Dann muss man kritisch bewerten, ob die Spieleauswahl "sinnvoll" war. Spiele, die mit zehn Threads nicht sinnvoll umgehen können, profitieren auch nicht davon.
Bei einer Auswahl von 16 Titeln aller erdenklichen Genres und Engines wird meines Erachtens die Realität des Spielemarktes sehr gut abgebildet. Darunter sind schließlich auch Titel, die bekanntermaßen sehr gut bis überdurchschnittlich auf mehr Kerne/Threads ansprechen, beispielsweise "Assassin's Creed: Valhalla", "Shadow of the Tomb Raider", "Cyberpunk 2077", "Tom Clancy's Rainbow Six Siege", "Red Dead Redemption 2", "Death Stranding" und "Hitman 2".
Wer ganz bestimmte Titel, Genres etc. im Visier hat, wird sich natürlich die Einzelergebnisse stärker anschauen als den Durchschnitt. Ich habe das spaßeshalber gemacht und wenig cpu-lastige Titel ausgeklammert, dann klassischer Dreisatz mit Adam Riese und Eva Zwerg, und das Bild ändert sich nur marginal.
Der Knackpunkt ist: Spiele skalieren nicht mit Kernen, sondern mit CPU-Leistung - und die kann sich unterschiedlich zusammensetzen. Eine höhere IPC kompensiert weniger Cores/Threads, während mehr Cores/Threads eine geringere IPC ausgleichen.
(Das gilt natürlich nur, wenn in beiden Kategorien ein gewisses Minimum nicht unterschritten wird: Ein FX-9590 kann trotz zahlreicher Kerne/Threads/Module/Whatever und hohem Takt nichts reißen, weil die IPC einfach zu gering ist. Ebenso wird selbst ein bis zur Kotzgrenze übertakteter Intel-Vierkerner nicht mehr viel reißen, weil es an Kernen/Threads fehlt.)
Ich argumentiere so. Der Intel Zehnkerner ist jetzt in allen Spielen völlig "ausreichend" und hat genau dann Reserven, wenn denn Spiele die zehn Kerne nutzen. Das könnte in Zukunft mehr werden. Auch ein i9-10850K wird noch viele viele Jahre Spaß bringen und er ist billiger als ein AMD Achtkerner.
Das sehe ich auch so.
Mein Argument war allerdings eher, dass ich es kritisch betrachte, wenn Intel jetzt ein Flaggschiff mit weniger Kernen bringt, also genau das absägt, was ihr Boot gegenüber der technisch derzeit überlegenen Konkurrenz über Wasser hält. Denn dass Rocket Lake jetzt mal eben 20% mehr IPC ohne nennenswerte Veränderungen bei Architektur und Fertigung liefert, glaube ich erst, wenn ich's sehe.
Ich vermute derzeit - aufgrund der natürlich noch unvollständigen Informationen - genau das, was auch einige Andere hier schon geäußert haben: Intel hat die Kernanzahl reduziert, um sich noch etwas mehr Spielraum zum Drehen der Taktschraube (all-core) zu verschaffen. Davon werden etliche Spiele ganz klar profitieren, insbesondere wenn sie mit mehr als 6C/12T (und äquivalent) noch gar nicht so viel anfangen können.
Andere hingegen werden das eher abstrafen, denn höherer Takt erhöht die Leistung nicht einmal linear. Sprich, selbst zehn Prozent höhere Taktraten äußern sich nicht unbedingt in zehn Prozent mehr fps.
Übrigens ist der 10850K für 425 Euro nur geringfügig günstiger als ein 5800x für 460 Euro, der seine höhere Leistung auch auf einem gutem B550-Board entfaltet und auch noch die geringere Leistungsaufnahme hat. Dass schon der 5600X für 345 Euro mit dem 10900K (also auch mit dem 10850K) gleichzieht, versäuert das Bild noch weiter.
Man muss hier meiner Meinung nach klar unterscheiden, ob eine Neuanschaffung geplant oder ob die CPU bereits vorhanden ist. Wer einen 10xx0K besitzt, braucht diesen noch für geraume Zeit nicht zu ersetzen. Wer sich allerdings in diesem Leistungssegment neu eindecken will, muss die blauen Verpackungen schon sehr liebgewonnen haben, um nicht in Richtung AMD zu gehen - trotz der immer noch leicht über UVP liegenden Preise.
Im Einsteigersegment sieht's aber schon wieder ganz anders aus, da hat Intel mit dem 10400F für 145 Euro derzeit den ungeschlagenen Preis-/Leistungssieger am Start. Für vergleichbare Leistung aus dem AMD-Lager muss man da locker 40 bis 50 Euro mehr hinblättern, die der budgetorientierte Spieler dann doch lieber als kleines Trostpflaster gegen die derzeit für GPUs aufgerufenen Preise verwendet.