Das ist für mich genau die Frage, bremst es den Fortschritt?
Ich würde einmal behaupten, dass es genau das nicht tut.
Wenn ich in 2020 eine Lizenz erwerbe (um mal das komplette Kaufen von Patenten aus dem Weg zu räumen, was sicherlich auch viele Nachteile mit sich bringt, da eben auch nur einer dann weiterentwickelt) um Produkt X nutzen zu können (Vertragsdetails sollen hier mal, Bau, Weiterentwicklung usw. sein; Lizenzen können ja auch z.B. nur grundsätzlicher Natur sein, wie z.B. die x86 Lizenz) so starte ich in 2020 mit dem aktuellen Wissensstand des anderen Unternehmens. Muss ich jedoch erst 5 Jahre in die Grundlagenforschung investieren, erhalte ich unter Umständen nach 5 Jahren ein besseres Produkt als das vergleichbare von 2020, fraglich ist hier dann, was hätte ich in den 5 Jahren aus dem Produkt machen können und dieses Produkt muss ich dann mit dem besseren Grundlagenforschungsprodukt vergleichen.
Ich glaube im Fazit können wir uns einig werden, dass meist das ursprüngliche Produkt + 5 Jahre Forschung besser sein wird, als das "Grundlagenprodukt". Sicher wird es Fälle geben, wo man mit solch einer Herangehensweise irgendwann in einer Sackgasse landet, wo man mit einer kompletten Eigenentwicklung besser dran gewesen wäre. Aber in der Theorie sollte der erstere nahezu immer vorne liegen.
Beispiel Tesla, hätten die sich nicht so komplett darauf versteift alles besser machen zu wollen als alle anderen, wäre in meinen Augen schon vor Jahren die Fertigung auf einem anderen Level gewesen. Hätten sie die Produktionsmaschinen von VW (oder sonstwem) lizensiert und genutzt, wäre die Fertigung damals vermutlich teurer als das Ziel gewesen. Aber man hätte schon damals den Markt mit richtig guten Elektroautos (das Model S ist ein richtig gutes Auto) fluten können und die Stückzahlen und die Verbreitung wären weit jenseits dessen was man liefern konnte. So aber hat man in meinen Augen Jahre verschenkt und richtig viel Glück im Markt gehabt, dass E-Autos von niemand anderem so richtig ernst genommen wurden.
Mit einer Lizensierung der Fertigung wäre Tesla meines Erachtens nach heute wahrscheinlich so etwas wie ein Fastmonopolist im E-Auto Bereich, da man die Produktionszahlen vom Jahr 2012 an bei deutlich über 30.000 EInheiten pro Jahr hätte liegen können, der Absatzmarkt wäre meines Wissens nach groß genug gewesen um eine vielfach höhere Anzahl zu verkaufen. Beim Model 3 weiß ich recht aktuell, dass z.B. im Juni 2018 rund 420.000 Vorbestellungen vorlagen, es wurden bis dahin aber nichteinmal 30.000 Fahrzeuge produziert, weil es schlicht an Kapazitäten mangelte. Man hätte sicherlich leicht 300-400 Tausend Fahrzeuge verkaufen können (nicht jede Vorbestellung endet auch in einer Bestellung). Das nur mal als Ausflug in meine Theorie, mit bestehender Technik hätte man hier schon leicht allen anderen auf Jahre hinweg entkommen sein können, so aber liegt man über zwei Jahre später bei knapp 600.000 Fahrzeugen.