Ich bin kein Porsche Fan, aber ich mag NFS Porsche. Ich finde Ferrari und Lamborghini wesentlich eleganter als Porsche, aber wie gesagt ich liebe dieses Spiel weil es schlicht und ergreifend perfekt gemacht wurde und nicht wegen Porsche. Warum ist das so?
Das Spiel ist von 2000, die Grafik noch immer sehr gut und man erlebt definitiv die innovativste und interessanteste Einzelspieler-Karriere der Rennspiel-Geschichte! Im Werksfahrer-Modus fühlst du dich wirklich wie ein Mitglied im Porsche-Team. Team-Mitglieder wirken, wenn Sie dich vor eine Prüfung stellen, wie real existierenden Personen und du bekommst echte Verantwortung im Team. Dort musst du herausfordernde Missionen meistern, die nicht nur einfache Rennen sind! z.B. musst du eine Lieferung in einer bestimmten Zeit zum Hafenviertel bringen, dich dabei nicht von der Polizei erwischen lassen und keinen Schaden verursachen, um danach wieder heil zurückzukommen, oder du musst Slalom um Pylonen fahren, eine 360°-Drehung innerhalb der Pylonen machen, dann rückwärts weiter zu den nächsten... Der Werksfahrer ist voller durchdachter Prüfungen!
Im Evolution-Modus wirst du durch die Geschichte von Porsche fahren, dein eigenes Geld verdienen, dein eigenes Auto kaufen und stolz in deine Garage stellen. Man wird nicht zugeworfen mit Belohnungen, deshalb hat man nie das Gefühl, "ein" Auto zu fahren, sondern immer "mein" Auto, wo du Ersatzteile einbauen kannst, um die Performance zu verbessern (z.B. ein Kaltluftansaugsystem, 3.6l Turbo-Motor, Regenreifen für Nässe und Schnee etc.) und du kannst alle technischen oder mechanischen Eigenschaften anpassen. Das detaillierte Schadensmodell macht die Karriere noch interessanter. Dein Auto wird nicht automatisch nach einem Rennen repariert - es bliebt beschädigt und du musst es früher oder später gegen Geld reparieren lassen. Du kannst genau auswählen, was du reparieren möchtest, wenn du genug Geld hast. Wenn nicht, dann gehst du mit deinem beschädigtem Auto ins nächste Rennen! Beim Kauf eines Autos kannst du zwischen Neuwagen und Gebrauchtwagen wählen, kaufen und verkaufen, reparieren und ein Preisangebot bestimmen, schauen, ob das Spiel, dein Angebot annimmt. Die Fahrphysik ist ziemlich realistisch, es ist nicht wie in einem Arcade-Racer, NFS Porsche ist mehr wie eine Simulation. Aber die Physik von Porsche ist nicht ZU gewöhnungsbedürftig wie die eines iRacing oder rFactor, aber dennoch nicht zu leicht! Immer noch eine Herausforderung mit realistischem Fahr- und Geschwindigkeits-Gefühl. Man merkt dem Spiel an, dass es eher für eine Nische von Erwachsenen gemacht ist und kein Mainstream-Müll wie das neue NFS Most Wanted zum Beispiel. Auch die Musik ist fantastisch und könnte nicht besser in die einzigartige Atmosphäre des Spiels passen. Während im Hauptmenü eine Art Techno/Ambient zur Untermalung dient, ist die Hintergrundmusik in den Rennen besonders einzigartig (Ich habe noch nie zuvor diese Art von Musik in anderen Medien gehört). Die Musik erinnert mich jedes Mal an die lange schöne Zeit mit dem Spiel.
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Gute Rennspiele werden immer seltener. Heute macht EA nur noch Spiele, die der Mainstream will, ohne eine starke Vision, dafür stumpfsinnig und einfach, um jedes Jahr schnell an Geld zu kommen. Auf der anderen Seite gibt es Hardcore-Simulationen, aber die fast alle nur auf geschlossenen Rennstrecken fahren. Es gibt tatsächlich keine Rennsimulation mit Landschaften oder sogar offener Welt. Die "World Racing" Serie scheint hier die einzige Ausnahme zu sein. NFS Porsche hat zwar keine offene Welt, aber dafür einige der schönsten Strecken, durch die man fahren wird. Die meisten Regionen liegen in Frankreich und Deutschland, es gibt wunderschöne Landschaften durch die Normandie, Pyrenäen, Alpen, Corsica, Auvergne, Schwarzwald, Cote d' Azur und auch schmutzige Industriezonen (wie du auf dem Bild erkennst), was eine ausgezeichnete Atmosphäre und Fahrerlebnis verursacht. Jeder Ort sieht anders aus und es gibt ein Wetter-System, welches die Fahrphysik der Autos beeinflusst. Ich könnte nicht aufhören zu reden, wie gut das Spiel ist! Solche Spiele sind wirklich selten heute. Ich frage mich, warum die meisten der großen AAA-Spiele, die Millionen von Budget erhalten nur in einem weiteren Mainstream-Müll enden, während die kleinen Indie-Studios ohne Budget in der Lage sind, die besten Spiele zu produzieren. Und das ist es auch, warum die NFS-Serie von den gleichen Leuten ruiniert wurde, die sie einst erschaffen haben! Das Problem ist, dass gute Spiele ungesehen sind. Ich bin sicher, wenn du heute in eine Schule gehst und einen 12-jährigen Schüler auf Need For Speed ansprichst, würde er nicht einmal wissen, was NFS Porsche ist. Die meisten Leute denken, das erste Spiel war Underground oder Most Wanted. Dabei stellen die originalen Klassiker mit Abstand den Höhepunkt der Serie dar. Underground hat mir zwar gefallen, aber seitdem die Serie zum Fun-Racer gemacht wurde, wurde alles immer schlimmer. Und wo wir heute gelandet sind, sieht man ja an Carbon, Undercover, The Run, Hot Pursuit und Most Wanted. All diese Spiele sollten wohl besser zur Burnout-Reihe gehören, aber da ist kein wahres NFS mehr drin!
Daher spiele ich heute nur noch die guten alten Klassiker und genieße sie auch noch nach 15 Jahren so sehr wie damals!
Hot Pursuit (2010) mag vielleicht mehr Fun machen, aber genau das ist es, warum die Serie zu einem dämlichen Action/Fun-Racer verstumpft wurde. Ich kann dieses "Racers vs Cops" nicht mehr ertragen, genauso wenig wie diese einfallslose Landkarten-Karriere, wo man ein Event nach dem anderen abspult. Man wird zugeworfen mit Belohnungen, was dazu führt, dass man keinen Bezug zu seinem Auto aufbaut. Stattdessen bekommt man alle Autos gleich vom Spiel "geliehen".
Das Fahrerlevel-System ist das billigste, was ich mir vorstellen kann. Ein absolutes No-Go! So etwas gehört ja nicht einmal in ein Rollenspiel. Und diese ganzen XP-Punkte, die einem jede 5 Sekunden fett auf den Bildschirm ploppen, nur weil man gerade irgendwie was rasantes gemacht hat, ist schon arg schlechtes Design und ein ganz großer Immersion-Killer. Man wird ja sogar für Unfälle und Sachschaden belohnt! Früher wurde so etwas als "Fahrfehler" bestraft! Aber das würde heutzutage den 11-Jährigen Kiddies ja den "Spaß" rauben!
Landschaftlich macht das Spiel viel her. Die Orte sind wunderschön. Allerdings lassen die Strecken, die allesamt nur auf stumpfe Highspeed-Raserei ausgelegt sind, kein spannendes Spielerlebnis zu. Man kann mit 300 km/h ohne Probleme in die Kurven driften, ohne die Bremse benutzen zu müssen. Die Straßen sind sehr breit und es geht fast ständig gerade aus. Also sehr langweilige Strecken, was bei den so schönen Locations wirklich sehr schade ist. Eine anständige Fahrphysik ist leider auch zu viel verlangt. Und genau die wäre bei einem Rennspiel enorm von Bedeutung.
Das Spiel verstößt sozusagen gegen jegliche Prinzipien, die ein gutes Rennspiel ausmachen würden. Und das ist nicht nur meine Meinung, sondern wenn man sich in dem Bereich etwas auskennt, ist das Fakt. Es mag ja sein, dass das genau das richtige Spiel für eine flotte LAN-Party ist, wo man selbst als Raser die Polizei mit Waffen bekämpfen kann (was für ein Quatsch) aber spielerisch ist es einfach nur grottig. Es hat nicht mal ansatzweise den Tiefgang von NFS Porsche, welches ja wirklich ein ernstzunehmendes und vor allem authentisches Spielerlebnis mit Sinnhaftigkeit bietet anstatt wild draufloszurasen und die Sau rauszulassen.
Das Problem ist, dass NFS zu einem Fun-Racer verstumpft wurde, um der Breiten Masse (Mainstream) gerechter zu werden. Viele glauben zwar, dass NFS schon immer ein Arcade-Racer war, aber das ist schon mal falsch. The Need for Speed SE (1996) ist offiziell als Simulation eingetragen. die Physik wurde damals mit der Zeitschrift Road & Track entwickelt, wobei echte Wagedaten genutzt wurden um es so realistisch wie möglich zu machen.
Damit wollte man folgende Ziele erreichen (aus dem offiziellen Handbuch entnommen):
- Detailreichtum und Realismus.
- Herausragendes Realitätsmodell mit echten Fahreigenschaften.
- Unterschiedliche Handhabung der einzelnen Wagen.
- Ohne ABS und Schlupfregelung kann das Auto ins Schleudern geraten.
Dies sind für mich eindeutige Begriffe, die erwähnen, dass es zur damaligen zeit eine Simulation war.
Vielleicht sieht man es heute nicht mehr als Simulation an, weil es mittlerweile deutlich realistischere Simulationen gibt (die Technik geht eben immer weiter).
Offiziel sind TNFS, Porsche, ProStreet, Shift & Shift 2 Unleashed als Sim eingetragen!
Die Physik in NFS Brennender Asphalt war Arcade, jedoch auch mit Sim Eigenschaften, zum Beispiel wegen dem Wetter und Schadensmodel das visuelle sowie physikalische Effekte zur Auswirkung hat.
NFS Porsche wurde dann wieder als eine reine Simulation rausgebracht.
Außerdem bietet NFS-II-SE einen Simulations-Modus. Nur weil standardmäßig Arcade eingestellt ist, heißt das nicht, dass es automatisch ein Arcade-Rennspiel ist. Man konnte, wie bei World Racing (2003), zwischen Arcade und Simulation wählen. Natürlich wurde das Bestmögliche seinerzeit realisiert. Heute sind viel genauere Physikberechnungen möglich als zu Zeiten von Windows 95.
TNFS ist keine Hardcore-Simulation, das ist richtig. Jedoch ist eine Simulation nicht umso realistischer, je anspruchsvoller sie ist. NFS hatte immer eine gute Balance zwischen Simulation und Arcade. Und immer ein glaubwürdiges Fahrgefühl. Es wirkte nie wie ein Fun-Racer, sondern stets wie ein authentisches Rennspiel mit echten Edelkarossen.
Erst seitdem es in Most Wanted mit dem "Sachschaden" anfing, wo man für das Fahren wie eine Wildsau auch noch belohnt wurde, hat die Serie an Glaubwürdigkeit verloren und das ganz unabhängig von der Physik. Das Gameplay wurde eben immer beschissener und hat NFS zu einem stumpfen Fun-Racer werden lassen. Denn auch in den meisten Nachfolgern bis einschließlich Rivals gibt es immer und immer wieder das gleiche dämliche Gameplay serviert.
Dass angeblich so viele einem Underground 3 nachheulen ist auch nicht ganz richtig, denn in Wahrheit haben sich die meisten Fans der originalen Klassiker mittlerweile von der Serie abgewandt, weil sie den Glauben an ein spielenswertes NFS verloren haben. Insgeheim würden sich aber viele ein Spiel der alten Tugenden zurückwünschen. Es gibt durchaus welche, die finden diesen Gangster-Stil mit kitschig bunten Spoiler und Neon bling bling einfach nur albern prollig.
Um ehrlich zu sein, haben mir die Underground-Teile als eine Abwechslung sehr gut gefallen, und das obwohl ich getunte Hondas auch kitschig finde. Jedenfalls gab es eine spannende Karriere mit eigenen Autos und viel Schrauberei. Jedoch stünden für mich andere Prioritäten auf der Liste, die NFS zurück zu den Wurzeln führen sollten und die heute auch generell eines der schönsten und innovativsten Rennspiele überhaupt vermissen lassen.
Das ist es, was NFS kaputt gemacht hat.