Gut, wenn man sich nur um Futter für Raketenstarter sorgt und nicht um Futter für 23 Millionen Taiwanesen, vereinfacht dass die Logistik deutlich
. So zur Orientierung: Trotz Pandemie wurden letztes Jahr in den Häfen des führenden taiwanesischen Betreibers durchschnittlich*** kTEU und 130 kT Massengut pro Tag eingeführt[/URL]. Je nachdem, was da rumfährt, sind das 3 bis 10 große Handelsschiffe jeden Tag und die müssen bei An- und Abfahrt schätzungsweise je einen Tag innerhalb chinesischer Reichweite fahren. Also entweder erweiterst du deinen Iron Dome um einige 100 km Umkreis um Formosa, oder du musst zu jedem Zeitpunkt ein halbes bis anderhalb Dutzend Versorgungsfrachter zuverlässig vor Angriffen vom chinesischen Festland schützen.
Meinst du ernsthaft, China würde zivile Frachter angreifen, die unter Flagge von Drittländern fahren, also quasi der ganzen Welt den Krieg erklären?
Zudem liegt ein Drittel der Seehäfen Taiwans an dessen Nord- und Ostküste. Den dort eingehenden Seeverkehr kann China nicht blockieren, ohne zuvor Japan und die US-Pazifikflotte neutralisiert zu haben, was sie - wie wir ja bereits festgestellt haben - nicht können.
Davon abgesehen hat Taiwan Nahrungsmittelreserven für fünf bis sechs Monate Notversorgung, so jedenfalls der Stand, der vor zwölf Jahren in der Nato kommuniziert wurde. Diese Reserven dürften eher aufgestockt als verringert worden sein, so wie China in den letzten Jahren mit dem Säbel gerasselt hat. Selbst ausschließlich durch eine Luftbrücke ließe sich dieser Zeitraum verlängern, während gleichzeitig der Druck auf China anwüchse, da die technisierte Welt nun einmal auf die Produktion Taiwans angewiesen ist.
Kurz gesagt, eine Blockade, deren Durchführbarkeit bereits fraglich ist, würde die Weltgemeinschaft nicht dulden. Nicht aus Sorge um Taiwans Autonomie, sondern aus Sorge um sich selbst.
Zusätzlich zu den Schiffen, die für die folgenden Tage/von vorausgehenden ~15 Tagen quer durch den Pazifik unterwegs sind (also bis zu 300 in der Summe) und dort zumindest einen abschreckenden Schutz vor einzelnen U-Booten brauchen.
China hat 60 bis 65 Jagd-U-Boote der Song- und Kilo-Klasse (von Russland eingekauft), die meisten mit dieselektrischem Antrieb und somit überschaubarer Einsatzreichweite und Tauchzeiten. Und die sollen die recht lange chinesische Küstenlinie vor US-Booten schützen und gleichzeitig noch im Pazifik operieren und Schiffsrouten dichtmachen, ohne sich selbst zu exponieren?
Seit dem Kitty-Hawk-Zwischenfall vor knapp 20 Jahren pennt in der US-Marine niemand mehr, wenn es um China geht. Schon in späteren Manövern mit Japan und Südkorea wurde die Erkennung verbessert und erfolgreich geübt. Ich denke nicht, dass Chinea es riskieren würde, große Teile seiner U-Boot-Flotte für ein Unterfangen zu opfern, welches strategisch und diplomatisch ohnehin schon vertrackt wäre.
Wenn du nicht davon redest, nah an den Träger ranzufliegen, um auf kurze Entfernung zu feuern, wenn du "Lenkwaffen werden um so wirksamer, je dichter am Ziel sie gestartet/ausgeklinkt werde" schreibst, um eine Bedrohungslage für die Lenkwaffenträger zu beschreiben, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht, wovon du sonst redest. Eine in 600 km Entfernung ausklinkende H-6 schießt du nicht mit der Phalanx vom Himmel. Der musst du entweder eine Jägerstaffel entgegen schicken (und zwar in jede Richtung, aus der sie kommen könnte, denn bei dem geringen Abstand zum chinesischen Festland hat die H-6 keinen langen Anflugweg zur Feuerposition, auf den man noch bequem reagieren könnte), oder sie kommt ein paar Stunden später wieder und klingt die nächste Fuhre aus.
Eine Xian H-6 trägt zur Bekämpfung entfernter Seeziele CAS-1 Kraken, deren maximale Reichweite 200 Kilometer beträgt. Man kann diese sicherlich auch in 600 Kilometer Entfernung zum Ziel ausklinken; ich bezweifle aber sehr, dass das - im wahrsten Sinne des Wortes - zielführend wäre.
Und zum Anfangen von CAS-1 wird keine Staffel geschickt, das erledigen SM-2 und SM-3, die eine ganz ähnliche effektive Reichweite haben, recht zuverlässig. Die sind übrigens auch sehr effektiv gegen Kurz- und Mittelstreckenraketen, insbondere weil eine Aegis-Plattform fünfmal so viele Ziele gleichzeitig verfolgen kann, wie China überhaupt Mittelstreckenraketen hat.
Jagdflugzeuge schickt man eventuell, um sich tatsächlich die Bomber vorzuknöpfen. Es müssten ohnehin zu jedem Zeitpunkt mindestens zwei Maschinen in der Luft sein, die das - je nach Tankfüllung - sofort angehen könnten. Ob sie es auch machen, hängt davon ab, ob der fliegende Radarstand ein Bedeckung der Bomber registriert. Apropos, dasselbe Radar registriert H-6 im Idealfall bereits 120 Kilometer,
bevor diese ihre Abwurfposition erreichen, was unter Umständen eine Einladung sein könnte, sie gar nicht erst zum Schuss kommen zu lassen.
Wie gut die chinesischen Waffen sind, kann ich dabei auch nicht sagen. Aber ich glaube sie müssten ziemlich schlecht sein, wenn Salven von >100 Flugkörpern von der Nahverteidigung jedes militärischen Ziels in der Gegend mit 101%iger Wahrscheinlichkeit abgefangen werden sollen und mit wenigstens 95%iger Wahrscheinlichkeit von der Mittelstreckenverteidigung, die begleite nicht-militärische Ziele mitschützen kann. So extrem hohe Quoten sind rein technisch einfach kaum zu erreichen. Sie sind aber nötig, wenn man mit einer begrenzten Streitkraft unmittelbar vor der Haustür eines Feindes operrieren will, der bei guter Nachschuborganisation 3-4 derartige Salven jeden Tag feuern kann.
Dann müsste China allerdings erst einmal die wundersame Vermehrung von Raketen erforschen, denn in dieser Größenordnung hätten sie nur Material für zwei oder drei Salven und dann sind die Werfer für Monate und Jahre leer.
Das Problem hierbei ist, dass SM-x quasi ein Massenartikel und Exportschlager ist. Japan, Südkorea und Taiwan sowie ein operativer Verband haben wörtlich Tausende davon zur Verfügung und sie alle können über die Aegis-Plattform Zielen zugewiesen werden; dazu kommen noch SAM auf kurze und Abwehrkanonen auf kürzeste Entfernung. Wenn China tatsächlich all-in gehen würde und sein komplettes Raketenarsenal in einem massiven Schlag verheizt, kämen auf jede Waffe zwei bis vier Abwehrwaffen, die eine ähnliche Trefferwahrscheinlichkeit haben wie die Waffen, die sie bekämpfen. Das entspricht einem grundsätzlichen Verlust von einem Fünftel bis einem Drittel aller abgefeuerten Raketen, die nicht das treffen, was sie treffen sollen, während die Abschussquoten immer noch gut genug sind.
Selbstverständlich ginge trotzdem noch genug kaputt, insbesondere an ziviler Infrastruktur an Land, der auch "verlorene" Raketen zusetzen. Nur das Ziel, die militärische Schlagkraft des Gegners entscheidend zu verringern würde verfehlt, während man sich gleichzeitig - bis auf das verbleibende strategische Arsenal - quasi nackig gemacht hätte. Deshalb wird keine Nation dieser Erde solche massierten Schläge unternehmen, sondern eher versuchen, temporäre Lücken zu finden und auszunutzen, also mit einer begrenzten Menge Angriffswaffen möglichst großen Schaden anzurichten und den Gegner damit mindestens zu zermürben, wenn nicht ein vitales Ziel zu erwischen.
Huh? Die nuklearen Boote sind nicht besonders leise und wenn sie mäßig-leise sind auch nicht mehr schnell, da hast du recht. Aber seit wann haben die beschränkte Reichweiten unter Kriegsbedingungen?
Wie viele nuklear angetriebene U-Boote hat China? Bei den Jagdbooten sind das doch nur vier oder fünf und ihre strategischen U-Boote werden sie nicht ohne größte Not für die Jagd einsetzen.
Die Region sehe ich ehrlich gesagt nicht als "offenen Pazifik" an. Der erstreckt sich einige 1000 km weiter nach rechts und während Verteidiger das Problem haben, dass sich ihr Ziel irgendwo darin herumtreiben könnte, wissen die chinesischen U-Boote recht genau, auf welchen Punkt die Kurse aller interessanten Objekte zuführen.
Der Jäger muss sich auf jeden Fall dorthin, wo auch die Beute ist, was bei Booten mit begrenzter Reichweite . Geschwindigkeit und Tauchzeit die Optionen massiv einschränkt.
Den Nahbereich entlang der Inselketten komplett sauber zu halten, halte ich allerdings auch für schwieriger als von dir geschildert. Der ist definitiv nah genug für die Diesel-elektrischen und solange die langsam genug fahren, sind die trotz alter Bauweise schwer zuverlässig zu finden. Unter Szenarien wie sie z.B. für einen heißen Krieg im Nordatlantik angedacht waren, wäre das egal, weil ein mit 3-5 kn dahinschleichendes Bötchen schon extrem viel Glück haben müsste, um einen flotten Trägerverband im großen Ozean vor die Nase zu bekommen. Aber wie schon mehrfach geschildert gelten diese Bedingungen eben nicht, wenn man eine Insel belagert und sich einerseits alle militärischen Ziele in einem relativ kleinen Areal konzentrieren müssen und andererseits es ohnehin mehr um Versorgungskonvois geht.
Um einen (teil-) stationären Verband kann man gleich mehrere Sonarketten legen. Vor allem aber kann man, da man sich ja nicht verstecken muss, aktiv peilen und in den flachen Gewässern der Formosastraße ist Aktivsonar auch kaum zu unterlaufen. Ich bin keine Leuchte, was Bathymetrie angeht, allerdings scheint mir auch die Grundtopographie nicht gerade günstig für U-Bootfahrer zu sein.
Mit Seeaufklärern in der Luft und ein, zwei eigenen atomgetriebenen Jagd-U-Booten, die sich dich am Verband halten und die tieferen Schichten abdecken, bekommt man in dieser Schüssel eine hübsche Todeszone für U-Boote. Die kommen einfach nicht in Torpedoreichweite und für rohrgestützte Raketenabschüsse muss man zwar nicht auftauchen, aber zumindest auf geringe Tiefe gehen, exponiert sich spätestens im Augenblick des Abschusses und hat sofort Anti-U-Raketen an den Hacken, denen man weder ausweichen noch davonfahren kann.
WTF? Warum wohl sollte man wohl aus "australischen Gewässern" durch das südchinesische Meer, durch die Phillipinen oder durch Mikronesien durch, wenn man Fracht für Taiwan hat? Logischerweise weil man die nicht in Sydney löschen kann. Und es ist auch egal, durch welchen Kanal/um welches Kapp man nach Australien kommt. Diese Gegend wäre zwar relativ sicher, würde einem aber dem Ziel nicht näher bringen.
Doch, über die sichere Route Richtung Norden, auf der 1.) chinesiche U-Boote nicht operieren und 2.) nicht angreifen können, weil sie gar nicht wissen, welche Schiffe in diesem vielbefahrenen Gebiet womöglich für Taiwan bestimmt sind. Das wissen sie erst, wenn die Schiffe in keinen philippinischen Hafen einlaufen, sondern weiter nach Norden fahren. Und wenn sich chinesische U-Boote zwischen den Batanen auf die Lauer legen, weiß man eben wiederum auch, wo man diese als U-Boot-Jäger suchen muss bzw. hat dort einen vergleichsweise überschaubaren Korridor freizuhalten.
20 km weit kann man auch so schießen und wenn China (aus unerfindlichen Gründen und plötzlich) so freundlich zu den Staaten der Gegend sein sollte, dass es sich daran hält, dass neben eigenen Militärschiffen doch bitte auch Projektile außerhalb der 12-Meilen-Zone eines friedlichen (aber aktiv den Feind unterstützenden) Drittstaats bleiben sollten, dann müssen halt nur warten, bis das Ziel 12 Meilen nördlich der Phillipinen in internationalen Gewässern (nicht mehr) schwimmt.
Um dort Ziele anzugreifen, müsste China Bomber schicken, die sich 150 bis 200 Kilometer vom chinesischen Festland entfernen müssen - immer vorausgesetzt, sie haben überhaupt Zieldaten, denn die muss man ja auch erst einmal über eigene Aufklärer bekommen. Seeaufklärungsatelliten können ja auch nur feststellen, dass da Schiffe kommen, aber nicht sicher genug, um Seezielflugkörper in das vermutete Zielgebiet abzufeuern und darauf zu hoffen, das sie dort etwas anpeilen.
Da müsste man nur eine Handvoll Jäger patrouillieren lassen, um chinesische Aufklärer und Bomber anzugreifen, zumal sich die Philippinen unter diesen Bedingungen petzen würden. Und wenn China eigene Jäger schickt, könnten die Patrouillen schneller verstärkt werden, als diese eintreffen. Generell würden in diesem ausgeweiteten Szenario die betroffenen Drittländer zumindest erlauben, dass US-Flugzeuge bei ihnen stationiert werden - schon allein zu Abschreckung gegen eine mögliche chinesische Invasion. Es wäre also nicht nur mit den Maschinen des Trägerverbandes zu rechnen.
Ein Handelsschiff braucht 40 Stunden für die Strecke von den japanischen Hauptinseln nach Taiwan, wenn es sich die Inseln entlang hangelt, und ist die gesamte Zeit lang in Reichweite von Langstreckenflugkörpern, selbst wenn diese noch über dem chinesischen Festland abgefeuert wurden.
Womit wir wieder bei dem Problem wären: Wie soll China zwischen Japans nationalem Schiffsverkehr und dem nach Taiwan unterscheiden? Das geht auch hier erst ab dem letzten japanischen Hafen, also Yonaguni. Und von da aus ist es auch für langsame Frachter ein Katzensprung in einen taiwanesischen Hafen. Um Schiffe vorher anzugreifen, müsste sich China formal in Kriegszustand mit Japan begeben.
Sprich, Japan müsste gar nicht in den Konflikt eintreten, sondern lediglich nur als neutraler Staat darauf bestehen, dass der zivile Schiffsverkehr in seinen Hoheitsgewässern nicht gefährdet wird und gleichzeitig ablehnen, für China die Seepolizei und durchfahrende Schiffe zu kontrollieren. Beides nicht unbillig.
Ich persönlich würde ganz klar Option c) erwarten, begleitet von einer erstaunlichen Unfähigkeit der vietnamesisch/phillipinischen Radaroperatoren es zu bemerken, wenn irgend eine chinesiche Militäreinheit mal eine Abkürzung nimmt.
Ich rechne eher mit Option D:
Die betroffenen Drittstaaten bringen das Ganze vor die UN, wo dann daraus - auch wenn es eher ein Debattierclub ist - vermutlich ein Neutralitätsbeschluss wird, den China nicht blockiert, weil sonst besagte Staaten mit Sicherheit von aggressiven Absichten ausgehen und jegliche Stationierung auf ihrem Territorium erlauben, die sie bekommen können. Gleichzeitig nehmen das auch noch alle mit eigenen Großmachtambitionen, die mit China ohnehin nicht auf bestem Fuß stehen, also zum Beispiel Indien, zum Anlass, sich als "Beschützer der Schwachen" in Südostasien zu profilieren. Sogar Russland, obwohl derzeit auf Kuschelkurs mit China, wird bestrebt sein, mäßigend einzuwirken, weil sie keine Unruhe vor der Haustür wollen.
Und dann ist es an China, ob sie den Dritten Weltkrieg auslösen oder lautmalerisch "im Geiste der Harmonie und des stetigen Strebens des chinesischen Volkes unter der gütigen Partei" alles auf Vorkriegspostionen zurückfahren und gleichzeitig auf Schärfste "das imperiale Bestreben der USA verurteilen, ohne deren Akt der Aggression es niemals so weit gekommen wäre" und betonen, dass "die Zugehörigkeit Taiwans zur Volksrepublik für jeden klar denkenden Menschen nunmehr außer Frage stehen würde., weil sie sich ja nicht einmal allein verteidigen könnten" . Russland wird brav darin einstimmen und Extrapunkte in China sammeln, Indien mit stolzgeschwellter Brust seine Rolle als Verteidiger Südostasiens und des Friedens sowieso feiern und die restliche freie Welt den Vorfall nach ihrer Sicht bewerten.
Bei Wahl der zweiten Option reden dann ein paar wichtige Leute aller feindselig beteiligten Nationen für ein paar Wochen oder Monate nicht mehr miteinander, bevor man wieder zur Tagesordnung übergeht.
Meine persönliche Annahme ist weiterhin sogar das Gegenteil: China will kein Taiwan (weil das in erster Linie Ärger bringt), aber China will die Verhandlungsmasse "Taiwan wieder mehr Ruhe lassen", wenn sie um 5:45 die Grenzziehungsfrage im südchinesischen Meer endgültig klären.
Darin stimmen wir 200%ig überein
Siehe auch meinen ersten Kommentar zu dem Thema: Für China ist Taiwan eine Art Brücke zum Westen, die viel zweckmäßiger ist, wenn man sie umstritten lässt und lediglich in regelmäßigen Abständen daran erinnert, wem sie vorgeblich gehört. Sozusagen eine Geisel, die in so ziemlich allen Belangen außer dem stillen (!) Wunsch nach Freilassung mit ihrem Geiselnehmer kooperiert.