Zeichentrick für Kinder hat nichts mit Anime zu tun. Tom&Jerry gab es z.B. lange vor Anime und werden auch nicht so bezeichnet. Anime ist animierter Manga mit Ursprung aus Japan. In Deutschland war Heidi in den 70ern die erste Anime Serie im TV (ja, wurde in Japan produziert), daher der Fehlglaube, Anime wäre für Kinder.
Das Genre insgesamt ist alles andere als kindgerecht. Mein erster echter Anime war
Akira, diesen FIlm würde niemand einem Kind zeigen wollen. Als Gen-Xler würde ich mich als gemäßigten Anime Fan bezeichnen, wobei mir moderne Serien wenig geben.
Also kurz gefasst: Anime ist einfach Zeichentrick bzw. eine animierte Serie aus Japan. Lässt man mal Disney und Nickelodeon außen vor, gibt es durchaus Serien, die nicht kindgerecht sind. Drawn Togehter oder die Boondocks und etliche mehr animierte Serien, die auch ernstere Themen haben oder einfach ausnutzen, was in Realverfilmungen einfach kaum möglich ist.
Sonny Boy mit seiner bizarren Logik ist etwas, das einfach kaum mit realen Schauspielern und Kameras abzubilden wäre ohne die Serie anschließend mit massiv CGI auszufüllen.
Große Filme wie
Your Name finde ich für alle Altersgruppen passend. Wer auf dem Standpunkt steht animiert = Kinderserie steht, liegt einfach falsch.
Umgekehrt muss ich aber auch sagen, dass Anime teilweise wirklich stupide geworden sind. Seit Sword Art Online boomt das Isekai Genre (Hauptcharakter wird in eine fremde Welt geworfen, gerne mit MMO Elementen) und gefühlt versucht man sich mit den absurdesten Konzepten zu toppen: Normaler Held, Anti Held, Hauptcharakter wird zum Monster, Hauptcharakter wird zum leblosen Objekt...
Grundsätzlich findet man die selben Schemata ständig wieder. Der klassische Harem Anime mit seinen typischen Charakter Stereotypen (die Schüchterne, die Wilde, die kleine Schwester, die Widerwillige...) vergisst auch schnell seinen Plot und bringt die üblichen Episoden wie z.B. die Onsen Episode unter, damit der Hauptcharakter und die Zuschauer mal etwas nackte Haut sehen dürfen. Dicke Brüste müssen auch nicht immer sein, wenn es ein seriöser Anime ist. Death Note oder Monster sind großartige Werke, die ernsthafte Themen und Konflikte behandeln. Da macht es eigentlich keinen Unterschied, ob es real verfilmt ist oder ein Anime. Der Vorteil beim Anime sind einfach die künstlerischen Möglichkeiten der niedrigeren Framerate und 2D Darstellung.
Serien wie Cyberpunk 2077 oder Aggressuko und allgemein Netflix und Streaming haben ggfs. ordentlich dazu beigetragen, dass Anime deutlich zugänglicher wurde.