"Kein Geld" so pauschal ist sicherlich nicht ganz richtig, aber die haben halt andere Prioritäten und müssen weiteres Wachstum anstreben, denn die Vorteile, die man aus der fertigungstechnischen Führerschaft durch den Einkauf bei TSMC über die Jahre hatte, werden bald entfallen.Ich denke, dass AMD einfach kein Geld hat, um einen neuen Kern zu bauen. Die haben schon genug Probleme, mit Intel und Nvidia mitzuhalten. Eine neue Mikroarchitektur kostet viel Kohle und Zeit, und wer weiß, ob die sich überhaupt lohnt. Vielleicht kommt ja was Besseres in ein paar Jahren. AMD macht halt das Beste aus dem, was sie haben: ein bisschen am Design schrauben, die Fertigung optimieren und auf architektonische Spielereien verzichten. Das ist zwar nicht ideal, aber besser als nichts. Mal sehen, wie die Chips sich schlagen werden.
Darüber hinaus, eine neue Mikroarchitektur wird so oder so gesichert kommen und die Grundlagen sind auch schon festgezurrt, wenn man die letzten Interviews diesbezüglich berücksichtigt. Hierbei ist nur zu beachten, dass solche Entwicklungen Jahre vorher beginnen.
Abschließend, wie gesagt, es hängt von der Marktentwicklung ab und es kann durchaus sein, dass wenn der Markt in bestimmten Szenarien nach noch mehr Effizienz giert, AMD diesem Verlagen nachgeben oder aber das betreffende Marktsegment aufgeben muss.
So etwas wie die Eierlegendewollmilchsau gibt es auch in der Halbleiterbranche nicht, d. h. wenn etwas extrem durchsatzstark und/oder funktionsreich sein muss, kann es nicht gleichzeitig hochgradig effizient sein, sprich bis zu einem gewissen Grad kann man zwar versuchen mit nur einem Design alle Märkte zu bedienen, sobald aber Konurrenten (hier den Plural beachten, da auch die ARM-Designs hier eine relevante Rolle spielen) hier bzgl. der Effizienz alle Register ziehen, muss man nachziehen oder den Hut nehmen. Und das Nachziehen sollte man nach Möglichkeit vermeiden, sprich man sollte vorbereitet sein und mitziehen, sodass ich davon ausgehe, dass man im Hintergurnd, wenn auch derzeit möglicherweise nur in einem Kleinteam durchaus Möglichkeiten evaluiert ob und wie man mit einem entsprechenden Design aufwarten kann.
Ich sprach hier von dem voraussichtlich maßgeblichsten Grund und das sind mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit derzeit die dafür notwendigen Entwickungskosten.Ich bin nicht deiner Meinung. Es gibt viele Gründe, warum man sich gegen eine neue Mikroarchitektur entscheiden könnte, die nicht nur mit dem Preis zu tun haben. Zum Beispiel könnte es technische Herausforderungen geben, die eine solche Umstellung erschweren oder verzögern. Oder es könnte strategische Vorteile haben, die bestehende Architektur zu optimieren und zu verfeinern, anstatt ständig etwas Neues zu entwickeln. Oder es könnte einfach eine Frage des Geschmacks sein, welche Art von CPU man bevorzugt. Ich finde es unfair, AMD als Budget-Lösung abzustempeln, nur weil sie nicht jedes Jahr eine Revolution auf den Markt bringen. Sie bieten immer noch eine sehr gute Leistung und Effizienz für viele Anwendungsbereiche und haben sich einen loyalen Kundenstamm erarbeitet. Ich denke, du solltest deine Argumente etwas differenzierter betrachten und nicht nur auf die Watt-Zahlen schauen.
"strategische Vorteile": Unterschiedliche Marktsegmente haben teilweise deutlich unterschiedliche Anforderungen. Wenn du hier nur mit einem einzigen Produkt aufwartest und das in alle Märkte zu pressen versuchst, wirst du immer in Schwierigkeiten kommen, weil deine Konkurrenten maßgeschneiderte Lösungen bieten. Diesen absatztechnischen Nachteil kannst du bspw. gegenrechnen gegen die eingesparten Entwicklungskosten für ein oder meherere, zusätzliche Designs, also erneut Kosten. Darüber hinaus, wenn du für ein spezielles Segment derart ungünstige Betriebseigenschaften mitbringst aufgrund deines OneSizeFitsAll-Ansatzes, wirst du gezwungen sein, dein Produkt über den Preis in den Markt zu pressen. Auch das ist suboptimal, da es dir auf die Marge schlägt, also wäre die Frasge wie günstig du entwickeln und fertigen kannst ... hier einen nennenswerten Vorteil für AMD anzunehmen erscheint jedoch nicht plausibel.
"technische Herausforderungen": Würde ja in dem Sinne nur den Einführungszeitpunkt betreffen, würde ggf. auch implizieren, dass man sehrwohl daran arbeitet ... darüber hinaus sitzen bei AMD aber keine Amateure, die nicht wissen wie man CPUs entwickelt und deren grundsätzliche Aussage, über die wir hier gerade reden, habe ich nicht so verstanden, dass es hier nur um ein oder zwei Quartale geht, sondern dass man so schnell keine eigene, spezialisierte Mikroarchitektur hierfür zu sehen bekommen wird, d. h. ich gehe hier von Jahren aus und das wären weniger technische Herausforderungen sondern man hätte das Projekt komplett in den Sand gesetzt oder den Markt nicht richtig eingeschätzt und viel zu spät mit der Entwickung angefangen ... Wie schon gesagt, ein Teil ihres R&D wird sicherlich an derartigem arbeiten, nur sehen die vermutlich noch nicht die wirtschaftlichen Gegebenheiten ...
"eine Frage des Geschmacks sein, welche Art von CPU man bevorzugt": Wer ist hier "man"? Ich hoffe nicht, dass du AMD meinst, denn hier gilt grundsätzlich, dass wenn man am Markt vorbei entwickelt, man Verluste einfährt oder gar gleich weg vom Fenster ist. Darüber hinaus, auch auf dem Desktop und selbst im Gaming kann man Effizienz-Kerne sinnvoll einsetzen. Hybridarchitekturen haben auf dem PC gerade erst Einzug gehalten, da ist noch viel Luft nach oben, auch SW-seitig.
"unfair, AMD als Budget-Lösung": Eine deratige Bewertung hat nichts mit Fairness zu tun und diese ist auch in keinster Weise abwertend. Es ist nun einmal schlicht so, dass der Enthusiasten-Markt, der für sein Traumsystem nahezu bereit ist jeden Preis zu zahlen, sehr klein ist. Alle anderen schauen auf die eine oder andere Art auf den Euro und dementsprechend wird hier auch vielfach zu AMD gegriffen (was keinesfalls die Vorzüge von deren Produkte nivellieren soll). Hast du dir mal überlegt, warum man immer wieder so massive Preisnachlässe bei den AMD-Produkte bekommt? Als Tipp, das "A" in AMD steht nicht für Altruismus. Die Nachlässe sind schlicht für den erforderlichen Absatz notwendig. Beispeislweise bei den AMD-GPUs ist das ein regelrechtes Trauerspiel. Man bietet eine durchaus gute Rasterizer-Leistung an, gleich viel oder mehr VRAM und ist günstiger und muss dennoch mit der Zeit nochmals viel günstiger werden um die Produkte absetzen zu können.
In 2021 mit Corona und den Marktenpässen bei RDNA2 war es bspw. ganz extrem. Die nVidia-Produkte waren maßlos überteuert, die AMD-Produkte waren auch überteuert aber dennoch relativ gesehen viel billiger als die der Konkurrenz und dennoch wurden diese kaum gekauft, sodass man keine Marktanteile gewinnen konnte bzw. in eingen Quartalen gar noch Marktanteile verlor. Dagegen der "normale Menschenverstand" hätte in einer naiven Sichtweise angenommen: viel billiger als die Konkurrenz, in Teilen vergleichbare Leistung und mehr VRAM, ein no brainer ... aber nein, so schaut der Markt da halt eben nicht drauf und einer der pausiblen *) Bausteine für eine Erklärung ist nun einmal , dass ein nennenswerter Teil der AMD-affinen Käuferschaft zu diesen hohen Preisen schlicht nicht bereit war zu kaufen, wohingegen nVidia dennoch ob der wahnsinngien Preise gekauft wurde.
*) Und notwendigsten Bausteine, denn die technischen Eigenschaften der Produkte alleine können dieses Marktverhalten nicht erklären.
**) Ergänzend vielleicht noch, dass es in Bezug auf einen Mrd.-Dollar-Konzern wie AMD kein "(un)fair" geben kann aus unserer Konsumentensicht. Diese Firma bedient Märkte und keine Einzelpersonen und sie verhält sich ebenso auch wie keine, auch wenn so manch einer gerne verklärt auf deren CEO schauen mag, aber unterm Strich arbeitet dieser nach den gleichen Mechanismen und Prinzipien wie die CEOs von anderen vergleichbar großen Konzernen. Der wesentliche Unterschied ist vielmehr, dass die Firma sich in den jeweiligen Segmenten in anderen Marktsituationen wiederfindet als ihre Konkurrenz und dementsprechend muss sie hier zwangsweise anders agieren um am Markt bestehen zu können. Das verwechseln manche gerne mit Eigenschaften, die man eher eine realen Person vorbehalten sollten, aber sicherlich nicht solchen Konzernen.