien bombt.
Genausogut könnte das Russische Staatsfernsehen ein Special senden:
"Russian pilots tell the drastic Action if they are fired upon by US or UK air force during missions over Syria!"
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